Die erstaunlichen Abenteuer der Maulina Schmidt
Winterzeit ist Lesezeit – und mancher sucht vielleicht auch noch ein Weihnachtsgeschenk. Wir stellen in unserem Adventskalender täglich ein lesens- und schenkenswertes Buch vor. Heute: »Die erstaunlichen Abenteuer der Maulina Schmitt«, eine Trilogie von Finn-Ole Heinrich.
Es gibt Bücher, die bleiben in Erinnerung, weil sie besonders berühren, weil sie spannend sind, oder weil einem der Sprachstil besonders gefällt. Aber es gibt wenige, die all dies vereinen und in die man sich so Hals über Kopf verliebt wie in »Die erstaunlichen Abenteuer der Maulina Schmitt«. Dabei ist Finn-Ole Heinrichs Trilogie eigentlich eine Kinderbuchfolge. Oder wie er bei einer Lesung im Hausacher Marktcafé sagte, »Bücher für Erwachsene, die auch Kinder lesen können«.
Das erste der drei Maulina-Bücher »Mein kaputtes Königreich« beginnt mit »Es war einmal, da hatten wir noch alles«. Das Königreich der »einzigartigen, ungewöhnlich spektakulären, grenzenlos mirakulösen Maulina Schmitt« zerbricht, als sich ihre Eltern trennen, sie mit ihrer Mutter ihr »Königreich Mauldawien« verlassen muss und ausgerechnet in der sterilen Vorstadt »Plastikhausen« landet.
Mit Trotz, Kakao, Wut und Gemaule
Nun wird Maulina, die eigentlich Paulina heißt, ihrem Namen erst richtig gerecht. Sie ist sehr wütend auf ihren Vater, den sie von jetzt an nur noch »den Mann« nennt, und dem sie für alles Übel der Welt die Schuld gibt. Mit der Hilfe ihres neuen Freunds Paul, dessen auch nicht allzu leichtes Los Finn-Ole Heinrich völlig wertungsfrei erzählt, mit Trotz, Kakao, Mut und Gemaule stellt sie sich dem Leben.
Maulina ist eine echte Kinderbuchheldin, weil sie trotz zahlreicher Schicksalsschläge nie ihren Mut, ihren Kampfgeist und ihren Humor verliert – auch als die Situation für ein Kind, das erst in siebeneinhalb Jahren erwachsen wird, eigentlich kaum mehr zu ertragen ist. Wie im ersten Buch lässt Finn-Ole Heinrich den Leser im zweiten (»Warten auf Wunder«) und dem dritten (»Ende des Universums«) die Welt, wie sie eben ist, durch Maulina sehen: unglaublich witzig und unglaublich traurig.
Den 33-jährigen Finn-Ole Heinrich darf man getrost in einem Atemzug mit der Grande Dame der Kinderliteratur, Astrid Lindgren, nennen. Und obwohl dann die kongenialen Illustrationen von Rán Flygenring nicht zu sehen sind, ist auch das Hörbuch mit der Sprecherein Sandra Hüller zu empfehlen. Eigentlich braucht man alle drei Bücher in beiden Ausführungen. Und man muss sie unbedingt selbst lesen und hören, bevor man sie an die Kinder oder Enkel weiterverschenkt.