Straßburger Jugendmusiker konzertieren in der Kehler Friedenskirche
Das Konzert des Straßburger Jugendorchesters „Orchestre des Jeunes“ sollte den Auftakt machen für die Konzertreihe des Kehler Fördervereins für Kirchenmusik „musica sacra“, in Zusammenarbeit mit dem Bezirkskantorat Kehl. Und es war auch das erste Mal nach der Coronakrise, dass L’Orchestre des Jeunes Strasbourg, unter der Leitung seines energischen Dirigenten Gustave Winkler, in der Friedenskirche endlich wieder auftrat. Die Gastkonzerte sind inzwischen zur Tradition geworden und füllen jedes Mal den Kirchenraum bis fast auf den letzten Platz.
Zurück zur Normalität
Es war einfach herrlich am Sonntag, das immens große Publikum zu sehen, das generationenübergreifend und vielsprachig sich rege unterhielt und dem Konzert entgegenfieberte. Angstlos, dicht beisammen – die frühere Normalität in der Kultur scheint wieder da zu sein, zur Freude der Organisatoren und der Protagonisten.
Das Jugendorchester von Straßburg ist keine Musikschule, sondern ein Treffpunkt begabter Amateurmusiker im Alter zwischen 15 und 25 Jahren. Unter der Leitung von Gustave Winkler, ein Schüler des Stardirigenten Theodor Guschlbauer und Leiter des „Orchestre des Jeunes“ seit 2016, wuchs das um die 55 Mitglieder starke Ensemble sichtlich und hörbar zusammen, die Qualität seines Spiels wurde immer besser, das Repertoire anspruchsvoll und epochenübergreifend.
Mit einem wunderbaren Programm und ihrem schwungvollen und akkuraten Spiel begeisterten die jungen Musiker das Auditorium am Sonntag restlos. Die Darbietung war in jeder Hinsicht ein Ohrenschmaus und bewegte die Zuhörer zu minutenlangem Applaus im Stehen und zu enthemmten Zujubeln.
Zum Aufwärmen spielte man Franz Suppés (1819 bis 1895) Stück „Leichte Kavallerie“. Dynamisch und sehr kraftvoll klang das, schön wie ein Galopp durch sonnige Weiten. Mit dem „Jardin féerique“ von Maurice Ravel (1875 bis 1937) zeigte sich das Ensemble von einer anderen Seite: souverän gleitend, auf und ab, auf der Leiter transparenter Töne, leise, sehr sanfte Einleitung, kompakter Klang in virtuosen Crescendi und wunderbare Einsätze der ersten Violine, vom Konzertmeister Jean Baptiste Bonnay gespielt.
Überhaupt machte das Orchester den Eindruck, einen viel besseren Streicherkörper zu haben als beim letzten Konzert. Ebenfalls seine Bläser, die feiner kalibriert klingend spielten. Danach gefragt, woher der sehr runde, sanfte, warme Klang des Orchester komme, sagte Gustave Winkler: „Wir sind zusammengewachsen und haben auch neue Musiker hinzugewonnen, die homogener spielen.“ Die warme Klangfarbe ist wohl als ein Markenzeichen von Winkler zu verstehen.
Ob im zweiten Satz der Symphonie Nr. 7 von Ludwig van Beethoven (1770 bis 1827), oder im „Capriccio Espagnol“ von Nikolai Rimsky-Korsakov (1844 bis 1908) – ein sehr komplexes Werk, in dem die Solisten des Orchesters schlicht und einfach glänzten – gefolgt von der Filmmusik „Gabriel’s Oboe“ des Komponisten Ennio Morricone (1928 bis 2020), die Leistung der Amateure war ganz und gar nicht amateurhaft.
Fasentliche Anklänge
Das Programm wurde mit „In Stiller Nacht“ von Johannes Brahms (1833 bis 1897) und „Aladdin“ von Alan Menken (geb. 1949) (Arrangement von Winkler) aufgerundet. Das Orchester steigerte sich dabei in einem schwungvollen, freudigen Spiel – fürwahr à la carte.
Und da es Fasnachtszeit ist, schmückten sich ein paar Orchestermitglieder fasentlich – hier sah man eine blaue Perücke, da eine roten Federboa – und spielten schräg und mit Witz (bei den Zugaben auch mal ohne den Dirigenten) ein Medley, ganz und gar französisch: „Paris Montmartre“, eine Zusammenstellung von verschiedenen Chansons.
Dass die Zuhörer mit Applausstürmen die musikalischen Talente belohnten und sie nicht ohne Zugaben gehen ließen, war gar selbstverständlich. Chapeau!