Streuobstbäume: Auf den richtigen Schnitt kommt es an
Sie heißen »Rheinischer Bohnapfel«, »Nägelesbirne« oder »Boskoop«: Gemeint sind alte, selten gewordene Obstsorten, die in Marlen angebaut werden – auf einer Streu-obstwiese, die vielen Arten Lebensraum bietet. Worauf beim Schnitt der Bäume in diesem bedrohten Biotop zu achten ist, wurde jetzt Obstbauer Markus Herrel erklärt.
Streuobstwiesen gehören zu den artenreichsten Biotopen Mitteleuropas: Geschätzte 5000 Tier- und Pflanzenarten sind hier beiheimatet. Die Wiesen sind stark gefährdet, denn die Ernte ist mühseliger als die Plantagen-Obsternte. Zudem reifen die Sorten zu unterschiedlichen Zeiten. Obstbauern müssen ihre Ernte also in mehreren Gängen einholen. Der Streuobstbau wurde daher lange als unrentabel eingestuft.
Damit die Streuobstwiesen dennoch erhalten bleiben, unterstützt das Land Landwirte, Verbände und Privatpersonen dabei, ihre Streuobstbestände zu bewirtschaften – mit Fördergeldern für den fachgerechten Schnitt, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt.Für das Förderprogramm, das Besitzer von Streuobstbäumen fünf Jahre lang bezuschusst, konnten sich Kehler 2014 bei der städtischen Umweltabteilung anmelden, die einen Sammelantrag beim Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) eingereicht hat. Der fachgerechte Schnitt sei wichtig, damit die Obstbäume nicht zu früh vergreisen, erklärt Sarah Koschnicke, Mitarbeiterin im Bereich Stadtplanung und Umwelt und zuständig für die Betreuung der städtischen Streuobstwiesen. Zweimal pro Jahr müsse zudem gemäht und das Obst im Herbst geerntet werden.
Die Streuobstwiese von Markus Herrel ist seit mehreren Generationen im Familienbesitz. Er weiß aus Erfahrung, wie aufwändig und zeitintensiv die Pflege seines mehr als 100 Bäume umfassenden Bestandes ist. Deshalb hat er wie 34 weitere Kehlern die Förderung für seine Streuobstwiese beantragt. Worauf beim Schnitt in diesem vom Aussterben bedrohten Biotop zu achten ist, wurde ihm am Montag im Rahmen der MLR-Förderung erklärt. Ohne richtigen Schnitt, weiß er, könnten zum Beispiel keine neuen Triebe unter dem dichten Blätterdach des Baumes wachsen. Der Landwirt im Nebenerwerb verarbeitet das Streuobst zu Edelbränden, weshalb die Qualität der Früchte und das Aroma wichtig sind.
An diesem Montagmorgen geht es den Kontrolleuren vor allem um den Feinschliff: »Der fachgerechte Baumschnitt soll die Lebensdauer, die Vitalität und die Stabilität der Streuobstbäume erhöhen«, erklärt Hansjörg Haas vom Landratsamt Ortenaukreis.