Willstätt: Unternehmen stellt Energie-Management-System vor
Die Messe „Energy Storage Europe“ in Düsseldorf ist wegen des Coronavirus abgesagt. Dort wollte auch das Willstätter Unternehmen Leclanché sein neues Energie-Management-System vorstellen.
Alle reden über die Energiewende – und doch wissen die wenigsten, wie die mal konkret aussehen und gestaltet werden kann. Wird Strom aus erneuerbaren Energiequellen die bisher hauptsächlich auf fossilen Energieträgern beruhende Versorgung zuverlässig ersetzen können? Bei Vielen ruft der Gedanke daran zumindest ein tiefes Stirnrunzeln hervor.
Bei Leclanché in Willstätt hingegen aarbeitet man daran, Antworten zu finden. Das Unternehmen, das auf dem ehemaligen BASF-Areal im Industriepark Willstätt ansässig ist und dort aktuell 120 Mitarbeiter beschäftigt, zählt nach eigenen Angaben zu den wenigen unabhängigen Herstellern hochwertiger Lithium-Ionen-Batteriezellen in Europa.
Fachmesse fällt aus
Mit seinem Energie-Management-System (EMS) wollte sich das Unternehmen vom 10. bis 12. März auf der Fachmesse „Energy Storage Europe“ in Düsseldorf vorstellen. Dass die Messe nun wegen des grassierenden Coronavirus abgesagt wurde, sei bedauerlich, so Pressesprecher Christoph Miller.
Erneuerbare energien sind unberechenbar
Worum geht es? Das Grundproblem bei den erneuerbare Energien ist, dass sie nicht kontinuierlich verfügbar sind. Die Sonne scheint nur tagsüber, der Wind kann unberechenbar sein. Auch die Zeiten, wann Strom aus erneuerbaren Quellen produziert werden kann und wann sie nachgefragt wird, klaffen auseinander. Zum Beispiel gibt es nachts keine Nachfrage nach der Energie, die durch den Wind, die größte Energiequelle in Deutschland, erzeugt wird. Diese Energie muss gespeichert werden, wenn Bedarf für Anwendungen wie Heizen, das Aufladen von Elektrofahrzeugen oder die Umwandlung von Strom in Gas entsteht. Die Herausforderung besteht darin, ein Gleichgewicht zwischen Energieerzeugung und -verbrauch zu erreichen.
Hier kommt nun EMS ins Spiel. Dahinter verbirgt sich eine Software in einem Industriecomputer, die die Produktion erneuerbarer Energiequellen wie Solarkraftwerke oder Windmühlen, den Batteriespeicher und die Produktion von Stromaggregaten koordiniert. „Letztendlich verwaltet sie die Schnittstelle zwischen der Hardware für die Produktion erneuerbarer Energie und dem Netz, um das Ziel zu unterstützen, dass die Energieproduktion dem Verbrauch entspricht“, erläutert Miller. 2017 hat Leclanché ein auf die EMS-Entwicklung spezialisiertes Unternehmen in den USA übernommen. Nun will man sich auf diesem Zukunftsmarkt als Komplettanbieter positionieren.
Projekt in der Karibik
In einem aktuellen Projekt auf der Karibikinsel St. Kitts übernimmt Leclanché als Generalunternehmer die Planung, Beschaffung und den Bau einer Fotovoltaik-Anlage mit einer Leistung von 35,6 Megawatt peak und eines Energiespeichersystems mit einer Leistung von 44,2 Megawattstunden. Das EMS sorgt dabei für die Integration der Solaranlage, gewährleistet die Stabilität des Inselnetzes und optimiert die Leistung der Dieselgeneratoren.
Technologie ist marktreif
„Für St. Kitts sollte die Anlage für erneuerbare Energien bis zu 30 Prozent des Bedarfs decken“, sagt Miller. Mit der Weiterentwicklung der Technologie könne diese Zahl auch noch steigen. Entsprechend kann der Dieselverbrauch bei der Energieerzeugung auf der Insel reduziert werden, was sich dann auch in den Kosten für die Stromerzeugung bemerkbar macht. Auch in Kanada, Frankreich und Deutschland laufen Projekte, bei denen Energie-Management-Systeme im Einsatz sind. Die Technologie sei marktreif, sagt Miller.
Vorteile im Wettbewerb verspricht sich das Unternehmen vor allem, weil es die gesamte Entwicklungs- und Produktionskette abdecken kann: Am Standort Willstätt sind sämtliche Aktivitäten rund um die Entwicklung und Fertigung der eigenen Lithium-Ionen-Technologie vereint. Derzeit ist die Produktion von Lithium-Ionen-Zellen in Asien wegen des Coronavirus gestoppt oder verlangsamt. „Die Lieferkette für alle aus Asien kommenden Produkte wird langsamer und unvorhersehbar sein“, so Miller. „Dies verstärkt die Notwendigkeit, in Europa zu produzieren. Die aktuellen Ereignisse zeigen, dass die Strategie, deutsche Zellen produzieren zu lassen, zuverlässiger ist.“