Bürger investieren in Windenergie
Mit einem so großen Ansturm auf den Informationsabend zur Bürgerbeteiligung am Windpark Prechtaler Schanze hatten die Gutacher nicht gerechnet. Rund 200 Interessierte waren gekommen – darunter allerdings kaum Gutacher.
Die Solaranlagen hätten ihren guten Sommer gehabt, für die Wasserkraft gebe es nun den Segen von oben, und am 16. Oktober schlage die Stunde der Windkraft, sagte Bürgermeister Siegfried Eckert in der für ihn überraschend gut besuchten Festhalle am Dienstagabend. An diesem Tag nämlich gingen die ersten drei Windräder des Windparks »Prechtaler Schanze« in Betrieb. Wie sich die Bürger daran beteiligen können, war Thema dieses Informationsabends.
Eine Bürgerbeteiligung sei ihm und dem Gemeinderat von Anfang an wichtig gewesen, erläuterte Eckert. Die Gemeinde Gutach wird sich übrigens auch selbst beteiligen, verriet nach der Veranstaltung im Gespräch mit dem Offenburger Tageblatt. Wenn die Gemeinde für aufgenommenes Geld weniger Zinsen zahlen muss als die sichere Rendite aus der Windkraft, könne man schließlich keinen Fehler machen.
Vorstandssprecherin Brigitta Schrempp stellte die Bürgerenergiegenossenschaft vor. (siehe Stichwort). Jedes Genossenschaftsmitglied kann bis zu 40 Anteile à 500 Euro – insgesamt also bis 20 000 Euro zeichnen. Dies sei noch bis zum Ende des Jahres möglich. Die Formulare gibt es in der Bezirksstelle Hausach des E-Werks Mittelbaden oder als Download unter www.beg-mittelbaden.de. Die Zulassung der neuen Genossenschaftsanteile und die Einforderung des gezeichneten Kapitals erfolge im Januar 2016.
Gemeinsam mit Projektleiter Stefan Böhler, der noch einmal den Bauverlauf skizziert hatte, und Martin Wenz vom E-Werk Mittelbaden beantwortete sie die vielen Fragen der Besucher des Abends. Brigitta Schrempp zeigte sich sicher, dass die Rendite von rund drei Prozent nach Steuern gehalten werden kann.
»Wir rechnen konservativ«, betonte Martin Wenz, dass diese Zahlen eher an der unteren Grenze liegen. Die zweijährige Messung durch den TÜV-Süd habe gute Ergebnisse gebracht. Selbstverständlich sei die zentrale Größe für die Wirtschaftlichkeit der Windertrag. In die Berechnung fließe später jeweils der mittlere Ertrag aller drei Windanlagen in die Berechnung ein.
Stillstand versichert
Stefan Böhler sprach von einem Wartungsvertrag über 20 Jahre – in der Regel »halten die Windkraftanlagen aber deutlich länger«. Der Stillstand wurde versichert und mit einer Blattheizung werde verhindert, dass die Anlage im Winter wegen der Gefahr eines Eisschlags abgeschaltet werden müsste.
Insgesamt sei die Genossenschaft mit bis zu 75 Prozent an einem der drei Windräder beteiligt, das entspräche einem Kapital von rund vier Millionen Euro. Die restlichen 25 Prozent träg das E-Werk Mittelbaden. Und wenn nun nicht genügend Anteile durch Mitglieder gezeichnet werden? Dann werde ein Finanzierungskonzept erstellt. Wenn mehr Anteile gezeichnet würden, sei es denkbar, die Zahl der Anteile herunterzusetzen, davon gehe sie aber nicht aus.
»Es ist sehr gut angelaufen«, berichtete Brigitta Schrempp gestern auf OT-Anfrage. Seit dem Abend seien bereits rund 1600 Anteile gezeichnet worden.
Genossenschaft
Die Bürgerenergiegenossenschaft besteht seit 4. Oktober 2012, sie hat derzeit 844 Mitglieder. Von den 1,53 Millionen Euro Einlagen sind 1,1 Millionen investiert. Die erste Divendende wurde in diesem Jahr mit 3,1 Prozent ausgeschüttet. Die Genossenschaft beteiligt sich bereits an den Photovoltaikanlagen Mattenhof in Gengenbach und Freizeithof Langenhard in Lahr sowie am Windpark Berghülen Schopfloch. In Vorbereitung sind derzeit eine Beteiligung an der Wasserkraftanlage in Zell, an der PV-Anlage der Technischen Betriebe Offenburg und an der Windkraftanlage Prechtaler Schanze. Dafür ist die Genossenschaft bis zum 31. Dezember 2015 für weitere Mitglieder geöffnet, auch bestehende Anteile können bis dahin erhöht werden.