Was Kehl gegen die Erderwärmung tut
Der Klimawandel hierzulande schreitet laut einer Studie der Landesanstalt für Umwelt schneller voran, als ursprünglich angenommen. Naturgemäß trifft diese Prognose den ohnehin warmen Oberrheingraben und somit Kehl besonders hart, wird Klimaschutzmanager Leon Leuser in einer Pressemitteilung der Stadt zitiert: „Bis zu 40 heiße Tage mit mehr als 30 Grad können bis Ende des Jahrhunderts pro Sommer für Bürgerinnen und Bürger Realität werden.“
Zum Vergleich: Der bisherige Rekordsommer hatte 27 Hitzetage. Um den Trend abzuschwächen, lässt die Stadt ihre Energieeffizienz nach europäischen Standards bewerten, nimmt an einem Wettbewerb zum Ausbau der Solarenergie teil und fördert das klimaangepasste Wohnen. Corona und die damit verbundenen hohen Steuereinbußen grenzen den Spielraum allerdings ein.
„Wir arbeiten seit mehreren Jahren mit Expertinnen und Experten des European Energy Awards zusammen, um Abläufe und künftige Projekte umweltfreundlicher zu gestalten“, berichtet Leuser. Noch 2021 wird ein European-Energy-Zertifikat angestrebt. Das Besondere dabei: Für die Urkunde muss Kehl nicht nur besonders wirksame Leistungen im Bereich Energiesparen und Umweltschutz nachweisen, sondern darüber hinaus auch in regelmäßigen Abständen neue Maßnahmen gegen den Klimawandel entwickeln und umsetzen. Gebäude müssen saniert, Grünflächen erweitert und umweltschonende Fortbewegungsmittel nachhaltig in das Stadtbild integriert werden. Dadurch sollen in Klimaschutz und Stadtentwicklung Hand in Hand gehen.
Mehr Solarenergie
Denselben Gedankengang verfolgt die Stadt mit der Teilnahme am sogenannten Wattbewerb. Hierbei vergleichen Gemeinden bundesweit den Ausbau von Photovoltaikanlagen in ihrem Stadtgebiet, um die Energiewende zu beschleunigen. Seit dem Start des Wettbewerbs Mitte Februar wurden in Kehl neun neue Photovoltaikanlagen in Betrieb genommen. Mit 32 Megawatt Peak produzieren die Bürger der Stadt mit ihren Anlagen genügend Strom um 8000 Haushalte zu versorgen.
Förderprogramme
Neben dem Fokus auf nachhaltige Energie bezuschusst die Stadt auch das klimaangepasste Wohnen. In dicht bebauten Gebieten sind Begrünungen und Entsiegelungen von Flächen laut Leuser geeignete Mittel, um auf steigende Temperaturen zu reagieren. Sie filtern Schadstoffe aus der Luft und kühlen diese durch Verdunstung. „Auf begrünten Flächen kann Regenwasser zudem besser versickern als auf versiegelten“, erklärt er. Für 2021 stehen im Programm „Klimaangepasst Wohnen“ noch 10 000 Euro zur Verfügung; 2022 sind 20 000 Euro vorgesehen. Das zweite Förderprogramm der Stadt (Klimafreundlich Wohnen) war dieses Jahr nach drei Monaten ausgeschöpft.
◼ Klimaangepasst-Wohnen-Förderung im Überblick: Insgesamt können 3000 Euro pro Grundstück für Fassaden- und Dachbegrünungen sowie für Entsiegelungen von Flächen beantragt werden. Beratungen werden ebenfalls bezuschusst.
Wer sich für eine Entsiegelung oder Begrünung interessiert, sollte zunächst einen Blick auf die Planungshinweiskarte der Stadt werfen: Gefördert werden grundsätzlich nur Gebäude oder Grundstücke, die auf der Karte lila und dunkelrot gefärbt sind. Zudem muss die zur Verfügung stehende Fläche zu mindestens 50 Prozent als Wohnung genutzt werden. Eigenleistungen werden nicht gefördert, informiert die Kehler Stadtverwaltung.