Kehl

Viele Probleme bei der Suchthilfe

Redaktion
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08. Februar 2023
Michèle Falch und Willi Stächele vor dem Gebäude der Jugend- und Drogenberatung Kehl.

Michèle Falch und Willi Stächele vor dem Gebäude der Jugend- und Drogenberatung Kehl. ©Wahlkreisbüro Stächele

MdL Willi Stächele weilte zu einem Infogespräch bei der Drogenberatungsstelle (Drobs). Die Einrichtung plagen Geldsorgen, da die Kosten steigen. Gleichzeitig steigt der Beratungsbedarf an. Die geplante Cannabis-Freigabe wird das noch verstärken.

Zu einem Informationsgespräch trafen sich kürzlich der Landtagsabgeordnete Willi Stächele und Michèle Falch von der Drogenberatungsstelle (Drobs) in Kehl. „Ich bin froh, dass ich die Möglichkeit habe, mich bei kompetenten Personen vor Ort informieren zu können, die ihre Kenntnisse aus der täglichen Arbeit gewinnen“, so Willi Stächele zum Grund seines Besuchs.

Beratungs-Nachfrage steigt

Sehr offen schilderte Michèle Falch den Teufelskreis, in dem sich die Suchtberatungen im Land derzeit befinden. Auf der einen Seite steigt die Nachfrage nach Suchthilfe stetig an, während auf der anderen Seite die steigenden Kosten für Gehälter, Energie und Mieten die Finanzierung der Beratungsstellen immer schwieriger machen.

„Die letzte Erhöhung der Landesmittel ist mittlerweile zehn Jahre her. Da sich der Landkreis an den Landesmitteln orientiert, sind diese Mittel auch nicht in dem Maße gestiegen, wie es für eine Kostendeckung notwendig wäre“, so Michèle Falch.

Auf Nachfrage von Willi Stächele merkte Michèle Falch an, dass Nikotin und Alkohol weiterhin die klassischen Einstiegsdrogen sind. Danach kommt oft der Schritt zu Haschisch und Marihuana.

Die Risikobereitschaft steigt an, bei älteren Geschwistern oder im Freundeskreis werden Drogen konsumiert und auch Neugierde und der Reiz des Verbotenen führt zu weiterem Drogenkonsum und bei manchen letztendlich in die Abhängigkeit.

Mehr Kokain-Abhängige

Bei der Drogenberatung in Kehl ist das Sorgenkind die steigende Kokainabhängigkeit der betreuten Klienten. Einer der Gründe sei hier, dass der Beschaffungspreis für Kokain in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gesunken ist. Ganz besonders bei Kokain sei eine schnelle Suchtentwicklung festzustellen.

Auf Nachfrage von Willi Stächele zur Freigabe von Cannabis sieht Michèle Falch zwei Seiten. Positiv sei, dass damit eine gewisse Entkriminalisierung verbunden ist. Auch eine deutliche Verbesserung des Verbraucherschutzes sei positiv zu werten. „Es ist nur drin, was draufsteht“, so Michèle Falch.

Durch die Legalisierung von Cannabis kann aus ihrer Sicht der illegale Markt stärker ausgetrocknet werden. Das Beispiel in Holland habe gezeigt, dass nach der Freigabe kurz ein leichter Anstieg zu verzeichnen war, danach aber keine Änderung mehr festzustellen war.

Mehr Prävention nötig

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Negativ sieht Michèle Falch, dass die Freigabe die bestehenden personellen Probleme bei der Jugend- und Drogenberatung weiter verstärken wird. So muss insbesondere bei jüngeren Konsumenten eine deutliche Erhöhung der Prävention und Information angeboten werden. Dies setzt jedoch eine Personalmehrung in den Beratungsstellen voraus, die derzeit nicht finanziert ist.

„Die Schulen werden uns die Bude einrennen“, so Michèle Falch, „deshalb erfordert die Freigabe sofort ein Präventionskonzept und eine Ausweitung der Stellen.“ Darüber hinaus hält sie es für wichtig, dass im Falle einer Legalisierung der Jugendschutz strikt eingehalten wird.

Die Drogenberatungsstelle Kehl hat sich zum Ziel gesetzt, verstärkt Multiplikatoren-Schulungen durchzuführen. Insbesondere im Bereich der Schulsozialarbeit können wichtige Schritte für die Prävention durch dichte Kommunikation und auch ein frühzeitiges Erkennen von Verhaltensänderungen geleistet werden.

Gerne arbeite man bei der Drogenberatung Kehl auch mit Praktikanten, die vorwiegend von pädagogischen Hochschulen und der Dualen Hochschule für Sozialarbeit in Villingen-Schwenningen kommen.

Jährlich werden aus dem Kehler Beratungsbereich fünf Teilnehmer für eine ambulante Therapie vorgesehen. Die Voraussetzungen für die Teilnehmer sei jedoch, dass sie im bisherigen Umfeld bleiben und ein Arbeitsplatz vorhanden ist. Für Drogenabhängige sei die stationäre Therapie häufig die angemessenere Behandlung.

Besondere Grenzsituation

Auf Nachfrage von Willi Stächele sieht Michèle Falch durchaus eine besondere Situation in Kehl, denn die Grenznähe öffne den Weg zu einem großen Markt in Frankreich, wo derzeit Besitz und Konsum von Drogen verboten sind.

Zum Abschluss stellte Michèle Falch auch fest, dass Drogensüchtige über alle sozialen Schichten hinweg festgestellt werden können.

„Es war für mich ein sehr interessantes Gespräch, das mir viele Erkenntnisse gebracht hat, auf die ich auch immer wieder sehr gut bei meiner Arbeit zurückgreifen kann“, so Willi Stächele abschließend.

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