Die Klausenbigger ziehen durch Steinach
Das Kettengeklirre und -gerassel, das „Quiek“ und „Brr“ der bekannten Gestalten wird von Samstag bis Montag, 3. bis 5. Dezember, wieder in den Straßen zu hören sein. In dieser Zeit gehen wie gewohnt zwei Gruppen im Ort umher, um Familien mit Kindern einen Besuch abzustatten und ermahnende Worte an die Kinder zu richten, aber natürlich auch, um Lob und Geschenke zu verteilen.
Die Klausenbigger sind ein altes und einmaliges Brauchtum und in dieser Zusammensetzung nur hier in Steinach vorhanden. Es existiert nach einer angeblich mündlich überlieferten Aussage seit Ende des 18. Jahrhunderts, wahrscheinlich jedoch noch länger. Als relativ sicher bei diesem Brauch gilt die Annahme, dass eine Verschmelzung der Heiligenfigur des Nikolaus als christlichen Ursprung mit den Begleitfiguren des Rubelz und Biggers als außerchristlichem Ursprung vollzogen wurde.
Diese Maßnahme der Kirche war eine taktisch kluge Entscheidung, denn hier musste sie eine Art Kompromiss gegenüber der damaligen, noch abergläubischen Bevölkerung eingehen, um dieser ihre christliche Lehre überhaupt näherbringen zu können.
Zwei Nikoläuse
Problematischer wird die Deutung der Doppelerscheinung des Heiligen Nikolaus. Hier gibt es zwei Möglichkeiten der Interpretation: Zum einen die getrennte Lohn- und Straffunktion und zum anderen, dass man dem Heiligen Gabenbringer den Transport der Ruten nicht zumuten mochte. Bei der Begleitfigur, dem Rubelz als Schreckgestalt der Gruppe, kann davon ausgegangen werden, dass hier eine Verschiebung vom Martinsbrauch – von dem wir die Begriffe Pelzmärtel, Belzmörde gleich Pelzmartin oder Rubelz kennen – zugunsten des Nikolausbrauchs stattgefunden hat.
Der Bigger ist die wichtigste und auch namensgebende Begleitfigur. Typologisch gehört sie in die Familie der Winterbrauchfiguren, der Tier- und Bockgestalten. Die Deutung des Wortes „Bigger“ gibt jedoch wieder Rätsel auf, sodass auch hier zwei Versionen möglich sind. Einerseits als Picker gleich pickende Bewegungen in Anbetracht des Vogelschnabels sowie das Ei als Fruchtbarkeitssymbol und andererseits als „Bigger“ aus dem Mittelhochdeutschen, was so viel wie kleines Pferd oder Esel bedeutet. Diese Sichtweise ist in Bezug zur Trage- und Reittierfunktion für den Heiligen Nikolaus die wahrscheinlichere.
Früher derb und rau
Der Historische Verein Steinach hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesem Brauch auch heute unter veränderten pädagogischen Erkenntnissen eine Zukunft zu geben – vor Jahrzehnten kannte man diesen Brauch als ziemlich derb und rau. Junge engagierte Steinacher Männer pflegen ehrenamtlich schon seit vielen Jahren diesen alten Brauch, der auf Vereinsbasis gelegt wurde, um dadurch die Grundlage für dessen Fortbestand zu schaffen.
Die Klausenbigger hoffen, dass die Bevölkerung ihnen nach Einbruch der Dunkelheit Einlass gewähren. Nur so hat dieser jahrhundertealte Brauch auch in Zukunft Bestand. Die ganze Vorbereitung verlangt den ehrenamtlich Mitwirkenden sehr viel Zeit und Mühe ab.
Die Termine
Die beiden Gruppen ziehen jeweils zwischen 17.30 und 21 Uhr wie folgt durchs Dorf:
Gruppe I – Samstag: Georg-Schöner-Straße/Kirchstraße/Kraftzig/Katzenmatt. Sonntag: Kirchgrün/Hauptstraße/Badenerstraße. Montag: Schwenden
Gruppe II – Samstag: Kolpingstraße/Nikolaus-Schwendemann-Straße/Blumenstraße/Kapellenäcker/Hauptstraße. Sonntag: Sternenacker/Friedhofstraße/Andreas-Fischer-Straße/Schulstraße. Montag: Oberbach/Niederbach
Weitere Infos gibt es unter Telefon 01 52 / 53 49 50 80 (Gruppe I) sowie der 01 51 / 40 17 66 01 (Gruppe II)