Lesung mit Giuseppe Boscia und Anne von Linstow

Eine große Liebeserklärung an Hausach

Claudia Ramsteiner
Lesezeit 4 Minuten
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11. November 2017

(Bild 1/2) Fröhlicher Schluss eines sehr emotionalen Abends: Giuseppe »Pippo« Boscia singt mit Schwester Pina, Bruder Santo und Freund Gregor an der Gitarre eine sizilianische Tarantella. ©Claudia Ramsteiner

So voll war der Historische Keller im Herrenhaus vermutlich noch nie. Auch die überall herbeigeholten Stühle reichten nicht für die rund 100 Besucher, die am Donnerstagabend Giuseppe Boscia und Anne von Linstow hören wollten.  

Die einen kamen vermutlich, um ihre Freundschaft mit der Familie Boscia auszudrücken, die anderen, um den »Fallers«-Star Anne von Linstow zu hören. Und alle zusammen erlebten dicht gedrängt im kleinen Historischen Keller des Herrenhauses am Donnerstag einen bewegenden Abend mit Giuseppe »Pippo« Boscias Geschichten einer Kindheit zwischen Sizilien und dem Schwarzwald. 

Dieses Mal las »Pippo« seine Geschichten nicht selbst vor, sondern er hörte zu, wie sie Anne von Linstow mit Leben erfüllte. Ihre Lesung und die Reaktionen des Autoren, der immer wieder von seinen Erinnerungen überwältigt wurde, machten diesen Abend zu einem sehr emotionalen Erlebnis. Etwa, als der kleine Peppino, wie der Protagonist im Buch heißt, in Palermo auf einen Lehrer trifft, der den Dorfbuben fordert und fördert und der Autor, die Vorleserin und mit ihnen viele Zuhörer Tränen aus den Augen wischen.

»Caffe à la Nonna Nina«

Nach den witzigen, originell erzählten Geschichten der Kindheit in dem sizilianischen Dorf gibt es in der Pause Wein aus der ersten Heimat der Familie Boscia sowie von Bruder Santo gebrauten »Caffe à la Nonna Nina« – und im zweiten Teil die mit nicht minder humorvoller Wärme beschriebenen Erlebnisse der Jugend in Hausach und die Gründe, warum diese Stadt zur zweiten Heimat der italienischen Familie wurde.

Rührend schon die Ankunft, wie sich die »kleinen Italiener« den Kindern aus der Hausacher »Suppegass« spielend und singend annähern. Giuseppe Boscia unterbrach die Vorlesende an einer Stelle für ein Intermezzo. Für Erinnerungen, die ihm beim Schreiben gerade entfallen waren. Er erzählte zum Tränenlachen vom Besuch der Familie beim »Fabrikanten« Richard Neumayer, der Papa, Mama und die vier geschniegelten Kinder zum Sonntagsessen einlud, um zu erreichen, dass sein Vater den nach zwei Jahren abgelaufenen Vertrag um weitere zwei Jahre verlängerte.
Wurzeln geschlagen

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Und so wurde nichts aus dem Plan, dass die Boscias nach Sizilien zurückkehrten, sobald die Eltern genug Geld verdient haben. Nach vier Jahren hatten sie zarte Wurzeln geschlagen, die im Lauf der Zeit immer stärker wurden. Und auch, wenn der heute 69-Jährige die vielen bitteren Momente nicht aussparte, als er seines Rechts auf Schule und Beschäftigung beraubt wurde (»ich hatte keine Probleme, ich war das Problem), so ist dieses Buch doch eine einzige große Liebeserklärung an Hausach.

»Jeder kriegt eine Rolle«

Auch die Nähe zwischen dem Autoren und der Schauspielerin war zu spüren und gab der Lesung ihren besonderen Reiz. Anne von Linstow kennt Giuseppe Boscia schon 25 Jahre, kaufte einst in seinem Keramik- und Spezialitätenladen in Baden-Baden ein. Und irgendwann kam zur Sprache, dass sie heute in dem Haus lebt, in dem »Pippo« das Schreiben seiner Biografie begonnen hat. 

Anne von Linstow würde als Regisseurin Pippos Geschichte gern verfilmen, »und jeder von Ihnen kriegt eine Rolle«, versprach sie augenzwinkernd. Viele, die bereits im Leben des jungen Pippo eine Rolle spielten, waren an dem Abend da: einstige Kinder aus der  »Suppegass«, der Sohn des Chefs, der die Familie Boscia zum Essen eingeladen hatte, Freunde und Lehrlingskollegen.

»Dass so viele heute gekommen sind, ist der Beweis, wie gut wir uns verstehen«, sagte Giuseppe Boscia. Er würzte den Abend nicht nur mit sizilianischen Volksliedern, sondern gab am Schluss einen weiteren Beweis der Integration mit dem alemannisch gesungenen Lied »Es isch net lang, dass’ gregnet hät«. Nach dem italienischen und deutschen Vortrag der von seiner Mutter geschriebenen Ode an Hausach rief »Pippo« seinen alten Freund Gregor mit der Gitarre und seine Geschwister vor – und alle beendeten den Abend mit einer fröhlichen Tarantella. Happy End auf der ganzen Linie – auch für die »Gruppe Kultur«, die zu diesem Abend eingeladen hatte

Wer den Abend verpasst hat: Das Buch »Erzähl mir von dir, Papa« ist für 15 Euro im Kultur- und Tourismusbüro zu bekommen. 

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