Kehl

Stefan Woltersdorff stellt in Kehl sein neues Buch vor

Von Reinhard Reck
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01. December 2024
Stefan Woltersdorff bei seiner Buchpräsentation in der Stadthalle.

Stefan Woltersdorff bei seiner Buchpräsentation in der Stadthalle. ©Reinhard Reck

Der Autor und Gästeführer hat am vergangenen Donnerstagabend in der Stadthalle über sein neues Buch „Grenzüberschreibungen“ gesprochen.

Ist die Grenze am Rhein wirklich eine festgefügte und starre Grenze? Und wenn es so ist: Was trennt sie dann genau? Wie haben sich die Beziehungen zwischen den beiden Rheinufern über die Jahrhunderte entwickelt? Mit solchen Fragen beschäftigte sich der Autor und Gästeführer Stefan Woltersdorff am Donnerstagabend in der Kehler Stadthalle bei der Vorstellungen seines neuen Buchs „Grenzüberschreibungen: Literarische Spurensuche zwischen Straßburg und Kehl“. Woltersdorff verfolgt dort die Geschichte der Grenzbeziehungen anhand von literarischen Texten von der Römerzeit bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Gemeinsame Veranstalter waren der Historische Verein Kehl und der Club Voltaire.

Was bedeutet der Rhein?

Wie der Autor in der Stadthalle erläuterte, gehe es ihm besonders um das Bild von dem Raum Kehl/Straßburg, das sich in Texten verschiedener Epochen manifestiert, „um das, was der Rhein bedeutet hat.“ So sei für Gaius Julius Cäsar der Rhein eine Grenze zwischen Zivilisation und Barbarei gewesen. Wiederum anders sah der frühmittelalterliche aus Irland stammende Missionar Columban von Luxeuil die Situation: Dieser konstatierte im linksrheinischen Gebiet eine durchs Christentum geläuterte Gesellschaft, während er auf der gegenüberliegenden Seite noch starke heidnische Traditionen bemerkt haben wollte. Ein Schriftsteller, der sich Geraldus nennt und in ottonischer Zeit die Heldendichtung „Waltharius“ verfasst hat, charakterisierte, wie Stefan Woltersdorff erläuterte, den Rhein als „Wertegrenze“: Rechts des Rhein würden noch alte Werte wie Freundschaft und Liebe gelten, auf der anderen Seite würden Werte wie materieller Besitz gelten. Es würden, wie der Kehler Autor, der vor Kurzem den Eurodistriktpreis der Vereinigung „Les Amis du Vieux-Strasbourg“ erhalten hatte, grundsätzliche Fragen „am Beispiel von Kehl und Straßburg“ diskutiert.

Bei dem Umgang mit den Texte zeige sich eine „unglaubliche Vielfalt“ an Sprachen, Mundarten und Dialekten, wie der Referent ausführte. Vom Latein über das Altfränkische und dem frühen Neuhochdeutsch bis zum Luther-Deutsch sei alles vertreten.

Voltaire-Werke gedruckt

Einen breiten Raum nahm in Woltersdorffs Vortrag die Entwicklung am Ende des 18. Jahrhunderts ein, als Caron de Beaumarchais in Kehl eine Ausgabe von Voltaires Werken drucken ließ. Etwa zur gleichen Zeit gab es in Kehl noch die Verlagsdruckerei von Johann Gottlieb Bärstecher. 1790, ein Jahr nach Beginn der französischen Revolution, wurde in Kehl der letzte Band der Gesamtausgabe von Voltaire fertiggestellt, wobei Beaumarchais noch andere aufklärerische Werke drucken ließ. „Viele Impulse kamen damals aus Kehl“, so Woltersdorff: „Kehl war eine Stadt der Aufklärung.“ Überhaupt war, wie der promovierte Literaturwissenschaftler ausführte, die französische Revolution auch für das rechte Rheinufer von großer Bedeutung. Nach dem Straßburger Rathaussturm im Juli 1789 brachen auch dort Unruhen aus, die aber unterdrückt wurden. Aber während in Straßburg an diese Epoche an vielen Orten erinnert wird, ist sie „in Kehl offenbar vergessen“, so Woltersdorff. Aber danach fanden die Kehler Druckereien ein rasches Ende. Beaumarchais verkaufte die technische Ausstattung von Kehl in Frankreich und zog 1791 erst nach Paris, dann nach Hamburg. Bärstecher musste 1790 seine Kehler Druckerei aufgeben und seine Zeitungen verkaufen. Er ließ sich 1793 in Ulm nieder.

Der Vergessene

Zwei Persönlichkeiten erwähnte Woltersdorff besonders. Zu Unrecht vergessen sei heute der gebürtige Kehler Guillaume Auguste Lamey (1772-1862), Sohn eines elsässischen Vaters und einer badischen Mutter. Der Schriftsteller, Dramatiker und Übersetzer war schon im Alter von sechs Jahren nach Straßburg gekommen und kam später nach Paris. Später war Lamey in den von Frankreich annektierten Städten Lüneburg und Hamburg Friedensrichter und übernahm danach Richterstellen an verschiedenen Orten im Elsass. Lamey kehrte dann als Schriftsteller zur deutschen Sprache zurück und starb in Straßburg. Von großer Bedeutung, auch für die Dialektliteratur, war Johann Peter Hebel (1760-1826). Er hatte, wie in dem Vortrag ausgeführt wurde, enge Verbindungen nicht nur nach Straßburg, sondern auch Beziehungen zu Kork und Odelshofen.

Info

"Grenzüberschreibungen"

Stefan Woltersdorff: Grenzüberschreibungen: Literarische Spurensuche zwischen Straßburg und Kehl, Conte Verlag, 162 Seiten, 17 Euro

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