»Einfluss der Frauen in Religionen nimmt zu«
Um die Rolle der Frauen in den drei monotheistischen Religionen und ihre Sicht aus der weiblichen Perspektive ging es in der Podiumsdiskussion am Donnerstag in der voll besetzten Aula der Kaufmännischen Schulen.
Hausach. Die Idee zu dem Podiumsgespräch über die weibliche Perspektive auf die Religionen kam von dem Hausacher Pfarrer und Religionslehrer Hans-Michael Uhl, seiner Kollegin Stephanie Baumgartner und den Schülerinnen und Schülern ihres Seminarkurses. Gleich drei »hochkarätige« Theologinnen hatten sie zu diesem Gespräch auf das Podium geladen: Als Vertreterin der Muslime die islamische Theologin Hala Fouad-Sindlinger aus Tübingen, für das Judentum war aus Basel die Doktorandin am Institut für Judaistik der Universität Bern Valérie Rhein angereist, und für die Christen sprach die katholische Theologin und Dekanatsreferentin des Dekanats Offenburg-Kinzigtal, Ruth Scholz.
Theorie und Praxis
»Fühlen Sie sich als Frau in Ihrer Religion unterdrückt?«, lautete gleich die erste provokante Frage Uhls. Davon wollte die islamische Theologin allerdings nichts wissen: »Ich war noch nie unterdrückt, von keiner Seite.« Von katholischer Seite wurden Einschränkungen sehr wohl registriert. »Frauen stehen nicht alle Ämter offen«, stellte Ruth Scholz fest. Frauen könnten lediglich untergeordnet amtieren. »Ja und nein«, lautete von jüdischer Seite die Antwort auf die Unterdrückung. In der Theorie sei die Frau gleichgestellt, in der Praxis gebe es die Diskriminierung aber sehr wohl.
»Würden Frauen ihre Ämter anders ausführen?«, so eine weitere Schülerfrage. Dazu meinte Valérie Rhein, Frauen gestalteten intensiver. Von katholischer Seite räumte Ruth Scholz ein: »Wir würden’s vielleicht nicht besser, wir würden’s aber anders machen.« Und Hala Fouad-Sindlinger stellte fest, dass muslimische Frauen immer intensiver ihre Rechte einforderten.
Fast gleichlautend wurde die Frage nach der Geschlechterrolle in der religiösen Erziehung beantwortet. Während bei den Muslimen die Frau durch ihre häusliche Präsenz in der religiösen Erziehung viel Einfluss hat, muss im Judentum der Mann die Thora lehren. In der Praxis sei der Einfluss der Frau jedoch erheblich. Bei den Katholiken ist die religiöse Erziehung weitgehend weiblich.
Keine Chance für Frauen
»Wird es in absehbarer Zeit Priesterinnen oder Rabbinerinnen geben?«, lautete eine weitere Frage. »Eher nein«, kam die Antwort von katholischer Seite. Auch beim orthodoxen Judentum sei das nur schwer vorstellbar. Eine als Rabbinerin angestellte Frau habe seinerzeit einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Im Islam könnten auch Frauen predigen; als Vorbeter hingegen seien sie schwerlich vorstellbar.
Warum eigentlich Gottgestalten immer männlich seien, wurde die Frage laut. Im Judentum habe sich wie in den anderen beiden Religionen eine patriarchalische Gottessicht durchgesetzt, stellte Valérie Rhein fest. Aber dadurch, dass Frauen massenhaft Verantwortung übernähmen, werde sich hier vieles ändern.
»Lernen, Wissen aneignen – alles andere kommt von allein«, gab Valérie Rhein den anwesenden Frauen mit auf den Weg. »Suchen Sie Ihre innere Ruhe, sehen Sie Religion als Bereicherung und nicht als Hindernis«, gab Hala Fouad-Sindlinger den Zuhörerinnen mit. Und Ruth Scholz riet: »Leben Sie Ihren Glauben selbstbewusst und lassen Sie sich nicht zum Schweigen bringen.«