Erste Wohnungen bald fertig
Hausach. Es geht voran in den drei miteinander verbundenen Neumayer-Häusern auf dem Hausacher Badenwerk-Areal. Architekt Benjamin Schmider und die Regionalleiterin der Neumayer-Stiftung Jennifer Schmid erwarteten vergangene Woche die Amtsleiter der Stadtverwaltung, die Fraktionsvorsitzenden des Gemeinderats und die Landtagsabgeordnete Sandra Boser (Grüne) zu einem Baustellenbesuch.
Die 19 Wohnungen sind bis auf die Bodenbeläge weitgehend fertiggestellt: Jede mit einem „Grundkörper“ bestehend aus Küche, Wohn-Essbereich, Bad und Balkon, dem je nach Bedarf weitere Schlafzimmer zugeordnet werden können. So entstehen hier bezahlbare Ein- bis Fünfzimmerwohnungen für Menschen „in schwierigen Lebensphasen“. Und der Bedarf ist groß: Kaum waren die ersten vier Wohnungen ausgeschrieben, lagen schon rund 30 Bewerbungen vor. „Bewerben kann man sich nur aus dem Altkreis Wolfach und nur über die Wohlfahrtsverbände“, erläutert Jennifer Schmid. Man werde nicht alle Wohnungen auf einmal belegen, sondern sich Zeit lassen, eine bunte, vielfältige Hausgemeinschaft aufzubauen.
Persönliche Stärkung
Menschen in schwierigen Lebensphasen, von Not bedroht, mit geringem Einkommen und bereits unterstützt von einer sozialen Institution sind die Zielgruppe für die Neumayer-Häuser. Sie sollen hier auch persönliche Stärkung erfahren durch Zielvereinbarungsgespräche, Unterstützungesangebote und Aktivitäten der Neumayer-Häuser, und indem sie sich aktiv in die Hausgemeinschaft einbringen. Elke Hundt von der Diakonie wird die sozialpädagogische Betreuung übernehmen. Alle Wohnungen werden mit Küche und Essecke ausgestattet, wie auch der Gemeinschaftsraum im Eingangsbereich geplant von der Firma Mantel in direkter Nachbarschaft. Den Rest des Mobiliars müssen die Bewohner selbst mitbringen.
Die Strategie der energetischen Versorgung mit einem „ausgeklügelten Wärmenetz“ sei in der Anschaffung erst einmal teurer, die Kombination aus Fotovoltaikanlage, Batteriespeicher und Wärmepumpe sei aber bereits nach acht Jahren günstiger als der Anschluss ans Wärmenetz, sagt Architekt Schmider. Etliche Standards wurden bewusst niedrig gehalten, „damit sich die Mieter nicht an Komfort gewöhnen, den sie dann vermissen werden, wenn sie nach spätestens fünf Jahren wieder auf den freien Wohnungsmarkt zurück müssen“. Allerdings: „Beim Licht haben wir eher geklotzt.“ Die Wohnungen sind alle sehr hell.
Im Zeit- und Kostenplan
Es fiel den Besuchern schwer sich vorzustellen, dass hier jemand nach drei- bis fünf Jahren freiwillig wieder ausziehen will. „Befristete Mietverträge sind in der Tat nicht erlaubt“, sagte Jennifer Schmid. Es werde jedoch klar kommuniziert, dass das Wohnen in den Nemayer-Häusern ein Wohnen auf Zeit ist, bis sich die Mieter wieder konsolidiert haben. Solidarisches Wohnen heißt auch, so viel Solidarität zu zeigen, um danach auch anderen die gleiche Chance zukommen zu lassen, die man selbst hier hatte.
1500 Quadratmeter Parkettboden - 22 Kubikmeter Holz - lagern schon ein Dreivierteljahr. Die rechtzeitige Materialbeschaffung war elementar für die Einhaltung des Zeit- und Kostenplans, ein „Steckenpferd“ von Architekt Schmider: „Wir liegen aktuell zwei Prozent unter der Kostenberechnung.“ Sandra Boser war als einzige zum ersten Mal im Gebäude. Sie zeigte sich begeistert: „Ein beispielhaftes Projekt!“ Auch wenn das nicht „jeder kopieren kann“, wünscht sie sich viele Nachahmer im Land.