Spende vom »Stoff-Wechsel«
Sowohl das »Stoff-Wechsel« als auch die Bahnhofsmission sind auf Spenden angewiesen, um bedürftigen Menschen helfen zu können. Nun hat das Sozialkaufhaus durch den Verkauf gebrauchter Kleidung einen Überschuss erwirtschaftet, den es an die Bahnhofsmission weitergibt.
Vor eineinhalb Jahren ging das Sozialkaufhaus »Stoff-Wechsel« an den Start, in dem neben bedürftigen und mittellosen Menschen auch jeder andere sich mit Second Hand-Kleidung eindecken kann. Während die Vorgängereinrichtung, das »Allerhand«, vom Betreiber wegen Unwirtschaftlichkeit geschlossen worden war, schreibt das »Stoff-Wechsel« dagegen schwarze Zahlen – und zwar so erfolgreich, dass es nun der Bahnhofsmission einen Scheck von 1500 Euro überreichen konnte.
Überwältigend
»Es ist wirklich überwältigend, wie viele Leute bei uns Kleidung abgeben«, freut sich Rolf Eberhart vom Trägerverein, dem Diakonie- und Krankenpflegeverein Kehl. Der Kehler Gebrauchtwarenladen habe inzwischen einen guten Ruf, sodass neben den Bedürftigen, die mittels einer Kundenkarte 25 Prozent Nachlass auf den regulären Preis erhalten, auch viele Second Hand-Fans kommen, um hier nach gut erhaltener und ausgefallener Kleidung zu stöbern. Sie zahlen natürlich den vollen Preis. Da alle 45 Mitarbeiter des »Stoff-Wechsel« ehrenamtlich an der Kasse und am Sortiertisch stehen, reicht der Erlös mittlerweile locker, um die anfallenden Fixkosten zu bezahlen. »Wir sind nicht angetreten, um Gewinn zu machen, sondern um Bedürftigen zu helfen«, so Rolf Eberhart bei der Scheckübergabe vergangene Woche. »Deshalb geben wir unseren Überschuss an die Bahnhofsmission weiter, weil sie keine eigenen Einnahmen hat.«
Dankeschön
Catherine Le Barzic, die Leiterin der Bahnhofsmission, bedankte sich für die Spende und die gute Zusammenarbeit. So habe sie schon öfter das eine oder andere dringend benötigte Kleidungsstück vom »Stoff-Wechsel« für ihre Klientel bekommen, zum Beispiel warme Winterjacken für Männer. Dass der Draht zwischen den beiden Einrichtungen so kurz ist, liegt sicher auch mit daran, dass ihre Vorvorgängerin Christine Krieg, die Catherine Le Barzic als ihr Vorbild bezeichnet, ebenfalls im »Stoff-Wechsel« tätig ist.
23 Jahre lang Chefin der Bahnhofsmission
Christine Krieg, die vor drei Jahren in Pension gegangen ist, hat 23 Jahre lang die Bahnhofsmission am Gleis 1 geleitet. »Einfach da sein für andere Menschen«, beschreibt sie ihre langjährige Tätigkeit, egal ob es Obdachlose, sozial Ausgegrenzte oder gestrandete Reisende waren. Seit ihrem Ausscheiden hat sich einiges verändert. Die Zahl der Gäste der Bahnhofsmission habe seit 2016 um 250 Prozent zugenommen, berichtet Catherine Le Barzic. Ein Großteil komme aus Osteuropa und habe keinerlei Anspruch auf medizinische Versorgung oder soziale Absicherung.
Vermehrter Zulauf
Auch wenn Christine Krieg nicht mehr in der Bahnhofsmission arbeitet, bemerkt sie ebenfalls den vermehrten Zulauf: Immer dann, wenn der Ruf »Wir brauchen mehr Schmalz!“ ertönt. Seit ihrer Pensionierung bringt sie etwa alle vier Wochen selbstgemachtes Griebenschmalz in der Bahnhofsmission vorbei, das in Form vom Schmalzbroten an hungrige Besucher ausgegeben wird: »Das reicht nicht mehr, nun muss ich oft schon früher kommen und neues bringen«, sagt sie.