Natur

Sensenkurs im Kehler Rheinvorland

Nina Saam
Lesezeit 4 Minuten
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07. Juli 2020

Bevor gemäht wird, erläutert Roland Reminder, worauf es ankommt: die richtige Einstellung der Sense und die Schärfe des Sensenblatts. ©Nina Saam

Rasenmäherkrach ist nicht jedermanns Sache. Wie man zu Großvaters Zeiten die Sense schwang, um dem Wildwuchs Herr zu werden, konnte man am Samstag in einem Workshop des Nabu lernen. 

Dass Streuobstwiesen für die Artenvielfalt eine große Rolle spielen, dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben. Auch in Privatgärten wird so mancher mehr oder weniger Englische Rasen in eine blühende Wiese umgewandelt, die vielen Tier- und Pflanzenarten eine Heimstatt bietet und nur zweimal im Jahr gemäht werden muss. Besonders naturnah geht das mit der Sense. Doch dass das eine Wissenschaft für sich ist, zeigte der Mäh-Workshop des Nabu Kehl mit „Sensenmann“ Roland Reminder aus Seebach.

Mehr als ein Dutzend Interessierte, davon zwei Drittel Frauen, waren zum Naturerlebnispfad im Rheinauenwald gekommen, wo sich die Naturschützer um eine Streuobstwiese der Stadt kümmern. „Wir pflegen 15 Hektar Wiesen, zwei Hektar davon sind Obstwiesen“, erklärt Gérard Mercier vom Nabu. Gerade unter tiefhängenden Ästen sei die Sense eine gute Alternative zum Balkenmäher, dazu noch umweltfreundlich, ohne Krach und Benzingestank, meint er. Reminder zeigt, dass das Sensen auch für größere Flächen geeignet ist: Schritt für Schritt geht er mühelos durchs hohe Gras, es zischt nur leise, wenn der blitzende Stahl die langen Halme umlegt. Der gelernte Sanitärfachmann und Hufschmied ist vor zehn Jahren zum Sensen gekommen: „Ich war auf der Europameisterschaft in Enzklösterle, das waren richtige Profis,“ erzählt er. „Da wollte ich dazugehören.“ 

Inzwischen kommen die Profis zu ihm, in seine Werkstatt nach Seebach, wo er nicht nur Sensen verkauft, sondern sie auch auf den jeweiligen Besitzer einstellt und dengelt. Denn das lernen die Sensen-Neulinge als Erstes: Nicht das Mähen ist die Kunst, sondern die Einstellung und das Schärfen des Arbeitsgeräts. Der Sensenworb, so heißt der Griff, muss zur Körpergröße des Mähenden passen, ebenso der Winkel des Sensenblatts zum Worb. Genauso wichtig ist es, die Sense scharf zu halten: Nach vier bis fünf Stunden reiner Mäharbeit muss nachgedengelt werden. Beim Dengeln wird die Schneidkante des Sensenblatts durch gezielte Hammerschläge ausgedünnt und geschärft. „Das Licht darf sich auf der Kante nicht mehr brechen“, sagt Reminder. Drei Dengeldurchgänge sind nötig, bis die nötige Schärfe erreicht ist – und mit der das anschließende Mähen auch Spaß macht. Eine Stunde sollte schon dafür eingeplant werden: „Wer’s schneller macht, der schludert“, so der Fachmann. Selbst Wellen, Risse und Scharten in der Schneidkante lassen sich durch das Dengeln reparieren. Den Kursteilnehmern rät er allerdings, es zunächst an Stahl- oder Kupferblechen oder an alten Sensenblättern vom Flohmarkt zu üben. 

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Die Sense pfeift

Nach der Materialkunde geht es an die Wiese: Der Unterschied zwischen den blitzenden Sensen des Fachmanns und den von einigen Teilnehmern mitgebrachten Gerätschaften ist hörbar: „Wenn die Sense scharf ist, hört man sie pfeifen“, sagt er. Mit dem richtigen Gerät haben die meisten die Technik schnell raus.

Steffi Baumann hat den Rasen in ihrem Garten zur Wiese umfunktioniert und überlegt, auf Handarbeit umzusteigen – und hat die Sense ihres Großvaters zum Treffen mitgebracht. „Der Opa hatte früher Stallhasen und hat damit immer Grünfutter geholt“, erzählt sie. Opas Sense allerdings passt nicht zu ihrer Größe, weshalb ihr der Fachmann zu einer neuen rät. Eine gute Sense schlage mit etwa 150 Euro zu Buche, eine Investition, die sich lohne: „Das ist eine Anschaffung fürs Leben“, sagt er. 
Auch Clarisse Kauber hat einen naturnahen Garten – und keinen Rasenmäher. „Mein Mann macht das schon länger mit der Sense, aber das Ergebnis ist nicht so toll“, sagt sie. „Mir war nicht klar, wie wichtig das Dengeln und Schleifen ist.“ Fehlende Geduld und Zeit für die Pflege des Arbeitsgeräts ist für Reminder der Grund, warum die Sense in Vergessenheit geraten ist. Für ihn gibt es nichts Besseres: Im Gegensatz zum Rasenmäher mache sie einen glatten Schnitt, was die Wunde am Grashalm schneller verschließe und das Gras schneller wachsen lasse. Auch sei das Naturerlebnis ungestört: „Wenn ich mähe, höre ich die Vögel zwitschern und das Gras duftet“, sagt er.

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