Markus Zoschke

Elternbeirat kritisiert Schulöffnung: "Eltern sind außen vor"

Nina Saam
Lesezeit 4 Minuten
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13. August 2020

Markus Zoschke, Vorsitzender des Elternbeirats am Einstein-Gymnasium und des Kehler Gesamt-elternbeirats, fordert, die Eltern besser einzubinden, wenn es um die Corona-Regelungen im Schulbetrieb geht. ©Nina Saam

Markus Zoschke ist Vorsitzender des Gesamtelternbeirats in Kehl. Er kritisiert, dass Eltern und Schüler zu den Regelungen des Kultusministeriums (KM) zur Schulöffnung nicht gehört wurden. 
 

Herr Zoschke, wie soll die Beschulung nach den Sommerferien aussehen?

Das Konzept des Landes sieht vor, dass die Klassen in voller Stärke zurückkehren. Es soll auf dem ganzen Schulgelände eine Maskenpflicht gelten, nur am Tisch dürfen sie abgenommen werden. Andere Bundesländer machen das anders: In Nordrhein-Westfalen müssen die Schüler auch im Klassenzimmer Masken tragen. Auch der Deutsche Lehrerverband (DL) fordert dies. 

Auch während des Unterrichts? Halten Sie das für praktikabel?

Ich kann verstehen, dass die Lehrer bei so vollen Klassen Angst vor einer Ansteckung haben. Aber ich verstehe nicht, wie man auf die Idee kommen kann, dass Schüler sieben oder acht Stunden am Stück die Maske tragen sollen, von morgens an, wenn sie in den Bus steigen, bis nachmittags, wenn sie nach Hause kommen. Wie kommen Pädagogen auf sowas? Wie sieht eine Leistungsbewertung mit Maske aus? Das wird sicher psychologische Folgeprobleme geben, wenn man die Mitschüler auf eine Viruslast reduziert.

Was wäre aus Sicht der Eltern besser?

Die Klassen so vollzuhauen halte ich für keine gute Idee. Die bisherige Form mit Halbklassen oder Kleingruppen ist von den meisten Akteuren akzeptiert. Ich frage mich, warum wir nicht versuchen, die jetzt bestehenden Konzepte der kleinen Klassen weiterzuentwickeln. Natürlich ist es nicht einfach, für alle eine Lösung zu finden. Das muss jede Schule selbst regeln, das ist abhängig von den zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten, vom Personal und dem Unterrichtsmodell, ob Ganztagsschule oder nicht. Da hängt ja auch ein Riesenrattenschwanz dran: Wie ist das mit der verlässlichen Betreuung, mit dem Mittagessen, wie fahren die Schulbusse, wenn sich die Unterrichtszeiten ändern?

Zum Konzept des KM gehört auch, dass sich die Schüler nicht mischen. Wie realistisch ist das?

Da wird unterschätzt, wie wichtig Schul-AGs wie Theater, Orchester oder Chor für das Miteinander und die Identifikation mit der Schule sind, genauso Klassenfahrten und Austausche. Alles gestrichen, ohne die Perspektive, dass das nachgeholt werden kann. Dann ist die Schule nur noch eine Büffelanstalt. Mal abgesehen davon, dass sich die Schüler im Kurssystem der gymnasialen Oberstufe mischen müssen, anders funktioniert es ja nicht.

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Wie ist aus Sicht der Eltern der Unterricht während des Lockdowns und darüber hinaus verlaufen?

In vielen Fällen hat das sehr gut funktioniert. In Sachen Digitalisierung haben wir einen Riesensprung gemacht, Corona hat da wie ein Katalysator gewirkt. Manche Lehrer haben sich richtig reingehängt, damit die Schüler mit Lernplattformen erreicht werden können. Das sollte nicht wieder einschlafen, auch wenn es wieder normalen Präsenzunterricht gibt. Dazu  muss aber die Infrastruktur da sein. Im „Einstein“ musste erst einmal das Lehrerzimmer mit WLAN versorgt werden. Manche Schüler haben keine Endgeräte: die Landesregierung hat 65 Millionen Euro für Laptops bereitgestellt, aber dann kommt das nächste Nadelöhr: Nicht jede Familie hat einen Drucker. Also muss man sicherstellen, dass die Unterlagen digital bearbeitbar sind. Wir müssen immer im Hinterkopf haben, dass es wieder zu einem Lockdown kommen kann. 

Wie sieht schulische Elternarbeit in Corona-Zeiten aus?

Es gibt immer mehr Fragen und immer weniger Antworten. In einem Erlass des Kultusministeriums steht, dass Sitzungen der Elternpflegschaften zu unterlassen sind, die im letzten Schuljahr gewählten Vertreter sollen im Amt bleiben. Das widerspricht aber der Geschäftsordnung des Elternbeirats. Solche Dinge müssen auch gelöst werden. 

Was fordern die Eltern?

Wir Eltern sind eingesprungen, als alles in den Lockdown ging, und haben mit unseren Kindern Homeschooling gemacht. Wir haben Erfahrungen sammeln können, was geht und was nicht, und könnten gemeinsam daraus etwas entwickeln – das wäre ein guter Weg. Dass das Kultusministerium uns jetzt Pläne vorsetzt,  ohne die Eltern einzubinden, ist schon ein starkes Ding. Der Landeselternbeirat sollte mit am Tisch sitzen und konzeptionell eingebunden werden. Auch die Landesschülervertretung sollte mit dabei sein.

Und was, wenn Corona-Fälle in der Schule auftreten?

Das wird sicherlich kommen, da vermissen wir auch eine klare Definition. Wer entscheidet, ob nur die Klasse zuhause bleibt oder die ganze Schule dicht gemacht wird? Ich wünschte mir eine Task Force am Ministerium, an die sich Schulen wenden können, nicht nur so einen Schrieb von oben runter mit der Ansage: Jetzt macht mal.

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