Berühmte Bollenhüte aus Hausach
Rund um den Marketinghype über den Bollenhut verweist nun die Stadt Hausach in einer Pressemitteilung, dass es der Hausacher Eugen Falk-Breitenbach war, der nach dem Krieg dem Bollenhut zu seinem Siegeszug verhalf.
Am 7. Januar 1797 wies der Herzog Friedrich Eugen von Württemberg die Gemeinden im Oberamt Hornberg an, auf ihre Strohhüte die »übliche Devoration von schwarzer und roter Farbe aufzutragen« – aus denen später die Wollbollen wurden. Marketingstrategen erhoben diesen Tag zum »Geburtstag des Bollenhuts« (wir haben berichtet). Die Schwarzwald-Tourismus GmbH in Freiburg mit ihrem Geschäftsführer Hansjörg Mair will den Bollenhut nun auch noch als Emoji vermarkten.
Obwohl der Bollenhut, der weltweit als Kopfbedeckung der Schwarzwaldtracht schlechthin gilt, nur in Gutach, Reichenbach und Kirnbach getragen wird, reklamiert Hausach den Siegszug dieses Schwarzwaldsymbols für sich. Jedenfalls sei es ein Hausacher gewesen, dem dieser zu verdanken sei, schreibt Kulturamtsleiter Hartmut Märtin in einer Pressemitteilung: »Dieser Hausacher war Eugen Falk-Breitenbach.«
Nach dem Zweiten Weltkrieg lag der Schwerpunkt der Arbeiten Falk-Breitenbachs im kunsthandwerklichen Bereich: Haushaltsgegenstände, Uhrenschilder und kleinere Ausmalungen. Nach der Währungsreform 1948 waren alle Deutschen auf ein Existenzminimum zurückgefallen. Die Vermarktung der Produktpalette der »Hausacher Kunsthandwerklichen Werkstätten« gestaltete sich deshalb äußerst schwierig.
Neue Identität
»Dafür suchten Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft im Rückgriff auf Traditionen und regionale Besonderheiten, neue Identität zu schaffen. Allgemein kam es zur Rückbesinnung auf Werte, die vor den dunklen Jahren des Nationalsozialismus als allgemein verbindlich gegolten hatten«, schreibt Märtin.
Für den traditionsbewussten Hausacher Kunsthandwerker Eugen Falk bedeutete das Kontinuität im »künstlerischen« Schaffen. Wie zuvor schrieb, malte und arbeitete er für die Bewahrung von Traditionen, Bräuchen, Volkslied und Handwerk. Viele Anfragen zu Trachten und regionalen Besonderheiten flatterten auf den Tisch des Molerhiislis. In Hausach wurde die Narrenzunft wieder gegründet, und der Kunstmaler war – trotz aller heute immer wieder betonten Feindseligkeit seiner Mitbürger – Mitbegründer der ersten Stunde und im ersten Jahr Obmann der Hansele. Sein Einsatz für die Trachtengruppe führte ihn 1949/50 zum Neujahrsempfang des Badischen Staatspräsidenten Leo Wohleb ins Colombi-Schlösschen nach Freiburg. Fotografien zeigen ihn dort im Gespräch mit Wohleb.
Wissen um die Bollenhüte war vergessen
Am Rande der offiziellen Veranstaltung kamen die beiden Badener ins Gespräch, und der Staatspräsident beklagte, dass dem Land ein Sinn gebendes Symbol fehle. Der Bollenhut, den die Gutacherinnen aus Eugen Falks Trachtengruppe trugen, könnte doch ein solches darstellen. Das Wissen um die Herstellung der Bollenhüte war zu diesem Zeitpunkt vergessen. Angeregt von diesem Gespräch, ermutigte Eugen Falk seine Frau Emma, ausgebildete Modistin, der verlorenen Kunst nachzuspüren.
Die beiden kauften alte Hüte und Emma begann, sie auseinander zu nehmen. 1951 stellte sie den ersten Original Gutacher Bollenhut eigener Herstellung aus und entfachte damit einen Boom, der bis heute anhält. Von nun an produzierte sie Bollenhüte für die ganze Welt. Museen fragten für Sammlungen und Ausstellungen bei ihr an. Der Hut, den die Schauspielerin Sonja Ziemann im Film »Schwarzwaldmädel« trug und die der Statisten stammten aus dem Breitenbachtal. Selbst der Bollenhut, der Kaiserin Soraya bei ihrem Deutschlandbesuch überreicht wurde, stammte aus dem Atelier Emma Falks.
Dass es ausgerechnet der Bollenhut wurde, der von der Trachtenvielfalt des Schwarzwalds zu dessen Symbol wurde, lag allerdings eher an den Gutacher Malern Wilhelm Hasemann und Curt Liebich, die die Gutacher Tracht auf die Ansichtskarten brachten, die in alle Welt versandt wurden.