Verein »Kifafa« will externe Patenkinder besser betreuen
Der Willstätter Verein »Kifafa« will die Zahl der von ihm betreuten Patenkinder außerhalb des von ihm betriebenen Waisenhauses am Viktoriasee in Kenia weiter reduzieren. Man wolle sich intensiver um die verbleibenden externen Patenkinder kümmern können, hieß es auf der jüngsten Mitgliederversammlung.
Seit 1995 kümmert sich der Willstätter Verein »Kifafa« um epilepsiekranke Kinder und Aids-Waisen in Kenia. In Kendu Bay am Viktoriasee betreibt er ein Waisenhaus mit angeschlossener kleiner Epilepsie-Ambulanz, in dem aktuell 29 Mädchen leben, die von zehn Mitarbeitern betreut werden. Auch kommen bis zu 40 Kinder von montags bis freitags zum kostenlosen Mittagessen und Betreuung ins Waisenhaus. Außerdem übernimmt der Verein Patenschaften für epilepsiekranke Kinder, die außerhalb des Waisenhauses etwa bei ihren Großeltern leben, um ihre medizinische Behandlung zu finanzieren (etwa indem er die existierenden Epilepsie-Ambulanzen in Kenia beim Kauf von Medikamenten unterstützt) und ihre Lebensumstände zu verbessern – etwa indem er ihnen den Besuch einer Schule ermöglicht oder mithilft, die Familien der betroffenen Kinder zu stabilisieren.
90 Kinder als mittelfristiges Ziel
Zeitweise betreute der Verein fast 200 Patenkinder außerhalb des Waisenhauses. In diesem Jahr konnten laut Vereinsangaben weitere 13 Patenkinder aus der Betreuung entlassen werden, davon drei in der Hauptstadt Nairobi und Mumias und zehn in Kendu Bay. Aktuell betreut der Verein 145 externe Patenkinder, davon 105 in Kendu Bay. Ziel ist es, deren Anzahl weiter zu senken, um die Kinder und ihre Familien intensiver und kontrollierter zu begleiten. 90 externe Patenkinder seien eine »leistbare Größe«, hieß es auf der Mitgliederversammlung im Begegnungszentrum »Treffpunkt«.
Stetigende Preise für Lebensmittel und Medikamente
Der Verein kommt allmählich an die Grenze der finanziellen Leistungsfähigkeit. Vor allem die steigenden Lebensmittelpreise – bedingt auch durch den Klimawandel, der zu extremen Dürreperioden und der Verschiebung der Regenperioden führt – und auch steigende Medikamentenpreise machen dem Verein zu schaffen. Hinzu kommt, dass mehr Mädchen des Waisenhauses das Internat besuchen, wofür Internats- und Schulgebühren fällig werden, und auch eine neue Waisenhausleiterin galt es einzuarbeiten.
Ziel: Mehr Selbstversorgung
Daher setzt der Verein verstärkt auf Selbstversorgung. Auf einigen an das Waisenhaus-Areal angrenzenden Grundstücken, die der Verein erworben hat, wurden Bäume gepflanzt, die in einigen Jahren Feuerholz liefern können, außerdem Bananenstauden und Mangobäume. Bis in einigen Jahren liefern sie die Früchte, die dann an einen Obsthändler verkauft werden sollen. Außerdem hält der Verein auf dem Areal Hühner, einige Kühe und Schafe, und in zwei großen Gärten wird Gemüse, Papaya, Avocado, Tomaten angebaut.
Gäste bringen Geld
Auch das Gästeprogramm, das Besuchern des Waisenhauses die Möglichkeit bieten will, die Kultur des Landes kennenzulernen, soll ausgebaut werden. Denn die Besucher bringen auch Einnahmen für das Waisenhaus. Ziel ist es, den Jahresetat bei rund 40 000 Euro zu stabilisieren.
Noch immer kein Wasseranschluss
Ein weiteres Problem ist die Wasserversorgung des Waisenhauses. Mit der für dieses Jahr angepeilten Anbindung an eine öffentliche Wasserleitung hat es nicht geklappt. Immerhin ist die Versorgung durch den Bau von Wassertanks und Brunnen weitgehend sichergestellt.
Kooperation mit Hope Theatre
Erfreulich entwickelt hat sich die Kooperation mit Hope Theatre in Nairobi. Dreimal im Jahr erhalten die Mädchen im Waisenhaus Workshops in Tanz, Gesang, Akrobatik, Theaterspiel. Die Mädchen werden dadurch selbstsicherer und lernen auch, die eigene Körperlichkeit bewusster wahrzunehmen. Einige Mitglieder des Ensembles, das sich derzeit auf Deutschland-Tour befindet, waren zusammen mit Regisseur Stephan Bruckmeier als Überraschungsgäste zur Versammlung angereist.
Ein wichtiges Thema für die nächsten Jahre soll die Ausbildung der Mädchen im Waisenhaus werden, die nicht auf eine weiterführende Schulen gehen können. Für sie plant der Verein den Bau eines kleinen Ausbildungshäuschens, wo die Mädchen von einer Näherin, einer Schneiderin oder Friseuse unterrichtet werden können; auch Computerkurse sind denkbar. Für den Bau erhofft sich der Verein auch Zuschüsse von der Stiftung Entwicklung und Zusammenarbeit (SEZ) in Stuttgart.
Verjüngungskur im Vorstand
Bei den Wahlen wurde das bisherige Vorstands-Team für zwei weitere Jahre in ihren Ämtern bestätigt. Erfreulich ist aus Sicht des Vereins, dass mit Claudia Knorr und Maria Filippi auch zwei Jüngere für die Arbeit im erweiterten Vorstand gewonnen werden konnten.