Entdeckungen in der Hausacher Altstadt

Ein Blick von der Burg Huse auf die Hausacher Altstadt lässt in verwinkelte Gässchen schauen, die eigentlich um diese Zeit Bühne für das Altstadtfest sind. ©Christiane Agüera
Coronabedingt fällt in diesem Jahr das gewohnte Altstadtfest in Hausach aus. Ein Spaziergang durch die verwinkelten Gässchen dort lohnt sich dennoch allemal.
Eigentlich hätte am vergangenen Wochenende in Hausach gefeiert werden sollen. Wie nahezu alle Veranstaltungen, musste auch das Altstadtfest wegen der aktuellen Corona-Situation ausfallen.
Das seit dem Stadtjubiläum im Jahre 2009, alle zwei Jahre stattfindende kleine Volksfest, in den verwinkelten Gässchen, herausgeputzten Innenhöfen, Kellern und Scheunen hatte sich längst vom Geheimtipp zum Besuchermagneten gemausert.
Neben der guten Stimmung und abwechslungsreichen Verpflegung ist es die Altstadt, die das gewisse Flair ausmacht.
So staunen viele auswärtige Gäste bei ei nem Altstadtspaziergang nicht schlecht, wenn sie erstmals die Gassen und Winkel unterhalb des Schlossberges besuchen und so manches Kleinod finden.
Klösterle Sankt Sixt in Hausach
Darunter auch das Klösterle Sankt Sixt, versteckt hinter dem Klosterplatz. Über Jahrhunderte gab es in der Stadt Hausach zwischen ihren Stadtmauern keine eigene Pfarrkirche, es war die fast 1000 Jahre alte Dorfkirche, die von den katholischen Gläubigen aus der Stadt und aus den umliegenden Tälergemeinden besucht wurde.
Die Hausacher Stadtkirche Sankt Mauritius wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts erbaut.
Bereits vor 1475 stand in der Nähe des Obertors vor dem Stadtgraben das Kirchlein Sankt Sixt. Die Stilelemente führen bis ins 13. Jahrhundert zurück, heißt es in der Broschüre „Hausach – Stadt unter der Burg“ von Kurt Klein und vom historischen Verein herausgegeben.
Demnach stiftete Graf Heinrich VI. von Fürstenberg 1475 bei der Kapelle von Sankt Sixt ein Klösterlein für die Franziskaner, dem, wie es in den Aufzeichnungen heißt, ein wechselndes Glück beschieden war, bis es in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges völlig zerfiel.
Das Kirchlein selbst blieb erhalten und verfiel lange Jahre im Dornröschenschlaf. Kurt Klein, als ehemaliger Vorsitzender des Historischen Vereins, besichtigte auf der Suche nach einem Heimatmuseum den ehemaligen Altarraum des Klösterles.
In Wohnhaus umgebaut
Es war 1907 in private Hände verkauft und zu einem Wohnhaus umgebaut worden. Der Altarraum diente als Vorratskeller. Er durfte restauriert werden und unter dem Verputz kamen wertvolle Fresken zum Vorschein.
Kirchliche Kunstgegenstände kamen zurück in den renovierten Kapellenraum, der im August 1973 eingeweiht wurde. Die Hausacher Vereine stellten auf dem Dach des Klösterle den Glockenturm wieder her. Jedes Jahr feiern dort die Vereine ihr Vereinspatrozinium.
Einige Brunnen erfrischen seit jeher
Doch zurück in die Zeit, als es die Stadtkirche noch nicht gab. Durch eine fromme Stiftung des Ehepaares Anna Maria Glück und Franz Anton Werra wurde sogar ein eigener Kaplan eingestellt, für den die Kaplanei im Jahr 1794 fertiggestellt wurde. Derzeit wird diese Kaplanei in der Hausacher Hauptstraße saniert
(wir berichteten).
Einige Brunnen sind in der Altstadt zu finden. Bevor, laut Hausacher Online-Chronik, 1913 das Wasserleitungsnetz fertiggestellt wurde, war die städtische Bevölkerung auf 13 lokale Brunnen angewiesen. Einige Brunnenanlagen verschwanden aus dem Stadtbild.
„An den ,Herrenschneiderbrunnen’ hinter dem ehemaligen Anwesen Hämmerle erinnert heute, an einem der schönsten und ruhigsten Plätze der Altstadt, der ,Krottenau-Brunnen’“, heißt es in der Online-Chronik.
Dort endet auch in jedem Jahr die Neujahrserenade des Historischen Vereins.
An den Unteren Brunnen vor dem Burghof erinnere nun der Narrenbrunnen. Auch der „Strobelbrunnen“ beim Heizmannbeck habe wieder einen Nachfolger in der Anlage gegenüber der Metzgerei Riester gefunden.
Kröten saßen vielleicht in der Krottenau
Vieles in der Altstadt erinnert an längst vergessene Tage. So recherchierte Michaela Keller für ihr Buch „Huse fier Riigschmeckte“, dass es gleich zwei Theorien gibt, weshalb das idyllische Plätzchen am Ende der Brunnenstraße Krottenau heißt. Dieses Gebiet direkt hinter der Stadtmauer, war die ehemalige sumpfige Klostermatte mit vielen „Krotte“, also Fröschen und Kröten.
Es könnte aber auch sein, dass hinter der Stadtmauer Kraut angepflanzt wurde und der Name von den „Kruttgärten“ kommt. Umringt von historischen Gebäuden sind dort übrigens auch noch Teile der alten Stadtmauer zu finden.
„Siebe goldige Pfiffegass“
Auch die im Volksmund benannte „Siebe goldige Pfiffegass“ erinnert nach den Recherchen von Michaela Keller an eine urige Geschichte. Direkt unter der Burg wurden an die Häuser wassergespülte Toiletten nachträglich angebaut.
Dies war nur vorne zur Gummenstraße hin möglich. „Und so zierte jedes Anwesen im ersten Stock über dem Stall ein kleiner Anbau zur Beherbergung des Abtritts, mit dem jeweiligen nach unten führenden Abflussrohr. Und da diese Abflussrohre „Pfiffe“ genannt wurden, es insgesamt sieben aus Kupfer waren, welche bei Sonneneinstrahlung golden glänzten, sei der Name „Siebe goldige Pfiffegass“ entstanden.“
Kommenden Altstadtfest ungewiss
Ob es das Altstadtfest im kommenden Jahr geben wird, oder es erst im „normalen“ Rhythmus in zwei Jahren weitergeht, ist noch nicht bekannt.