Stahlwerke brauchen Platz des Schlacke-Zwischenlagers
Auenheim ist durch einen großen Lärmschutzwall, der gleichzeitig als Naherholungsgebiet fungiert („Lärmschutzpark“), vor den Geräuschemissionen der Badischen Stahlwerke (BSW) abgeschirmt. Der südlich davon im Auenheimer Gewerbegebiet gelegene Schlackeberg sollte eigentlich ebenfalls begrünt und dem Lärmschutzpark zugeschlagen werden. Doch nun haben die BSW damit anderes vor: Die Schlacke soll abgetragen und verkauft werden. „Die Lage der Stahlwerke auf der langgestreckten Halbinsel im Hafen ist eine Herausforderung, wenn wir uns vergrößern wollen“, sagte BSW-Ingenieur Rainer Hagemann. „Wir brauchen einfach mehr Platz.“
Aufwand durch Bürokratie
Was genau auf die Fläche kommen soll, ob eine Anlage zur Energieerzeugung oder auch nur eine Lagerhalle, vermochte er noch nicht zu sagen. Klar ist nur, dass es eine Weile dauern wird, den Schlackeberg abzutragen. Die Vermarktung der Schlacke sei abhängig von der Baukonjunktur und dem Wasserstand des Rheins – und der Akzeptanz des Materials: „Das Kreislaufwirtschaftsgesetz schreibt den Kommunen eigentlich vor, Recyclingmaterial für Baumaßnahmen zu verwenden, aber es hält sich keiner daran, weil die Bürokratie zu aufwendig erscheint“, sagte Hagemann. Dabei werde Recyclingmaterial im Gegensatz zu Naturstein oder Kies permanent umwelt- und materialtechnisch überwacht. „Geld verdienen wir damit nicht“, stellte er auf Nachfrage klar. „Es geht eher darum, nicht zu viel Geld zu verlieren.“ Die Schlacke auf eine Deponie zu bringen, sei viel teurer – mal davon abgesehen, dass solche Mengen nirgendwo angenommen würden.
Es werde schätzungsweise sechs Jahre dauern, bis die Schlacke weggeschafft ist. Doch erst müsse dazu die Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde eingeholt werden. Wegen der dort lebenden Eidechsen müsse ein Gutachten erstellt werden, ob es sich nicht um streng geschützte Arten handelt.
"Wir wollten einen Park"
„Das ist schon paradox“, sagte hierzu Ortsvorsteherin Sanja Tömmes. „Wir würden hier nicht sitzen, wenn die BI Umweltschutz damals die Erweiterung des Lärmschutzparks nicht gestoppt hätte. Jetzt kommt da eine versiegelte Fläche hin, wo wir einen Park wollten.“ Und nun, wo die BSW den Berg abbauen wollten, sei wieder der Umweltschutz davor. Die Bürgerinitiative Umweltschutz hatte im Mai 2022 Widerspruch gegen die Pläne der Stadt eingelegt, die ursprünglich auf fünf Jahre befristete Schlackelagerung durch eine Änderung des Bebauungsplans im beschleunigten Verfahren in ein Endlager umzuwandeln. Damit wurden auch die Erweiterungspläne des Lärmschutzparks gestoppt.
Pflege vernachlässigt
Die Ortsvorsteherin sprach auch die Pflege des bestehenden Lärmschutzwalls an, für die sich niemand richtig zuständig fühle. Eine Zeit lang hätten Ehrenamtliche das Gelände gepflegt, die es für den Radsport nutzten, doch mittlerweile verwildere das Areal immer mehr, die Wege seien zugewuchert, es gebe Probleme mit Graffiti und Vandalismus. Der Betriebshof sei weder personell in der Lage, die Pflege durchzuführen, noch habe er die Maschinen, die es braucht, um die steilen Hänge zu bewirtschaften, sagte Guido Karsten vom Liegenschaftsamt, der ebenfalls in der Sitzung anwesend war. Denkbar wären alternative Pflegeformen wie eine Beweidung, aber zunächst müsse die Ortschaft definieren, was sie auf dem Gelände des Lärmschutzparks etablieren möchte.
Sanja Tömmes schlug vor, dass man auf Teile der Nutzung verzichtet und nur den östlichen Teil bewirtschaftet: „Die große Nummer, die wir wollten, wird es nicht mehr geben“, sagte sie. Es wurde vereinbart, dass sich alle Beteiligten bei einer Ortsbegehung Gedanken für ein pflegeleichtes Konzept machen.