Bildstock Schenkenburg erinnert an verunglückten Flößer (1)
Kleindenkmale sind aussagekräftige Zeugnisse der Geschichte. Von Menschenhand mit einer bestimmten Absicht geschaffen. Es sind dies Bildstöcke, Feldkreuze, Grab- und Gedenksteine. Zeichen religiöser Gesinnung im früheren Herrschaftsgebiet Fürstenberg. Die Gemeinde Schenkenzell hat davon noch einiges zu bieten. In einer kleinen Serie im Offenburger Tageblatt stellen wir sie vor.
Auf dem Rücken des Schlossbergs bei der Ruine Schenkenburg steht an der alten Kinzigtalstraße, die über diese Anhöhe führte, der Bildstock Schenkenburg. Beim rückseitigen Aufgang zur Burgruine steht er voll im Blickfeld. Ein kräftiger Sockelstein, der oben schön abgefasst ist, trägt den 178 Zentimeter hohen Bildstock. Der Fuß zeigt auf den Schauseiten flache Ornamente, rechts und links je einen Kelch, auf der Vorderseite ein Herz. Auf den Seiten des bauchigen Stammes ist in einem Feld je eine Kerze in Flachrelief herausgearbeitet. Ein kräftiger Wulst leitet zum Häuschen mit Gittertürchen über. An den Außenseiten des Häuschens sind die Initialen IHS und das Marienmonogramm AMR eingehauen.
Die Inschrift
Der Bildstock hat folgende Inschrift: „Wandersmann steh stil, ich dir was sagen will, im 1788 Jahr alhier, ich aufgerichtet war, dan grad von mir, am Wasser driben, ist durch Unfall, gleich dod geblieben, Mathis Biehler, den 16. Mertz, drum bet vor, in was christlich Hertz“.
Mathis Biehler war Flößer und im Kaibach (früher Mayerschaft) zu Hause. Bei diesem Beruf wurde harte Arbeit verlangt und oft ging es sehr gefährlich zu. In Ausübung dieser Tätigkeit als Flößer fand er unterhalb der Ruine Schenkenburg den Tod. Unter dem felsigen Fuß der Burg floss vor dem Bau der Kinzigtalstraße Mitte des 19. Jahrhunderts noch direkt die Kinzig. Nahe dabei lag der Umschlagplatz für die Floße aus dem Kaltbrunner- und Reinerzau-Tal wie auch aus dem württembergischen Alpirsbach: der Schenkenzeller Weiher. Dort wurde das ankommende Holz an die Schifferschaften verkauft und zu größeren Kinzigfloßen mit Wieden zusammengebunden.
Selige Luitgard vom Kloster Wittichen
Der Bildstock auf der Schenkenburg hatte früher einmal im Häuschen ein Porzellan-Relief mit der Seligen Luitgard vom Kloster Wittichen. Zur Realisierung ihres Vorhabens war sie 1323 auch auf einem Bittgang am Hoftor der Schenkenburg. Dieser Bittgang hatte Erfolg. Die Grafen von Geroldseck schenkten der Nonne das Grundstück in Wittichen und unterstützten das Bauvorhaben auch finanziell. Zwei Jahre später war die Klause, das Klosterkirchlein in Wittichen, fertiggestellt und Luitgard konnte mit 34 Schwestern Einzug halten. Walter von Geroldseck übergab Luitgard dann 1331 die Patronatsrechte der Pfarreien Schenkenzell und Roßberg.
Auf Initiative des örtlichen Heimatvereins wurde der Bildstock 1986 von Steinmetz Herbert Maier aus Haslach mit sachkundiger Hand restauriert.