Wolfgang Joho geigt im Garten der Kehler Mediathek

Wolfgang Joho alias „Der Mönch mit der Geige“ im Garten der Mediathek. ©Karin Bürk
Einen amüsanten literarisch-musikalischen Abend erlebten die Besucher am Freitagabend im Garten der Kehler Mediathek bei der Auftaktveranstaltung zur Lese-Oase mit Wolfgang Joho.
Unter schattenspendenden Sonnenschirmen waren in vorgeschriebenem Abstand Liegestühle aufgestellt, und die Besucher hatten beim Betreten des Gartens der Mediathek ihren Mundschutz aufgesetzt. Unter diesen Corona-Maßnahmen startete am vergangenen Freitag die Kehler Mediathek in ihr fünftes Lese-Oase-Jahr. Auch für dieses Jahr hatte das Team um Mediatheksleiterin Fabiane Luz eine bunte Mischung an unterhaltsamen Veranstaltungen zusammengestellt. Den Auftakt machte der „Mönch mit der Geige“, Wolfgang Joho oder Bruder Stradivarius, wie er liebevoll wegen seines Geigenspiels genannt wird. Für diesen Abend hatte er sich wieder in seine Kutte geworfen und kam als reisender Ex-Mönch nach Kehl. Er sei aus seinem Kloster verbannt worden, als man ihn dabei erwischt hatte, wie er um Mitternacht im Glockenturm die berühmte „Teufelstriller-Sonate“ spielte, berichtete er dem Publikum.
Seitdem sei er mit seinen zwei Gesellen, Nina Schöne (Gitarre, Gesang) und Julian Erhardt (Perkussion) unterwegs und unterhalte das Publikum mit Musik und Geschichten, die man ihm vertrauensvoll erzählt habe. Doch dieses Mal hatte er noch eine Überraschung mitgebracht: seine Tochter Angelika, mit der er an diesem Abend zum ersten Mal gemeinsam auf der Bühne stand.
Der Geige verschrieben
„Ich hab jetzt in eure Gesichter geguckt und die Frage gesehen: „Wie kommt ein Mönch an eine Tochter?“, merkte Joho an und gab selbst lachend die Antwort: „Wie jeder andere Mann auch“.
Während seines Klosteraufenthalts hat sich Bruder Stradivarius nicht nur intensiv dem Geigenspiel gewidmet, sondern auch dem Komponieren. Und da er die christliche Liturgie öde fand, hat es ihn zur weltlichen Musik gezogen, die das pralle Leben ausdrückt, wie der Tango Femenina.
Aber auch die Geschichten hatten es in der Tat in sich. Die von Tochter Angelika lustig vorgetragenen Anekdötchen gaben immer wieder Anlass zum Schmunzeln oder zu spontanen Lachern. Wie die Geschichte von den frommen katholischen Kirchenältesten in Irland, die Geld für die dringend nötige Kirchensanierung zusammenkratzen wollen. Sie sind schon ganz verzweifelt, weil es hinten und vorn nicht reicht – bis ihnen »die schöne Catrinona« 10 000 irische Pfund anbietet. Problem: Die Dame geht dem ältesten Gewerbe der Welt nach. „Sollen wir annehmen?“, grübeln die Herren des ehrwürdigen Gremiums. »Warum nicht?“ sagt schließlich einer von ihnen. »Es ist schließlich unser Geld, was sie da spendet…«. Dazwischen unterhielten die drei Akteure als eine Art „Mini-Orchester“ mit der jeweils passenden Musik von klassischen Sonaten von Gabriel Fouré und Anton Dvoràk oder der herzzerreißenden Melodie von John Williams aus „Schindlers Liste“, zu der Wolfgang Joho eine neue Variation für Geige und Gitarre arrangiert hatte. Mit ihrem Gitarrenspiel sorgten Nina Schöne und Schlagzeuger Julian Erhardt immer wieder für kleine Glanzlichter.
Nach zwei Stunden und pünktlich zum Glockenschlag der St.-Johannes-Nepomuk-Kirche konnten Bruder „Stradivarius“ und seine Gesellen ihre Instrumente einpacken und weiterziehen. Zurück blieb ein begeistertes Publikum.
◼ Am Freitag, 7. August, heißt es: „Kehl, Hollywood und Japan... Filmmusik und Gedanken.“ Hannes Britz serviert Klavierstücke. Beginn ist um 19 Uhr. Die Eintrittskarten sollten im Vorfeld digital gebucht werden.