US-Gospel-Legende Calvin Bridges in Hohnhurst
Es war weniger ein Konzert als vielmehr eine Art Predigt in Musikform: Calvin Bridges, Gospel-Legende aus der US-Metropole Chicago, sang und spielte sich am Sonntag tief in die Herzen der Besucher in der kleinen Hohnhurster Kirche und bescherte ihnen nicht nur ein musikalisches, sondern auch ein sehr spirituelles Erlebnis.
»I don’t perform gospel music – I minister gospel music«, sagt Calvin Bridges über sich und das, was er auf der Bühne tut. Ein Satz, der nicht ganz leicht zu übersetzen ist. Gemeint ist: Ihm geht es um mehr als nur darum, auf der Bühne »seinen Job zu machen« und religiöse Lieder geschäftsmäßig »abzuspulen«. Das Verb »to minister« bedeutet »Gottesdienst halten«, aber auch »jemandem dienen« oder »sich um andere kümmern« oder »betreuen«.
Die Botschaft Jesu in die Welt tragen
Und alle Bedeutungen passen auch irgendwie. Bridges hat am Southern Theological Seminary der Chicago State University und am Kennedy King Community College in seiner Heimatstadt Chicago studiert, ist Priester und eine Art Missionar und trägt im Auftrag der Apostolic Faith Church in Chicago die Botschaft Jesu Christi in die Welt – in Form von Konzerten, Seminaren, Gospel-Workshops oder Aktionen der von ihm begründeten Non-Profit-Organisation »Chicago Praise Ministries«.
Bei Workshop in Kehl Kontakt geknüpft
Vor zwei Jahren war er schon einmal in Kehl zu Gast. Damals leitete er zusammen mit dem Norweger Tore W. Aas einen Gospel-Workshop, der von Jo’s Voice, dem Gospelchor der evangelischen Kirchengemeinde Kehl, organisiert worden war. Seitdem pflegt dessen Vorsitzender Jürgen Ott, der in Hohnhurst wohnt, freundschaftliche Kontakte zu Calvin Bridges – und so war es ihm gelungen, ihn jetzt für zwei Auftritte in den südlichsten Kehler Ortsteil zu holen.
Gott ist da, wenn du ihn brauchst
Gott ist immer da, wenn du ihn brauchst – das ist einer der Kernbausteine in Bridges’ Glaubens-Matrix. Man müsse ihn nur an sich heranlassen – und es wird gut. »Ich habe das selbst erlebt«, sagt er. Bridges glaubt an diese fast physische Präsenz – und zugleich ist Gott etwas Geistiges, etwas, das sich der Fähigkeit des Menschen, Dinge rational zu begreifen, entzieht.
Musik, die tröstet, Mut macht und Halt gibt
Diese Widersprüchlichkeit hat etwas enorm Tröstendes, aber sie macht auch Mut und gibt Halt – was sich dann etwa in Songs wie »Come As You Are« manifestiert (nein, nicht der Nirvana-Klassiker, sondern ein gleichnamiger Song einer Band namens Pocket Full Of Rocks): »You can come as you are with all your broken pieces and all your shameful scars« heißt es im Refrain: Trotz aller Narben und Missgeschicke – man kann mit allem zu Ihm kommen, und jeder wird von Gott mit offenen Armen aufgefangen. Bridges singt das mit einer Inbrunst, die ganz tief unter die Haut geht.
Pumpender Groove auf dem Piano
Doch Bridges hatte nicht nur von getragenem Sound durchströmte Hymnen im Gepäck, sondern auch rhythmisch akzentuierte, von einem druckvoll pumpenden Piano-Groove angetriebene Uptempo-Nummern, die auf Anhieb zünden, den gesamten Körper zum Mitmachen animieren und die sprichwörtlichen »good vibrations« verbreiten. Seine Fröhlichkeit und sein Temperament sind ansteckend, seine Stimme würde auch ohne Mikrofon-Verstärkung den Raum problemlos ausfüllen. Und wenn er mit den Besuchern in der gut gefüllten kleinen Kirche in einer Art Crashkurs den Gospel »Great Things« einübt und sie zum Mitsingen animiert, macht das einen Heidenspaß.
Da konnte man fast den Eindruck kriegen: Da ist er, dieser direkte Draht, der diesen Geist spürbar werden lässt.
◼ Wer das auch mal selbst erleben will: Morgen, Mittwoch, 9. Mai, ist Calvin Bridges noch einmal in Hohnhurst zu Gast. Los geht’s um 19 Uhr. Es gibt noch Karten an der Abendkasse oder per E-Mail: info@josvoice.de.