So reagieren die Willstätter auf Steffens' Sieg in Offenburg
Marco Steffens wird Offenburgs nächster Oberbürgermeister – doch dafür wird er sein Amt als Bürgermeister in Willstätt aufgeben. Wie reagieren die Willstätter auf Steffens' Sieg?
Kurz nach 19 Uhr bereits konnte Offenburgs scheidende Oberbürgermeisterin Edith Schreiner verkünden, wer ihr Nachfolger wird: Mit exakt 52 Prozent der gültigen Wählerstimmen nahm Willstätts Bürgermeister Marco Steffens gleich im ersten Wahlgang die 50-Prozent-Hürde. Das Wahlergebnis wurde von den Offenburgern, die sich vor dem Rathaus versammelt hatten, mit großem Beifall aufgenommen, und die Feuerwehr ließ zur Feier des Tages lautstark ihr Martinshorn ertönen.
Steffens: »Ich fühle mich geehrt«
»Ich fühle mich geehrt, dass ich ab dem 3. Dezember Ihr Oberbürgermeister sein darf«, rief er den Offenburgern zu. Der dreimonatigen Wahlkampf sei anstrengend gewesen, habe ihm aber auch viele schöne Momente beschert. Die Offenburger seien ihm sehr offen begegnet, freute er sich, bevor er sich zur Wahlparty ins Brauwerk Baden verabschiedete.
Bereits Ende Juni hatte der 40-Jährige, der seit 2007 Bürgermeister in Willstätt ist, seine Kandidatur bekanntgegeben – weit vor dem Start der offiziellen Bewerbungsfrist. Gestern setzte er sich gegen fünf Mitbewerber durch.
»Ich hoffe, dass wir einen ähnlich guten Bürgermeister kriegen«
Hier einige Stimmen aus Willstätt zum OB-Wahl-Abend:
Elvira Walter-Schmidt, Bürgermeister-Stellvertreterin: »Wir haben viele tolle Sachen auf den Weg gebracht – etwa den Rathaus-Umbau. Da hatte er den Mut zu sagen: Das schaffen wir zusammen. Den Mut wird er auch in Offenburg brauchen. Es gibt noch ein paar Dinge, die ich gerne mit ihm zusammen zu Ende geführt hätte. Aber ich verstehe auch, dass er in seinem Alter noch was vorhat. Es ist eine tolle Chance. Offenburg ist eine Stadt, wo man was gestalten kann.«
Hans Fladt, Ortsvorsteher von Legelshurst: »Er war der beste Kandidat von allen. Er ist ein exzellenter Rhetoriker, jung und dynamisch. Es war klar, dass er für höhere Aufgaben berufen ist. Gefreut hat mich auch, dass der Kandidat der AfD so schlecht abgeschnitten hat. Das ist gut so!«
Volker Mehne, Ortsvorsteher von Hesselhurst: »Ich wünsche ihm alles Gute. Schön, dass es gleich im ersten Anlauf geklappt hat – dann bekommen wir auch in Willstätt rasch wieder klare Verhältnisse. Ich schätze seine klare, offene Art. Und er hatte stets ein offenes Ohr auch für die Belange der kleinen Ortsteile.«
Ilse Türkl, Ortsvorsteherin von Sand: »Er hat einen sehr engagierten Wahlkampf geführt, war sehr präsent in Offenburg und den Ortsteilen. Der Erfolg gibt ihm recht. Ich schätze vor allem seine Bürgernähe. Es ist schade, dass wir ihn ziehen lassen müssen.«
Erich Nagel, Ortsvorsteher von Eckartsweier: »Ich habe ein lachendes und ein weinendes Auge. Gern hätte ich mit ihm noch länger zusammengearbeitet. Er hat seine Sache in Willstätt hervorragend gemacht. Ich hoffe, dass wir jetzt einen ähnlich guten Bürgermeister bekommen. Offenburg ist sicher eine andere Hausnummer als Willstätt – aber das wird er schaffen.«
Tobias Fahrner, (CDU-Gemeindeverband): »Er war von Anfang an der Favorit und hat sich gegen ein starkes Bewerberfeld souverän durchgesetzt. Für Willstätt bedeutet dies ein großer Verlust, hat er doch viele Dinge, die zu Beginn seiner Amtszeit ins Stocken geraten waren, zu Ende geführt und andere notwendige Maßnahmen neu begonnen.«
»Marco for president!«: Willstätter Reaktionen auf dem Offenburger Marktplatz
Auf dem Offenburger Marktplatz feierten auch einige Willstätter den Sieg von Marco Steffens.
»Für Offenburg und für ihn ist es phänomenal«, sagt Willstätts Ortsvorsteherin Gaby Ganz vor der großen Leinwand, auf der die Auszählungsergebnisse der Wahlbezirke angezeigt werden. »Ich bin sicher, dass er in Offenburg einen Topjob hinlegen wird.« Auch Marianne Mehne, ehemalige Ortsvorsteherin von Eckartsweier, gönnt ihm den Sieg von ganzem Herzen. Daneben knallen die Sektkorken: Ein ganzer Marco Steffens-Fanclub, darunter die beiden Babysitterinnen der Steffens-Kinder, hatte sich eingefunden, um den Sieg zu feiern. Und als das Endergebnis bekanntgegeben wird, erschallt aus dem Willstätter Grüppchen gar der Ruf: »Marco for president!«
Auch Wehmut ist dabei. »Des einen Freud, des anderen Leid«, sagt Isabella Müll. »Aber es war klar, dass wir ihn verlieren werden.« Udo Wendle, Chef des »Sängerbunds« Legelshurst, sieht es pragmatisch: »Wenn er hier nicht gewählt worden wäre, dann ginge er woanders hin. So bleibt er uns wenigstens ein bisschen erhalten.« Hobbyhistorikerin Doris Freund sieht spannende Zeiten auf Willstätt zukommen, da nun nicht nur eine Bürgermeisterwahl ansteht, sondern bald auch die Kommunalwahlen: »Wir haben einen ziemlich ›alten‹ Gemeinderat. Wenn dann viele neue Räte gewählt werden und noch ein neuer Bürgermeister, dann kann es dauern, bis die zusammenfinden.« Unabdingbar ist für sie, dass der Neue von außen kommt. Wie Gaby Ganz wünscht sie sich ein buntes Bewerberfeld – und gerne auch eine Frau als Bürgermeisterin.
Acht Wochen noch wird er Willstätt regieren, bevor er ins Offenburger Rathaus einzieht. Auch ein privater Umzug nach Offenburg steht dann an. »Es schlagen zwei Herzen in meiner Brust«, sagt seine Sekretärin Helga Birk. »Ich freue mich für ihn, aber da ist natürlich auch Trauer, er war ein toller Chef. Aber ein guter Mann muss sich weiterentwickeln.«