Ein Käse auf Reisen und wilde Instinkte
Jeden Samstag gibt es von den Kinzigtal-Redakteuren einen ironisch bis satirischen Rückblick auf die Woche.
Manchmal ergeben sich ja wirklich nette soziale Begegnungen in den sozialen Medien. Ein österreichischer Autor hatte neulich zehn Gründe aufgezählt, weshalb das schönste Stück des Donauradwegs die letzten Kilometer bis Wien sein sollen. Jeder zweite Grund hieß übrigens „Punschkrapfen“. Die Schwarzwälderin ließ das nicht gelten. Das schönste Stück des Donauradwegs seien zweifellos die ersten drei Tage von Donaueschingen bis Ulm. Das könne wohl kein Gebäck der Welt aufwiegen. Und prompt verlangte eine bis dahin wildfremde Facebook-Mitnutzerin die Adresse, es gehe nicht an, dass man über etwas urteile, was man nicht kenne. Und schon vier Tage später kam ein Päckle aus Wien mit einer kleinen Holzkiste und acht quadratischen Gebäckstücken. Innen wunderbar mit Bisquit, Marmelade und Schokolade, außen mit einer dicken rosa Zuckerkruste überzogen. Und postwendend ging auch schon der Dank raus.
Dem süßen Wiener Schmäh etwas typisch Räses aus dem Schwarzwald entgegensetzen: verschiedene Probiererle Käse vom Ramsteinerhof. Allerdings war der Käse 13 (zum Teil heiße) Tage unterwegs. Das „Weißschimmelchen“ war bei der Ankunft schon auf der Verpackung der mitreisenden Käsestücke und dem Karton verteilt. Bleibt das große Rätsel: Warum kriegt die Post ein Päckchen in vier Tagen von Wien nach Hausach, und in umgekehrter Richtung braucht es mehr als die dreifache Zeit? Immerhin hätte man den Käse in 13 Tagen auch mit dem Fahrrad nach Wien fahren und sich noch mal davon überzeugen können, welches wirklich das schönste Stück des Donauradwegs ist. Claudia Ramsteiner
Vor genau einem Jahr, naja, eigentlich am vergangenen Donnerstag vor genau einem Jahr, ist die Braunbärendame Daria in Bad Rippoldsau-Schapbach angekommen – nach der wohl spektakulärsten Rettungsaktion in der Geschichte der Stiftung für Bären. Sie wurde damals in Südspanien in einem verlassenen Zoo zurückgelassen, gemeinsam mit dem Bär Doro – auf sich selbst gestellt, eingesperrt in der täglich zunehmenden Sommerhitze Südspaniens, wartete ein qualvoller Tod auf die Vierbeiner (wir berichteten). Die Stiftung hat reagiert, alle Hebel in Bewegung gesetzt und die beiden stolzen Tiere vor dem Tod gerettet. Zum Glück! Am 1. Juni 2019 brach das Einsatzteam auf. Vor Ort dann der Schock: Daria und Doro waren abgemagert, halb verhungert, hatten kaum noch Fell, mit Parasiten und Ekzemen übersät.
Heute sind die Tiere, die in der Anlage im Schwarzwald und in der Anlage in Thüringen leben, kaum noch wiederzuerkennen: Baden gehen, sich den Blicken der Besucher zu entziehen und auf Futtersuche zu gehen, wann immer es ihnen beliebt, ist mittlerweile selbstverständlich für sie. „Nach zwölf Monaten haben sie sich ausgezeichnet entwickelt und hervorragend eingelebt, ihr Fell hat sich fantastisch erholt. Sie konnten sogar zum ersten Mal in ihrem Leben in Winterruhe gehen – ein weiterer Beweis, dass die wilden Instinkte noch da sind und diese endlich ausgelebt werden können“, teilt die Stiftung mit. Der Aufwand hat sich gelohnt, die Tiere fühlen sich wohl und können ihr Leben als Bär endlich genießen. Wer sich davon überzeugen möchte, der Bärenpark ist wieder geöffnet. Anna Agüera