Straßburger Jugendorchester begeistern in Kehler Kirche
Im Rahmen der Konzertreihe des Fördervereins für Kirchenmusik „musica sacra“, die in Zusammenarbeit mit dem Bezirkskantorat organisiert wird, traten am Sonntag zwei Jugendorchester auf. Das Orchestre Junior, unter der Leitung von Pierre Vogler, und das Orchestre Symphonique des Jeunes, von Gustave Winkler geleitet, begeisterten in der Friedenskirche.
Die Meinung, wonach die klassische Musik sich in der Krise befinden würde, wird lokal von der großen Anzahl an Musizierenden und der künstlerischen Zusammenarbeit zwischen Kehl und Straßburg widerlegt. Und das Publikum honoriert jede Aufführung. Die volle Friedenskirche am Sonntag stellte das am besten unter Beweis.
Das Orchestre Junior, von Pierre Vogler geleitet, stimmt Musiker im Alter von 9 bis 15 Jahren auf das Musizieren in einem Ensemble ein. „In Frankreich ist es anders als in Deutschland. Hier lernt man früh, zusammen mit anderen zu musizieren. Bei uns wird die Individualität gefördert – wir müssen die besten Musiker aussuchen und hoffen, dass es mit ihnen im Orchester funktionieren wird“ erklärte der Dirigent Gustave Winkler seine Vorgehensweise.
Die Kinder führten mutig anspruchsvolle Kompositionen vor – Haydn, Schubert, Brahms und einen fetzigen Cancan von Offenbach. Dass sie noch viel zu lernen haben, war nicht zu überhören, ihre Instrumente klangen auch etwas verstimmt. Dies würdigte jedoch die Leistung der Musiker in keinster Weise herab, immerhin konnten sie zum Teil sauber spielen und ließen großes Potenzial erkennen.
Der Nachweis, dass frühzeitig und richtig geförderte Talente Großes vollbringen können, brachte das Orchestre Symphonique des Jeunes, in dem versierte Musiker zwischen 15 und 25 Jahren spielen. Bereits mit dem ersten Stück, „Ouvertüre zu Egmont“ von Beethoven, beeindruckten die Teenager und jungen Erwachsenen.
Emotionale Explosionen
Gustave Winkler, ein Meister der Steigerungen voller Spannung und Expression, führte das Ensemble zu einer Darbietung der perfekt kalibrierten Tempi und gut dosierten musikalischen Dynamik, mit ausdrucksstarker Polarität zwischen Fortissimi und dem Pianissimo, mit Höhepunkten in emotionellen Explosionen und dann in klanglichen, zarten Ebben, leise wie ein Hauch.
Die zwei Sätze aus „Symphonie Nr. 2“ von Alexander Borodin wurden sehr poetisch, langatmig gespielt, „Danse macabre“ von Saint-Saens, dunkel, bedrohlich und irgendwie auch ironisch. Mit Shores Filmmusik aus „Der Herr der Ringe“ (von Winkler arrangiert) und Elfmans Komposition aus dem Film „The Nightmare before Christmas“ erreichte man noch zwei weitere Höhepunkte voller bewegter Schönheit, Kraft und farbigen Kontrasten.
Jean-Baptiste Bonny glänzte mit seinen Violine-Soli, kristallklar und lyrisch klang auch die Flötistin Elise De Seze. Die größte Stärke des Ensembles sind Spielart und Arrangement der Bläser, vor allem mit Trompete, Tuba, Hornisten (Amandine Bernhardt, Marie Crompin und Benoit Dimitrov), die einen kompakten, brillanten Klangkörper bilden.
Überhaupt klingen die Instrumente der französischen Musiker etwas anders, sie wirken bei den Bässen tiefer, mit mehr Obertönen. Ebenfalls die Percussion. Die Streichinstrumente erklingen etwas sanfter, wie Samt.
Das Auditorium applaudierte lange, mit Begeisterung – Zugaben erzwingend.