„Soul Affair“ tritt im Kehler Calamus auf
„Soul Affair“ spielte in der Reihe „Spät Sommer Event“
Das Konzept „Kulinarischer & musikalischer Genuss“ wird inzwischen von etlichen Unternehmern aus der Region mit Erfolg angewandt. Das Calamus zieht das Publikum ebenfalls mit einer sehr guten Küche an, die mit fantasiereichen Kreationen überrascht.
Worum man aber das Calamus in den Corona-Zeiten nur beneiden kann, ist Raum: Es hat sehr, sehr viel Platz, sodass man Veranstaltungen, trotz den Hygienemaßnahmen, mit 100 Leuten und mehr in geschlossenen Räumen halten kann.
Im Chattanooga-Grillrestaurant, das wegen des Wetters auf das Open-Air-Konzert kurzfristig verzichten musste, gab es am vergangenen Freitag aber keinen freien Platz mehr, denn alles wurde im Voraus verbucht – laut Aussage von Andreas Otto, der vor Ort für Vertrieb und PR zuständig ist.
Der Raum ist immens, die Bühne wurde in die Eingangshalle gestellt, auf beiden Seiten standen die Tische mit viel Abstand zueinander. Die Einrichtung zeigte Liebe zum Detail und wirkte ästhetisch, die Servicekräfte waren nett und um die Gäste bemüht.
Im Eingangsbereich stand Otto und empfing die Gäste, welche ihre Kontaktdaten hinterlassen mussten, für die Zurückverfolgung der Infektionskette.
Dieses Mal als Duo
Die Band „Soul Affair“, die seit über drei Jahren besteht, trat dieses Mal als Duo auf, mit der Leadsängerin Vicky Weissbrodt, von Alexander Dörle begleitet (Gesang und Gitarre). Ihr Repertoire umfasst gute Covers aus den 60ern bis in die 80er Jahre, im eigenen Stil interpretiert.
Vicky Weissbrodt hat eine schöne, rauchige Stimme und viel Power. Schade nur, dass bei der Veranstaltung die Musiker von ihrem Publikum gewissermaßen getrennt wurden: Sie standen auf einer hohen Bühne, sangen aber quasi für die Eingangshalle, denn die Zuhörer saßen links und rechts davon, hinter einer Abtrennung, sodass die geheime Chemie und die direkte Interaktion zwischen Publikum und den Musikern sich nicht optimal entfalten konnten. Vielleicht wären Wände aus Plexiglas, direkt vor den Musikern gestellt, eine bessere Lösung, so wie es im Restaurant am Yachthafen gehandhabt wird?
„Angst propagiert“
Vicky Weissbrodt gehört zu den Musikern, die von der Coronakrise hart getroffen wurden. Sie ist selbstständig, bis zu 80 Prozent lebt sie nur von der Musik. Mit dem Lockdown fielen ihr alle Konzerte aus, Entschädigung habe es dafür keine gegeben, berichtete sie im Gespräch mit der Kehler Zeitung.
Sie erlebe die Krise, so wie alle anderen Selbstständigen aus dem Kunst- und Fitnessbereich, als eine schreckliche Probe. „Für mich ist Corona das größte Verbrechen an der Menschheit überhaupt“, gestand sie, „es ist schlimm, ein nur kontinuierlicher Panikmacher! Es werden uns keine Wege aufgezeichnet, die Politiker reden nicht von der Stärkung des Immunsystems, sagen nicht, arbeitet an eurem Inneren, sondern es wird nur die Angst propagiert. Und ich fürchte, dass unter diesen Umständen es nächstes Jahr keine Kultur mehr gibt!“ gestand sie, sichtlich verärgert.
Dasselbe fürchten sehr viele Kulturschaffenden – das kritische Signal, das aus der Gesellschaft kommt, müsste man auf politischer Ebene allerdings ernst nehmen und neue Wege im Krisenmanagement finden.