Theater zum Valentinstag
Das Theater der 2 Ufer hat am Donnerstagabend einen gelungener Valentinstagsgenuss in der alten Kaffeerösterei serviert: Das Komplettpaket mit erotischem Liedgut, Karl Valentins Liebesbriefen und sämiger Pilzsoße an Poulardenbrust ergaben einen runden Themenabend.
»Die Liebe wartet nicht« heißt es schon kurz nach 19 Uhr zu den Gästen, die sich kurz vor knapp noch ein Schlückchen Sekt im kuschelig hergerichteten Theater der 2 Ufer besorgen. Das Trio um Ruth Dilles nimmt sein Valentinstagspublikum auch sogleich ans Herz mit gemeinsamer Intonierung von »Du, du liegst mir am Herzen.«
Witzig, ironisch
Und auch wenn man dem Thema Liebe in all seine Spielarten an diesem Donnerstag kaum entkommen kann, so bietet die Kiste, aus der das Ufer-Ensemble seine »Liebesjoker« zieht, witzige, ironische, althergebrachte und doch immer wieder aktuelle Aspekte dieses großen Themas.
»Was ist die Liebe?« Eine Frage, die Kinder viel problemloser und klarer beantworten können: »Pommes abgeben, ohne selbst welche zurückbekommen zu wollen« oder auch »Wenn du genug vom Küssen hast und immer noch mit dem anderen zusammen sein möchtest« sind so ein paar Perlen aus einer Zitatesammlung von Fünf- bis Siebenjährigen. Das hat das Ehepaar, dargestellt von Ruth Dilles und Horst Kiss, das wohl eine der bekanntesten und nervenzerfetzendsten »Wie findest du mich in diesem Kleid, Schatz?«-Scharade spielt, längst vergessen.
Vergnügte Voyeure
Süffisant geschürzte Lippen bei Ruth Dilles und stimmliches »Haare raufen« bei Horst Kiss machen das Publikum, vielleicht auch durch den hohen Wiedererkennungswert, zu vergnügten Voyeuren.
Noch ein kämpferischer Song von André Heller (»Es soll alles geben, was es gibt, wenn es Liebe ist«) und eine zarte »Hommage à Emile« mit Andreas Dilles am Piano und Wolfgang Joho an der Geige und schon darf zum ersten kulinarischen Gang mit leckeren Salaten und knusprigen Broten geschritten werden.
Und so gestaltet sich der weitere Verlauf des Abends zwischen schwermütig zarten Czárdás Weisen, die Joho in einem schönen schrägen Zwanziger-Jahre-Stil interpretiert, und der bitterbösen Erkenntnis »Ich habe lange auf dich gewartet, aber gelohnt hat es sich nicht« aus einem Text von Element of Crime.
Frivoler Priester
Der Bogen ist weit gespannt, denn die Liebe hat so viele Gesichter. So finden auch die Schattenseiten, dunkle unentrinnbare Leidenschaft, die nie das Tageslicht erblickt, einen Platz an diesem Abend. Aber auch der launig frivole Priester, der mit Friseurin Theresa dem Himmel näher ist, als er es jemals mit der Diözese hätte sein können, spiegeln einen der so manigfaltigen Aspekte dieses großen/kleinen Wortes
Liebe sehr umfassend wider.
Das Ensemble des Theaters der 2 Ufer hat einmal mehr sein gutes Händchen bei der Auswahl seiner Stücke bewiesen, aber auch mit der Wahl des Caterers. Das begeisterte Publikum in der alten Kaffeerösterei genoss den zweiten Gang und wurde nach der dritten Einlage des Ensembles noch mit erotisch rotem Himbeerdessert belohnt. »Happy Valentin!«