Ehepaar infiziert mit dem "Nordland-Virus"
Hausach. Es mussten noch Stühle aufgestellt werden, um dem Publikumsandrang zur Multimedia-Schau „Europas Hoher Norden“ der beiden österreichischen Reisejournalisten Petra und Gerhard Zwerger-Schoner gerecht zu werden. Der Veranstalter der Reihe „kinzigtal weltweit“ Michael Hoyer begrüßte gut gelaunt die etwa 350 Besucher in der Hausacher Stadthalle und versprach einen Abend der Superlative.
Das Ehepaar Petra und Gerhard Zwerger-Schoner hat sich im „Jänner“ 1996 kennen- und liebengelernt. Der angehende Zahnarzt und die Geologin reisten direkt auf eine Tour in den Himalaya. Die zwei Seelenverwandten erkannten durch diese Reise ihre wahre Passion, und nach fünf Jahren waren sie soweit, um von ihren Reiseberichten leben zu können. „Befallen vom Nordland-Virus“ schenkten sie sich nach einer schweren Erkrankung von Gerhard Zwerger-Schoner zwei Jahre Zeit, um den hohen Norden Europas zu allen Jahreszeiten und bei allen Stimmungen zu bereisen.
"Rollende Almhütte"
In Bayern ließen sie sich ein genau auf ihre Bedürfnisse ausgerichtetes Allrad-Wohnmobil als „rollende Almhütte“ bauen, mit dem sie autark abseits der Hauptverkehrswege nördlich des Polarkreises auf Entdeckungstour gingen. Im Frühsommer fuhren sie die 3.200 Kilometer bis zum finnischen Teil Lapplands und erlebten im Juni das heftige Erwachen der Natur bei den Mittsommernächten des kurzen Sommers: spektakuläre Landschaften, deren Einzigartigkeit erst durch den Einsatz einer Drohne wahrhaftig wird.
Nach einem gemeinsamen Fischzug mit den Samen Isaak und Petra beobachten sie in den dortigen Urwäldern eine Bärenfamlie und reisen weiter nach Schweden in die „skandinavischen Alpen“ des Naturparks Laponia. Sie nehmen das Publikum zu einem Helikopterflug mit, der die ganze Schönheit dieser Weite mit ihren Wäldern und mäandernden Flüssen deutlich macht. Auf dem Weg zum Nordkap ist die Dieselbeschaffung ein großes Problem, denn auf den von ihnen favorisierten Nebenstraßen ist die angegebene Tanke ein zwar idyllisch zugewachsener, aber leider nicht mehr intakter Dienstleister.
Mit ihren aufblasbaren Kajaks dringen sie noch tiefer in die schier unberührte Natur ein und genießen die flammenden Farben des Herbstes kurz vor dem ersten Schnee. Ihr Wunsch wird ihnen erfüllt und die Aufnahmen der Erdkugel am Nordkap mit den geheimnisvollen Polarlichtern sind einzigartig. Sie besuchen die deutschsprachige Aussteigerin Lotti in der tiefen Wildnis, die dort mit ihren 180 Huskies lebt und lassen sich das Erlebnis einer Hundeschlittenfahrt nicht entgehen.
Schönste Polarlichtfotos
Rauhreifskulpturen bei Vollmond in der norwegischen Schneelandschaft sind faszinierend, bescheren ihnen aber bei minus 38 Grad eine eingefrorene, nicht mehr zu rettende Kamera und ein Versagen der Heizung. Immerhin 20 Grad wärmer ist es durch den Golfstrom an der Küste. Einsame Traumstrände mit Eis und Schnee geben ein ungewöhnliches Bild ab. Sie informieren sich auf den Lofoten über die Stockfischproduktion und besuchen mit Nusfjord eines des schönsten Fischerdörfer Norwegens. In Island lernen sie die deutsche Sina kennen, die dort als Trainerin die berühmten Islandpferde betreut. Explodierende Geysire, einzigartige Wasserfälle und der berühmte Jokulsarlon-Gletscher sind weitere Stationen wie auch die moderne Hauptstadt Rejkjavik.
Zum Abschluss durften die Zuschauer noch eine Zusammenstellung der schönsten Polarlichtfotos- und filme genießen, die nur mit einer extrem lichtstarken Kamera eingefangen werden können. Unter großem Beifall dankte das begeisterte Publikum den sympathischen Österreichern für diese Vorstellung des hohen Nordens - und bei einigen dürfte die Reiselust nun noch größer geworden sein.