Stimmungsvolles Konzert im Kehler Herbst
Der Spätherbst hat am Rhein etwas Zauberhaftes an sich: die Goldmähnen der Bäume leuchten geheimnisvoll im Nebelmantel des Morgens, und die Lichter der Stadt malen nachts bunte Bilder drauf. Zudem kommt in Kehl viel Trost, Freude und Gemeinschaftsgefühle durch das Kulturleben auf. Die Veranstaltungen sind trotz strenger Corona-Anordnungen gut besucht. Man begrüßt dabei bekannte Gesichter, man lächelt sich mit den Augen an, trotz Abstand und Mundschutz spürt man Wärme, Freude, Verbundenheit.
Das Ensemble Bezirkskantorei Kehl unter der Leitung von Carola Maute hat ein vielseitiges Repertoire gesungen: Werke aus der Barockzeit von Melchior Franck (1573 bis 1639), Melchior Vulpius (1570 bis 1615) und J. S. Bach alternierten mit Kompositionen von Felix Mendelssohn Bartholdy, Heinrich Kaminski (1886 bis 1946) und J. A. Peter Schulz (1747 bis 1800). An der Orgel begleitete sie Tatjana Schlegel.
Die Pfarrerin Andrea Freisen las Texte aus der Bibel und von Edith Stein (Gebet), die nachdenklich stimmten und klare Maßstäbe für das Lebensweg setzten. Aber auch ihre Auswahl an großkalibriger deutscher Lyrik hat beeindruckt: Christian Morgenstern, Rilke und Joseph von Eichendorff.
Carola Maute schmückte zudem das reiche Programm mit ihrer Darbietung an der Orgel. Sie interpretierte Werke von Louis Vierne (1870 bis 1937) und Mendelssohn Bartholdy, welche als Gegenpol und Puffer für die choralen Stücke fungierten, zudem auch eine Brücke zwischen entgegengesetzten stilistischen Wahrnehmungen verschiedener Epochen schlug.
Der Chor begann mit einem sehr schönen Cantabile in „Da pacem Domine“ und „Dona nobis pacem“von Franck, bei denen die weiblichen Stimmen mit der männlichen Tieflage erst einen Dialog führen, um dann zueinander in der Polyphonie zu finden und im Kanon umeinander zu rotieren.
Dann falteten die Stimmen beim Vulpius, Bach und Mendelssohn Bartholdy einen flimmernden Klangteppich aus, mit kristallinen Klängen in der hohen Lage und sehr rund, samtig in der Tieflage, kraftvoll und zugleich fein.
Den emotionellen Höhepunkt erreichte der Chor mit Kaminskis „Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu Dir!“, dessen bewegten Klage aufwühlte und bei der die Stimme der Sopranistin Céline Tergau die Herzen wie ein Blitz traf. Das Konzert wurde mit dem bekannten Lied „Der Mond ist aufgegangen“ aufgerundet. Das Publikum applaudierte minutenlang und ließ die Künstler ohne Zugabe nicht von der Bühne gehen.
Die Verse sangen im Inneren noch lange nach: „Sehr ihr den Mond dort stehen? / Er ist nur halb zu sehen, / Und ist doch rund und schön. / So sind wohl manche Sachen / Die wir getrost belachen, / Weil unsre Augen sie nicht sehn.“