Drei Szenarien, drei Übungen: Feuerwehren proben Ernstfall
Nach und nach stehen bei den Feuerwehren im Kinzig- und Wolftal die Herbstübungen an. So waren am Samstag die Schenkenzeller und Oberwolfacher Feuerwehrkameraden an der Reihe. In Bad Rippoldsau-Schapbach findet in diesem Jahr keine Herbstübung statt – stattdessen waren die Einsatzkräfte aus dem Oberen Wolftal am Samstag an einer kreisweiten Unwetterübung beteiligt.
Schenkenzell
Bei der Hauptübung der Schenkenzeller Feuerwehr am Samstag am STW-Firmenbürogebäude in der Aue funktionierten Menschenrettung, Erstversorgung von Verletzten und Brandbekämpfung in dieser Reihenfolge wie am Schnürchen: Dieses Fazit zog Schenkenzells Abteilungskommandant Jochen Sum.
Als Szenario wurde ein Brandausbruch in der Teeküche im ersten Obergeschoss angenommen, ausgelöst durch einen technischen Defekt. Im gesamten Bürokomplex gab es eine starke Rauchentwicklung, die sich rasch im Erdgeschoss und in den Obergeschossen ausbreitete. Trotz Löschversuchen von Mitarbeitern herrschte weiterhin Schwelbrand. Mehrere Personen suchten Zuflucht in Büroräumen und machten am Fenster auf ihre Notsituation akustisch aufmerksam.
Nach der Alarmierung rückte die Feuerwehr Schenkenzell mit ihren Abteilungen Schenkenzell und Kaltbrunn mit vier Fahrzeugen und knapp 40 Einsatzkräften an. Wenig später kam die nachgeforderte Drehleiter aus Schramberg sowie die DRK-Ortsgruppe Schiltach/Schenkenzell hinzu. Es wurden Einsatzabschnitte gebildet, Atemschutztrupps rüsteten sich zur Suche von sieben vermissten Personen. Mit Ansteckleitern wurden Personen gerettet und den DRK-Helfern zur Erstversorgung übergeben. Gleichzeitig wurden zwei „Verletzte“ mit der Drehleiter in Sicherheit gebracht. Weitere Vermisste konnten von den Atemschutztrupps mit der Trage ins Freie transportiert werden.
Wie Jochen Sum verriet, sei mit der Übung das Ziel verfolgt worden, welche Möglichkeiten die Feuerwehr bei der Menschenrettung mit Leitern habe. Ab dem zweiten Obergeschoss bleibe bei so einem Gebäude nur noch die Drehleiter, sagte Sum. DRK-Bereitschaftsleiterin Alexandra Storz erläuterte, wie die angenommenen Verletzungen von Rauchgasvergiftung, Kopfplatzwunde, offenem Schienbeinbruch und Bewusstlosigkeit behandelt wurden. (Lothar Herzog)
Oberwolfach
Diesmal zeigte die Feuerwehr Oberwolfach am Samstag ihr Können in der Hoffelderstraße im Ortsteil Kirche: Es galt, das „Feuer“ in einem Wohnhaus zu bekämpfen und verletzte Menschen zu retten. Der Brand war im Keller durch einen technischen Defekt entstanden und hatte sich schnell im Treppenraum ausgebreitet und den Ausgang versperrt. Bei dem Versuch das Feuer zu löschen, hatte sich eine Person verletzt, eine weitere Person war durch die starke Rauchentwicklung die Treppen hinunter gefallen. So das Szenario.
Wenige Minuten nach der Alarmierung rückten die Löschzüge und Mannschaftswagen der Feuerwehr mit ihrem Kommandanten Markus Spinner und das DRK an. Unverzüglich machten sich die Feuerwehrleute an die Arbeit. Während ein Teil der Kräfte sich an die Bekämpfung der Flammen machte, begaben sich die Atemschutzgeräteträger in das stark verrauchte Haus. Auch vom Balkon und aus einem Fenster im oberen Stockwerk wurden Personen über eine Leiter sicher aus der Gefahrenzone gebracht. Das machte den Kindern, die die verletzten Personen spielten, sichtlich Spaß. Zahlreiche Zuschauer verfolgten den Einsatz. Bei der Einsatzbesprechung im Anschluss gab es von Hausbesitzer Florian Armbruster noch eine kleine Stärkung. (Berit Hohenstein)
Bad Rippoldsau-Schapbach
Das ideale Wetter war es am Samstag nicht, als die Feuerwehren im Landkreis Freudenstadt eine flächendeckende Unwetterübung durchführten. In der Übungsannahme ging man von einem lang anhaltenden Starkniederschlagsereignis aus, das sich noch tagelang fortsetzen sollte. Dazu kamen Windgeschwindigkeiten wie bei einem Orkan.
Um 10 Uhr gab Kreisbrandmeister Frank Jahraus in der Integrierten Leitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst in Freudenstadt den Startschuss. Alle 16 Gemeindefeuerwehren im Kreis waren dabei. Knapp 600 Feuerwehrkräfte beteiligten sich in den Führungshäusern der Feuerwehren und an den Einsatzstellen im Wald, innerhalb der Ortschaften, auf der Straße oder irgendwo auf freier Flur. Etwa 35 Einspieler spielten die circa 550 Einsatzlagen direkt in der Leitstelle in Freudenstadt ein. Dafür waren extra drei Telefonleitungen geschaltet.
Die Einspieler saßen an verschiedenen Plätzen in den Gemeinden. Eine unmittelbare Verbindung in das Führungshaus war zu vermeiden, man wollte bewusst Stress erzeugen und die Situation so wahrheitsgetreu wie möglich nachstellen. In der Leitstelle wurden die Einsatzlagen angenommen, disponiert und an die Führungshäuser weitergeleitet. Staffelweise wurden die Lagen eingespielt: Um 10 Uhr begann der Westkreis, um 11 Uhr der Nord- und Südteil und um 12 Uhr der Ostteil. Frank Jahraus war mit der Übung und dem Übungsverlauf sehr zufrieden. Die nächste Übung dieser Art soll 2021 stattfinden. (red/ata)