Wolfach

Alte Handwerke der »echten Schwarzwälder« knitz erklärt

Andreas Buchta
Lesezeit 3 Minuten
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11. Januar 2018

Holzkohle, Harz und Glas stellte Bernd Seger als traditionelle Produkte der »knitzen Schwarzwälder« vor. ©Andreas Buchta

Rund ums Holz hatte sich in früheren Jahrhunderten im Schwarzwald ein vielfältiges Handwerk entwickelt – von der Köhlerei bis zur »holzfressenden Glasmacherei«. Allen spürte Bernd Seger am Dienstag vor großem Publikum im Gemeindehaus mit Detailwissen und Lokalkolorit nach.

Bernd Seger ist ein waschechter Schwarzwälder. Geboren in Wolfach und dort bekannt als Schnurrant bei der »Segerei«, lebt der promovierte Chemiker heute aber in Gernsbach, wo er in der Papierindustrie arbeitet. Am Dienstag hielt der »knitze Schwarzwälder«, wie die Kollegen ihn nennen, bei der Wolfacher Kolpingsfamilie im Gemeindesaal einen Vortrag über altes, ausgestorbenes Handwerk im schwarzen Wald.

Mehr als 50 Gäste

»Ich bin überrascht, dass es so rappelvoll ist«, bemerkte Bernd Seger bei der Begrüßung der weit mehr als 50 Gäste im Gemeindesaal. Das bedeute einen gewissen Druck für ihn, denn jetzt müsse er »auch liefern«. Und er lieferte reichlich. Mit den Schiller-Zeilen »Wohltätig ist des Feuers Macht« hatte er seinen Vortrag überschrieben, weiter mit »Von echten Schwarzwäldern, Holz, Kohle, Harz und Glas«. Denn diese Produkte heute ausgestorbenen Gewerbes im Schwarzwald und seiner Menschen standen im Mittelpunkt seines Vortrags – des dritten bei der Kolpingsfamilie.

»Der Schwarzwald hat eine lange Spieltradition«, erinnerte Seger und verwies auf das im Badischen heimische Cego. Deshalb habe er in seinen Vortrag jeweils ein Ratespiel zu jedem der Themen Holz, Kohle, Harz und Glas eingebaut. Eine Möglichkeit des geistigen Kräftemessens, die das Publikum ausgiebig nutzte.

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Rohstoffquelle für traditionelles Schwarzwälder Handwerk wie Köhlerei, Harzgewinnung oder Glasmacherei sei das reichlich vorhandene Holz. Der Holzreichtum habe die Köhlerei in der Region aufblühen lassen. In der Literatur sei einiges über dieses die Menschen prägende Handwerk zu finden, etwa bei Heinrich Hansjakob oder Wilhelm Hauff, aber auch in Flurnamen wie Kohlplatz, Brandmatt oder Brandeck. Das Ende der Köhlerei im Schwarzwald läutete die Schwarzwaldbahn ein, die Steinkohle anliefern konnte.

Dem Harz, dem »Blut der Bäume«, widmete sich ein blühendes Gewerbe, das im Schwarzwald bereits im 15. Jahrhundert urkundlich erwähnt wurde. Den Nadelbäumen wurde Harz abgezapft: ein heiß begehrtes Produkt, wie Hansjakob mit den »Harzdieben vom Kniebis« deutlich gemacht habe. Aus dem Harz wurden Terpentinöl, Kolophonium und Pech gewonnen. Und die »Harzwasserkuren« in Bad Peterstal gelangten mit dem Besuch von Zar Alexander II. und Kaiser Wilhelm I. zu einiger Berühmtheit. Allerdings wurde das Harzen, da es den Bäumen schadete, im 18. Jahrhundert stark eingeschränkt.

Glas braucht Holz

Ein weiteres Gewerbe, das Holz zur Grundlage hatte, breitete sich im Schwarzwald aus und prägte die Landschaft wie kein anderes: die Glasmacherei. Sie benötigte Pottasche als Zuschlag und damit Unmengen an Holz. »Die Glasmacherei war das holzfressende Gewerbe schlechthin.« Für die Herstellung von einem Kilogramm Glas benötigte man zwei bis drei Ster Holz. Allerdings galt das »Waldglas« mit seinem charakteristischen Grünstich als eher minderwertig und wurde vom kristallklaren Glas, etwa aus Murano, verdrängt. Mit dem Gewerbe der Glasträger, die auch die Technik des Uhrenbaus in den Schwarzwald brachten, endete Bernd Segers Vortrag unter großem Beifall.

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