Huse fier Riigschmeckte (8)

Die "Erste Öffentliche Sitzung"

Michaela Keller
Lesezeit 4 Minuten
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23. Januar 2021

(Bild 1/2) Bis in die 1980er-Jahre wechselte die Narrenzunft mit ihrer „Öffentlichen Sitzung“ jährlich von Wirtshaus zu Wirtshaus. Hier verfolgen „Sophie und Klärle“ das Geschehen hinter der Theke des einstigen „Burghofs“. ©Repro Michaela Keller

Huse fier Riigschmeckte (8): Frei nach dem Fasentmotto der Freien Narrenzunft Hausach „Ä bissle isch besser als wie nix“ handelt die Serie nun bis zum Fasentsamstag von Fasentgeschichten.  Heute geht es um die „Öffentliche Sitzung“. 

Bei ihrer Neugründung nach dem Krieg im Jahr 1948 mussten sich die Verantwortlichen der Freien Narrenzunft Hausach erst einmal wieder neu organisieren. Unter Narrenvater und Zunftmeister Adolf Gutmann wurde ein handlungsfähiger Elferrat installiert, mit dem die erste Fasent 1949 durchgeführt wurde. Paul Rist überreichte der Zunft den handgeschriebenen „Codex“, in dem detailliert und liebevoll aufbereitet die traditionellen Veranstaltungen beschrieben und deren Abläufe erläutert waren. 

Als nächste Neuerung kam die am 28. Januar 1950 erstmals durchgeführte „Erste Öffentliche Sitzung“ hinzu. Die Narrenzunft hatte in den „Grünen Baum“ geladen, das Lokal stand etwa in Höhe des heutigen Burgplatzes in der sogenannten „Engstelle“. In darauf folgenden Jahren fand die Sitzung in allen Wirtschaften im Städtle abwechselnd statt. Aufgrund der immer größer werdenden Teilnehmerzahl konnte sie allerdings ab den 1980er- Jahren nur noch im „Ratskeller“ und „Schwarzwälder Hof“ veranstaltet werden. 

Die Husacher Narren wurden bei der „Ersten Öffentlichen“ auf Veranstaltungen und Neuerungen hingewiesen und mit entsprechenden Informationen versorgt. In späteren Jahren wurden nach strengem Ablaufplan die Jahresglöckchen an die Narrenräte gegeben, der Narrenfahrplan verlesen und die Ressortverteilung bekannt gegeben. 

Bekanntgabe des Mottos

Am meisten wurde die Bekanntgabe des Fasnachtmottos erwartet, das inzwischen seit vielen Jahren bereits zur Martinisitzung bekannt gegeben wird. Hausach hat eine große Wagenbautradition, und vor allem die Wagenbauergruppen fieberten dem Motto entgegen, um endlich loslegen zu können. Noch am gleichen Abend wurden zahlreiche Ideen ausgeheckt und wieder verworfen. 

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Zu Beginn war es eine relativ steife Veranstaltung, allerdings trafen sich die Narren das erste Mal wieder, und alle waren „heiß“ auf die kommenden tollen Tage. Die Narrenkapelle spielte auf, und zu fortgeschrittener Stunde wurde die kommende Kampagne geplant, sodass die Einstimmung auf die nahende Fasnacht feucht-fröhlich vonstatten ging. 

Die Narrenzunft spricht in den jüngeren Narrenfahrplänen nur von der „Öffentlichen Narrensitzung“, im Volksmund bei alten Narren wird aber immer noch von der „Ersten Öffentlichen“ gesprochen. Dieser Titel rührt daher, dass bis in die 70er-Jahre immer zwei öffentliche Sitzungen stattfanden, die letzte am 4. Februar 1977. Aber nachdem bei der ersten Sitzung alles Wichtige gesagt worden war und die Fasentorganisatoren durch zahlreiche Veranstaltungen immer mehr in Zeitnöte kamen, wurde der zweite Termin gestrichen.

Die Husacher Fasent ist stark von der Hutfabrik geprägt – dies zeigt sich besonders in der innerhalb der Vereinigung Schwäbisch-Allemannischer Narrenzünfte (VSAN) einmaligen Ehrung mit dem „Burgerhut“, wobei auch beide Traditionsfiguren „behütet“ sind. 1951 wurde Paul Pfaff von der gleichnamigen Hutfabrik Narrenrat und er führte die Ausgabe närrischer Kopfbedeckungen ein. 
Die Firma Wolber & Pfaff sponserte bis zu ihrer Schließung 1997 mehrere Kisten verschiedenster Zweite-Wahl-Hüte, und bald saßen bei der ersten öffentlichen Sitzung Prinzessinnen neben Cowboys, mondäne Damen neben Matrosen und geheimnisvollen Haremsdamen neben Piraten. Dies sorgte sofort für eine unbeschwerte Stimmung, und selbst der strengste Charakter machte einen lustigeren Eindruck. Denn laut „Dresscode“ war damals noch keine närrische Kleidung angesagt, und so kam die lustige Kopfbedeckung gerade recht. Erst in den 1980-er-Jahren kamen die Narren auch im Päter und in närrischen T-Shirts. Heute wird meist das komplette Häs getragen.

Närrisch aufgepeppt

Ende der 1990er-Jahre wurde die Öffentliche Sitzung, ebenso wie die Hauptversammlung am 11. November, in die Stadthalle verlegt. Selbst die großen Wirtschaften kamen durch den Publikumsandrang an ihre Grenzen, sodass dies die einzige Ausweichmöglichkeit war. Die Halle ist immer großzügig närrisch dekoriert, es wurde sogar eine Bar eingerichtet. Das Programm wurde in der Zwischenzeit gestrafft, das strenge Procedere gelockert und närrisch aufgepeppt. 
Der größte Programmpunkt ist die feierliche Verpflichtung der neuen Hästräger mit Übergabe der Masken durch die Obleute und das Ablegen des Zunftschwurs. Es gibt noch einige kurze Infos zu den Schnurrlokalen sowie den Narrentreffen, und die Narrenkapelle stimmt mit dem „Mucho“ und „Kirnbacher“ bis zur Pause die Narren ein. Danach steht meistens der Besuch einer befreundeten Zunft oder Kapelle an, und die ganze Halle genießt das erste Mal wieder die frische Fasent bei Schunkeln, Singen und Tanzen.
 

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