Kehl

Tram-Ticketautomat lässt Fahrgäste verzweifeln

Robert Schmidt
Lesezeit 3 Minuten
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22. Juni 2017

(Bild 1/2) Tausende Fahrgäste fahren täglich mit der Tramlinie D von Kehl nach Straßburg. Einen einzigen CTS-Fahrkartenautomaten gibt es in Kehl — und der hat so seine Tücken. Regelmäßig bilden sich deshalb lange Warteschlangen. ©Robert Schmidt

»Blöder Kasten«, »vorsintflutlich« oder schlicht eine »Katastrophe«: Die Kehler und alle anderen, die am Bahnhof den neuen Fahrscheinautomaten für die Tramlinie nach Straßburg benutzen, halten sich mit ihrer Kritik nicht zurück. 

»Das ist aber kompliziert.« Busfahrer Bernd aus Hamburg scheitert schon im Eingangsmenü des Ticketautomaten. Soll er nun ein »Städtisches Ticket« oder ein »Kombiticket« wählen? Dieselbe Frage stellt sich wenige Minuten später auch eine ältere Französin, die an dem Kehler Tram-Automaten ebenfalls einen Fahrschein nach Straßburg kaufen will. »Ich bin nicht sonderlich begabt für solche Sachen«, sagt sie achselzuckend und lässt sich von jemandem helfen. Im Laufe des Montagvormittags kommt eine Vielzahl von Problemen mit dem neuen CTS-Automaten ans Tageslicht. 

»Was für Intellektuelle«

»Kommst du mal her?«, ruft einer seine Frau. »Ich kann das nicht lesen.« Tatsächlich ist durch die Sonne das Display kaum zu erkennen. »Ich hab’s gefunden«, ruft der Mann, relativiert aber kurz darauf: »Das ist das Falsche.« Ein Mann aus Lothringen schimpft: »Das ist doch was für Intellektuelle.« Allgemeines Gekicher am Tramhalt. Ganze zehn Minuten braucht danach ein älteres Paar aus Aachen für ihren Fahrkartenkauf, während hinter ihnen die Schlange wächst und wächst. Nach Problemen mit der Lesbarkeit des Displays, der Sprachauswahl und der Auswahl des richtigen Tickets scheitern Ursula und Thomas Blomel gleich mehrfach am Bezahlen der Tickets. Zu ihrer Überraschung stellen die beiden fest, dass der Automat keine Geldscheine annimmt. Auch die Kreditkarte der beiden akzeptiert die Maschine nicht, scheinbar waren sie beim Einführen zu langsam. Während sie sich noch fragen, ob sie drinnen oder draußen knipsen sollen, verpassen sie die Tram. 

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Auch zwei Freundinnen aus Bühl im Rentenalter müssen eine Tram ziehen lassen, weil es ihnen binnen sieben Minuten nicht gelingt, Fahrkarten zu kaufen. »Blöder Kasten«, schimpft die Ältere der beiden. Und fügt hinzu: »Alleine wäre ich jetzt schwarzgefahren.«  Direkt im Anschluss »hüpft« eine Schülerin scheinbar mühelos über alle Automatenbarrieren und kauft sich in weniger als einer Minute einen Fahrschein. Ein junger Mann mit Kopfhörern direkt hinter ihr scheitert immerhin »nur« einmal am Bezahlvorgang.

Verkäuferin verzweifelt

Auch in mehreren angrenzenden Geschäften ist das Problemkind Ticketautomat bereits bekannt. »Die armen Deutschen wirken ein wenig verloren«, meint Céline Duran, Mitarbeiterin im dem Bahnhof gegenüberliegenden »Tabac Stop«. Mehrere Dutzend Verzweifelte würden sich jeden Tag an sie und die Kollegen wenden. Da würden sie dann regelmäßig zum offiziellen Ticketshop am Bahnhof verweisen, dem »Tabac de la gare«. Von einer »Katastrophe« spricht die dortige Verkäuferin Bianca Schneider sogar. Neben der komplizierten Bedienung kritisiert sie auch laufende technische Pannen des Apparates. Jeden Tag werde ihr  Laden von 200 bis 300 Menschen überrannt. Wenn sie könne, würde sie den Verkauf der Tickets wieder abstellen. Mehrere »normale« Kunden seien schließlich schon abgesprungen. Sie sagt es, und da poltert eine wütende Betroffene in den Laden. »Warum kann ich am Automaten nicht mit Scheinen bezahlen«, ärgert sich die Dame aus Stuttgart. Schimpend und kopfschüttelnd läuft sie schließlich davon: »Das ist doch vorsintflutlich.«

Stichwort

Reaktionen von Tram-Betreibern und Stadt

»Es gibt keine Probleme mit dem Automaten«, erklärt die Sprecherin des Straßburger ÖPNV-Unternehmens CTS Amandine Carré-Charter zunächst. Ihr sei jedenfalls  keine Störung bekannt. Allerdings wisse sie nicht genau, ob die Maschine nicht hin und wieder überlastet sei. Für weitere Fragen verweist die Sprecherin an die Stadt Kehl, die den Fahrkartenautomaten bestellt habe und ihn auch warte. Zuständig dafür seien die Technischen Dienste Kehl, erklärt Annette Lipowsky, Pressesprecherin der Stadt.
 »Aufgrund des außerordentlich hohen Fahrgastaufkommens wurde der Fahrkartenautomat entsprechend häufig in Anspruch genommen: An keinem anderen Automaten im Netz der CTS wurden in der gleichen Zeit so viele Tickets gekauft«, so Lipowsky. Und weiter: »In der Tat gab es ab und zu Störungen, die auf unterschiedliche Ursachen zurückzuführen waren.« Zahlen dazu liefert die Pressestelle nicht, eine Statistik über die Ursachen werde nicht geführt. Je nach Sonneneinstrahlung sei das Display schlecht zu lesen – das liege jedoch am Automatentyp und sei bei den Fahrscheinautomaten in Straßburg nicht anders. Bei den Automaten der neuen Generation, die Kehl ab September erhalte, werde das Problem nicht mehr bestehen verspricht man, für die der alten Generation werde nach einer Lösung gesucht. Auch die Übersetzung der deutschen Texte zur Bedienung sei verbessert worden. »Zu unserem Bedauern akzeptiert der Fahrkartenautomat nicht alle EC-Karten – dieses Problem bestehe bei der neuen Fahrkartenautomaten-Generation nicht mehr, wie uns die CTS versichert«, so die Sprecherin. Was den Fahrkartenverkauf angehe, habe man in den vergangenen Wochen einige Optimierungen vorgenommen: Das Tabakgeschäft gegenüber der Tramhaltestelle am Busbahnhof verkauft Tramtickets (Öffnungszeiten: Montag bis Samstag von 8 bis 3 Uhr, an Sonntagen von 9 bis 3 Uhr). Auch die Tourist-Information in der Rheinstraße verkauft Tram-Tickets und wieder aufladbare, übertragbare Badgeos und berät zudem. 

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