Eier auf dem Wochenmarkt ausverkauft
Bei jedem Lebensmittelskandal entdecken die Verbraucher wieder die regionale bäuerliche Produktion. Auf dem Hausacher Wochenmarkt waren zwei der drei Eier-Anbieter schon vorzeitig ausverkauft.
»Ich bin restlos ausverkauft«, zuckt Nadja Brucker mit den Schultern und deutet auf ihren leeren Tisch. Sie packt an diesem Samstag ihren Stand schon vorzeitig ein. Eier weg, Nudeln weg. Am Nachbarstand der Oberharmersbacher Bauernfamilie Jilg sind die Eier ebenfalls alle – da wird allerdings noch nicht zusammengepackt, denn hier gibt’s schließlich noch Brot, Speck und vieles mehr. Anna Klausmann hat noch einige wenige Eier kurz vor Marktschluss. »Ich hatte heute Kunden, die habe ich noch nie gesehen«, berichtet auch sie von einem ungewohnten Ansturm.
»Unsere Autos kamen heute alle leer zurück, auch von den Wochenmärkten in Haslach und Zell«, berichtet später Ulrike Brucker-Heizmann auf die telefonische OT-Anfrage. Obwohl die Sommerferien sonst eine sehr ruhige Zeit seien. »Die Leute sind total verängstigt, sehr oft wurde nachgefragt, ob wir garantieren können, dass unsere Eier keine Fipronil-Rückstände haben«, sagt sie.
»Wir reinigen unseren Stall selbst und wissen genau, womit«
Das kann sie garantieren. Obwohl dieser Läusevernichter einem Desinfektionsmittel beigemischt wurde, von dem die betroffenen Landwirte gar nichts wussten – könnte es da nicht jeden erwischen? Die Chefin des Fischerbacher Hühnerhofs verneint energisch. »Die großen Eierproduzenten übergeben die Stallreinigung an Subunternehmen«, erläutert sie. »Wir machen das selbst und wissen genau, womit wir unseren Stall reinigen«, sagt sie.
Sie nutze ja auch im eigenen Haushalt keine chemischen Keulen. »Erstens essen wir unsere Eier und Nudeln auch selbst, und zweitens muss ich allen Kunden ins Gesicht schauen können«, so Brucker-Heizmann. Es gebe übrigens Kunden, die nur ihr Frühstücksei beim regionalen Bauern kaufen und meinen, »zum Backen und Kochen genügen die billigen vom Discounter«. Als ob diese nicht auch gegessen würden?
Kein Ei bei Aldi
Apropos Discounter. Aldi hat laut mehreren Medienberichten seine Eier ganz aus den Regalen genommen. Im Hausacher Aldi gab es am Samstag tatsächlich kein Ei. Es gab aber auch keine leeren Eierregale – die Lebensmittel in der Kühltheke wurden lückenlos verteilt. Wer Eier suchte, fand halt keine.
»Die werden jetzt wohl vernichtet – gleichzeitig wird Aldi bereits wieder in Preisverhandlungen einsteigen, mit denen er die Preise bis zum Gehtnichtmehr drückt«, ärgert sich Ulrike Brucker-Heizmann. Dabei sollte doch jedem klar sein: frisch, hochwertig produziert, guter Geschmack – und gleichzeitig billig geht einfach nicht. Solange die Menschen nicht bereit seien, für hochwertig und anständig produzierte Lebensmittel einen auskömmlichen Preis zu bezahlen, werde es immer wieder solche Skandale geben.
Geiz frisst Vertrauen
Erinnern Sie sich noch an das Jahr 2010? Da erschütterte ein Dioxinskandal das Land. Auch damals erinnerten sich viele Verbraucher plötzlich der Hühnerhöfe der Region und zahlten für das Vertrauen, das sie in die heimischen Bauern haben dürfen, eben ein paar Cent mehr fürs Ei.
Doch schon bald berichteten die Medien wieder über andere Skandale. Die Dioxin-Eier waren vergessen, die Jacke wieder näher als die Hose und der Geiz geiler als die gute Ernährung. Und genau so wird es wieder kommen. Wer nur das Frühstücksei beim regionalen Bauern kauft und im Kuchen und in den Spätzle billige Massenware versteckt, der wird den nächsten Skandal mit heraufbeschwören – und dann wieder für wenige Wochen den Stand auf dem Wochenmarkt stürmen.