Viele Gäste, zu viele Radler und keine Züge

Radler sind gehalten, in der Straßburger Fußgängerzone Rücksicht zu nehmen und im Schritttempo zu fahren. ©Reinhard Reck
Vélo-Ärger
Seit Langem pfeifen es die Spatzen von den Dächern: Es kommt immer häufiger zu Konflikten zwischen Radfahrern in Fußgängern – gerade auf der Straßburger Altstadtinsel.
Die Stadtoberen haben viel getan, um die Passanten zum Umsteigen vom Auto aufs Zweirad zu bewegen. Sie werden nun quasi das Opfer ihres eigenen Erfolgs. Der – eigentlich ja positive – Ansturm der Ritter der Pedale ist so stark, dass nun die Leute geschützt werden müssen, die auf Schusters Rappen ins Zentrum kommen.
So hat die Stadtführung an stark frequentierten Plätzen wie beim Münster oder in der Grand’Rue großflächige, nicht zu übersehende Hinweisschilder angebracht: „Fußgängerzone. Fahren für Radler im Schritttempo Pflicht. Behindern Sie nicht die Fußgänger“ steht dort geschrieben (französisch: Aire piétonne. Cyclistes au pas obligatoire. Ne gênez pas les piétons).
Damit verbunden ist der Hinweis, dass ein Verstoß mit einer Geldbuße von 35 Euro geahndet werden kann. Es gelte, den Passanten ohnehin schon bestehende Regelungen ins Gedächtnis zu rufen, betont die Stadt in einer Pressemitteilung und unterstreicht aber auch: „Ziel ist es nicht, den Radfahrern die Zufahrt zu verbieten, sondern Konflikte zu vermeiden.“
Beim Einzelhändlerverband „Les vitrines de Strasbourg“ stößt diese Maßnahme auf positive Resonanz. Mahnt die Vereinigung doch seit Langem, dass sich viele Fußgänger wegen der Radler – und insbesondere der Lieferanten, die ihre Waren mit Lastenrädern in Zentrum bringen –, unsicher fühlen.
Kritik kommt von den Radlervereinigungen „CADR 67“ und „Strasbourg à vélo“, es ist sogar von „Fahrradbashing“ die Rede. Es sei zwar klar, dass Fußgänger, gerade in Fußgängerzonen, Vorrang haben müssen, erläutert Pierre Peloux, Präsident von „Strasbourg à vélo“: „Aber die neuen Plakate nehmen nur einen Verkehrsteilnehmer ins Visier: den Radfahrer.“
Die Autofahrer und die Lieferanten mit ihren Kleintransportern würden überhaupt nicht erwähnt. Damit würden die Radler „stigmatisiert“, so Pelou – was die Stadt natürlich zurückweist.
Gute Kulturnachricht
Vor zwei Wochen hatte ich an dieser Stelle schlechte Neuigkeiten über das Straßburger Kulturleben verkündet. Der Stadtrat hatte nämlich eine Senkung des Jahresbudgets für Einrichtungen wie die Oper oder das Maillon-Theater beschlossen. Aber jetzt hatte Oberbürgermeisterin Jeanne Barseghian positive Botschaften parat.
Die Auffälligste: Die 2022 beschlossene Reduzierung der Öffnungszeiten der Museen auf fünf Tage – vorher waren es sechs Tage – soll wieder rückgängig gemacht werden. Dieses Sparkonzept der grün-linken Stadtführung hatte landesweit für Empörung gesorgt. Wie Paul Lang, Chef der Straßburger Museen, erklärte, würde man auf Verlangen der OB nun Vorschläge vorlegen, um die Museen doch nur einen Tag in der Woche zu schließen.
Zu fragen wäre allerdings, was sich in diesen wenigen Monaten geändert hat, um die umstrittene Maßnahme wieder rückgängig zu machen. Aber wenn es der guten Sache dient – sei’s drum.
Die zweite frohe Botschaft: Die Besucherzahlen der kulturellen Einrichtungen der Stadt haben sich 2022 im Vergleich zum Vorjahr stark erhöht. So stieg die Zahl der Touristen, die die Plattform auf dem Münsterturm stürmten, von 110.000 auf mehr als 257.000 im vergangenen Jahr – sie hat sich also mehr als verdoppelt.
Besonders in den Sommermonaten und während des Weihnachtsmarktes habe es einen starken Anstieg gegeben. Stark war auch die Zunahme der Besucherzahlen bei den Museen. Insgesamt wurden 2022 rund 576.000 Gäste gezählt – ein Anstieg von 56 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Auch Aktionen wie die europäischen Nacht der Museen oder die Ausstellung „SurréAlice“ im Museum für moderne und zeitgenössische Kunst (bis zum 26. Februar) hätten zu diesem Besucherboom beigetragen, heißt es. Nicht zuletzt hat man bei den Mediatheken der Stadt und der Eurometropole Straßburg mit etwa 823.100 Besuchern im Jahr 2022 Erfolge zu verbuchen.
TGVs standen still
Beim Zugverkehr zwischen Paris und Straßburg lief am Dienstag so gut wie gar nichts mehr. Die TGV-Linie, die vom Pariser Gare de l’Est (Ostbahnhof) ins Elsass führt, war völlig blockiert. Auch am Mittwoch gab es noch starke Einschränkungen – nur einer von drei Zügen konnte fahren.
Der Grund war ein Sabotageakt. Unbekannte hatten in der Nacht vom Montag zum Dienstag in einem Posten zur Weichensteuerung in Vaires-sur-Marne im Osten der Hauptstadt Feuer gelegt, zahlreiche Kabel verbrannten. Das führte natürlich zu langen Gesichtern bei denjenigen, wie von Straßburg nach Paris oder in die umgekehrte Richtung aus privaten und beruflichen Gründen reisen mussten und völlig überrascht wurden. Offenbar war auch das Bahnpersonal teils überfordert.
„Wir wissen nichts, man sagt uns nichts, man bietet uns nicht mal einen Kaffee an“, schimpfte ein Passagier in Straßburg, der in Paris ein Flugzeug nach Peru nehmen wollte. Die Staatsanwaltschaft in der Stadt Meaux hat Ermittlungen aufgenommen.