Suchtbeauftragte wendet sich gegen Legalisierung von Cannabis
Der CDU-Stadtverband hat zu einer Online-Diskussionsrunde mit der Sucht- und Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Daniela Ludwig, und dem CDU-Kandidaten Willi Stächele eingeladen.
In der Online-Diskussionsrunde mit dem Kehler Landtagsabgeordneten Willi Stächele (CDU) am Montag wandte sich die Drogen- und Suchtbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig, klar gegen eine Legalisierung von Cannabis. Eingeladen zu der öffentlichen Veranstaltung hatte der CDU-Stadtverband Kehl. Ludwig koordiniert seit September 2019 die Drogenpolitik der Bundesregierung.
Die Diskussion um die Freigabe von Cannabis sei sehr streitbefangen, sagte sie. Nachdem sie sich anfangs dieser Debatte „sehr offen“ genähert habe, sei sie mittlerweile umgeschwenkt. „Wir haben kein Interesse, den zwei Volksdrogen Alkohol und Tabak noch eine dritte hinzuzufügen“, sagte sie.
Das Cannabis von heute sei nicht mehr das gleiche, was man beispielsweise ihr selbst in jungen Jahren in der Diskothek angeboten habe, so die 45-Jährige. „Das heutige Cannabis hat einen achtmal so hohen Reinheitsgehalt.“ Dadurch wirke es schon in geringen Mengen sehr intensiv und sei viel gefährlicher als das „Gras“ von früher – und je jünger man ist, umso mehr.
„Cannabis wirkt unmittelbar aufs Gehirn“, erklärte sie. „Und solange sich es noch entwickelt, also bis etwa ins 23. Lebensjahr, solange kann sich Cannabis sehr negativ auf die Gehirnentwicklung auswirken.“ Wer in jungen Jahren in einen regelmäßigen Konsum hineinrutsche, riskiere einen deutlichen Abfall der Leistungsfähigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und psychische Erkrankungen, die nicht reversibel seien.
„Und hier ist ein bissel der Unterschied zu Tabak und Alkohol, denn bei diesen Drogen können Sie manche gesundheitlichen Folgen wieder gutmachen, wenn Sie aufhören“, sagte sie.
Allerdings wolle sie die Folgen des Tabak- und Alkoholkonsums keinesfalls kleinreden: „Wir haben in den letzten Jahren eine Zunahme der Tabaktoten.“ Aktuell seien es 127 000 pro Jahr. „Das ist viel zu viel“, sagte sie, „zumal die meisten wirklich ganz elendig sterben.“ Zudem sei auch der volkswirtschaftliche Schaden in Höhe von 97 Milliarden Euro pro Jahr durch das Rauchen nicht zu vernachlässigen. „Die Krankenkassen sollten Maßnahmen zur Tabakentwöhnung übernehmen“, forderte sie.
Auf Stächeles Frage, wie sich der Lockdown auf die Suchtproblematik ausgewirkt habe, hatte Ludwig keine klare Antwort. „Wir haben Studien gestartet und ich gehe davon aus, dass wir in etwa zwei Monaten valide Zahlen liefern können“, sagte sie. Die Medienabhängigkeit sei aber schon vor dem Lockdown die größte ihrer Baustellen gewesen. Corona werde das nicht verbessert haben. „Es ist schließlich kein Geheimnis, dass man einen Lockdown nicht durchsteht ohne digitale Medien“, so Ludwig. Sie habe eine Kampagne gegen Mediensucht gestartet, bei der sie mit Kultusministerin Susanne Eisenmann zusammenarbeite, sagte sie.