Vortrag in Kehl über 2. Weltkrieg am Oberrhein
Die oberrheinische Region zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs: Davon handelte ein Vortrag des Kehlers Friedrich Peters, zu dem die Volkshochschule und der Historische Verein für Donnerstag in die Stadthalle eingeladen hatten.
Auf Einladung des Historischen Vereins und der VHS Kehl hielt der Historiker Friedrich Peter einen Vortrag über den Zweiten Weltkrieg in unserer oberrheinischen Region. Dabei präsentierte der engagierte Forscher, der etliche Projekte für Studenten und Schüler ins Leben gerufen hat und führt, erschütternde Fakten, Zahlen und ein umfangreiches Bildmaterial, welche die Situation in Kehl und Straßburg zwischen 1938 und 1945 dokumentierten.
Anmutige Brücken leuchten in der Sonne über dem Rhein und schimmern einladend in der Nacht. Man kann frei darüber spazieren, Tram D fährt vom Kehler Rathaus bis zum Straßburger Bahnhof.
Die zwei Städte sind zusammengewachsen – keine Grenzkontrolle, für Ausbildung und Arbeit kann man die Seite wechseln. Man feiert international, man führt gemeinsame soziale und künstlerische Projekte, man geht zusammen in die Kirche - Normalität nach 74 Jahren Frieden hierzulande.
703 Bunker
Den Albtraum kann man sich heute nicht mehr vorstellen, der zusammen mit der NS-Regime in das Leben der Elsässischen Bevölkerung einbrach. Noch seine „Friedensliebe“ beteuernd, ließ Hitler im März 1936 die Sicherung der Westgrenze ins Militärprogramm aufnehmen. Man begann darauf emsig den „Westwall“ (Siegfriedlinie) zu errichten. Bis November 1938 wurden im Bereich Kehl-Offenburg 703 schwerbewaffnete Bunker, dazu Betonhöcker, Steilhänge, Stacheldrahtzäune, Minenfelder, Panzersperren erstellt. Auch die Franzosen bauten eine mächtige Verteidigungslinie am Rhein auf (Marginot-Linie).
Am 2. Mai 1938 rückte ein Maschinengewehr Bataillon in die bis zu diesem Zeitpunkt entmilitarisierte Stadt Kehl ein – somit wurde der Versailler Vertrag gebrochen. Im August 1938 inspizierte Hitler den Westwall und sei von den Kehler Bürgern mit „unbeschreiblichem Jubel“ empfangen, so der damalige propagandistische Pressebericht – auf den Fotos sieht man allerdings eine dünne Menschenreihe am Straßenrand - die Wahrheit? ...
Der Krieg erreichte Kehl und Straßburg im Herbst 1939, als die „Freimachung der Roten Zone“ angeordnet wurde. Sie wurden evakuiert und blieben menschenleer - Geisterstädte.
Bis zum 10. Mai 1940 sollte es keine Kriegshandlungen in der Gegend gegeben haben. Hier „nahm man die Situation kaum ernst, es schwankte zwischen kollegial par distance bis zur besonderen eher Verbrüderungen. Man glaubte, dass der Krieg wegen der mangelnden Kampfeslust bald wieder einschlafen würde“, berichtete Friedrich Peter.
Am 10. Mai 1940 begann der deutsche Angriff im Westen, am 19. Juni marschierte die Wehrmacht in Straßburg ein und am 22. Juni wurde der Waffenstillstand unterzeichnet - Elsass sollte ins Deutsche Reich eingegliedert werden.
Tag der Befreiung
Bis zur Befreiung durch die Alliierten, am 23. November 1944, litt die zurückgekehrte Bevölkerung unter einer monströsen NS-Zivilverwaltung. Die Elsässer sollten germanisiert werden. Rassische Säuberung – Elsass wurde „judenrein“ - Gleichschaltung, bestialische Experimente an Menschen in der medizinischen Abteilung der Uni Straßburg durchführt, Zwangsrekrutierung, Jagd auf die Widerstandskämpfer und ihre brutale Ermordung folgten.