Europäisch-arabischer Chor begeistert Publikum in Haslach

Der europäisch-arabische Chor „Cantara“ aus Freiburg begeisterte das Publikum in Haslach. ©Reinhold Heppner
Der Auftritt von „Cantara“, einem europäisch-arabischen Chor aus Freiburg, erwies sich am Sonntagnachmittag in der evangelischen Stadtkirche als gelungener Auftakt zur interkulturellen Woche in Haslach.
Der Chor „Cantara“ aus Freiburg schuf auf der Bühne eine einzigartige Verbindung der verschiedensten Stilrichtungen. Es wurde zu einer begeisternden Begegnung von traditioneller arabischer Vokalmusik und klassischer europäischer Chorwerke.
Begleitet wurde der Chor unter der musikalischen Leitung von Nina Amon von einem Instrumental-Ensemble auf traditionellen arabischen Instrumenten. Dabei spielten Thomas Szejmann mit einer Bousonki und einem Oud-Instrument, einem Vorgänger der europäischen Laute und heute überall in der türkischen Kunstmusik zu finden, und auch Jean-Luc Roth musizierte auf einem ähnlichen Instrument.
Fantastische Töne zu hören
Etwas Besonderes war mit fantastischen Tönen die Begleitung von Eva Toball auf einer Nay, einer Flöte aus Schilfrohr, und Helmut Meinel letztlich gab den Ton mit Percussion-Instrumenten an, wie Daf und Rick, die besondere Schlagtechniken erfordern.
Eingestimmt auf die verschiedenen Stilrichtungen wurde das Publikum mit einem ägyptischen Lied, das einst von Anhängern einer Heiligen gesungen wurde. Der Text wurde mit der Zeit profaner und heute besingt man dabei die Liebe und die Rosen. „Cantara“ hat dieses Lied mit dem irakischen Lied „Foug el nakhal“ verknüpft und ein chorfähiges Stück gezaubert.
Mit „Billadi askara“ präsentierte der Chor ein bekanntes andalusisches Stück, dass einst als eines der schönsten poetischen Texte galt. Dem türkisch-osmanischen Instrumentalstück „Katip“ folgte ein temperamentvolles sephardisches Kinderlied aus dem damaligen osmanischen Salonika, dem heutigen Thessaloniki in Griechenland.
Volkslied aus dem 16. Jahrhundert
Auch mit einem deutschen Volkslied aus dem 16. Jahrhundert dem „Kommt Ihr G’spielen“ wurden die Besucher erfreut, ebenso begeisterte das direkt folgende französische Lied „Tourdillon“ aus der Zeit der Renaissance.
Das syrische Volkslied „Ya mahla l’fussha“ beschrieb sehr romantisch und bildreich einen Spaziergang zweier Verliebten am Mittelmeer. Der gesangliche Weg führte nochmals nach Andalusien mit dem klassischen Stück „Lamma bada“ und danach nach Tunesien – Sidi Mansour gehört dort zu den bekanntesten Liedern, das immer wieder von zahlreichen Gruppen in den verschiedensten Sprachen interpretiert wurde, so auch als „Daddy cool“ einer der größten Hits von „Boney M.“
Bei den Darbietungen zeigten alle Sängerinnen und Sänger sowie die Musiker viel Leidenschaft, womit sie das Publikum in eine Welt bunter musikalischer Farben mit wunderschönen Klängen entführten. „Cantara“ kam dann um Zugaben für das begeisterte Publikum gar nicht herum, was dann mit einem Lied aus dem Libanon über die Sehnsucht nach der Heimat nochmals zu einem musikalischen Höhepunkt führte.
Seit vielen Jahren interreligiöser Dialog
Marianne Schneider von der Haslacher evangelischen Kirchengemeinde hatte eingangs in ihrer Begrüßung auch an die seit vielen Jahren in Haslach stattfindenden interreligiösen Dialogkreise zwischen Christen, Muslimen und Juden erinnert. Auch vor diesem Hintergrund freut sie sich über die interkulturelle Woche in Haslach und dem Auftritt des europäisch-arabischen Chors.
Binun Aksu, Dialogbeauftragte des türkisch-islamischen Vereins Kinzigtal übermittelte Grüße und freute sich über die herzlichen Kontakte aller Glaubensgemeinschaften.
Vortrag im Rahmen der interkulturellen Woche
In Zeiten von rechtspopulistischen Politikern und rassistisch motivierter Gewalt rückt der Rechtspopulismus immer mehr in den Fokus des Diskurses. Aber was ist Rechtspopulismus eigentlich? Für wen sind rechtspopulistische Einstellungen überhaupt attraktiv und warum? Und vor allem was kann der/die Einzelne dagegen tun? Diesen Fragen widmete sich Ulrich Eith, Leiter des Studienhauses Wieseneck und Professor an der Universität Freiburg, in seinem Vortrag in der Bibliothek der Generationen am Montagabend.
Er erklärte laut Tabitha Eisenmann, Integrationsbeauftragte der Stadt Haslach, anschaulich und lehrreich, wie Populismus in „Wir und die anderen“ spaltet, wie das „rechtspopulistische Syndrom“ entstehen kann und kritisierte vor allem die abhanden gekommene Streitkultur in Politik und Gesellschaft. Seiner Meinung nach wäre es hilfreich wieder einen emotionalen und konstruktiven Diskurs zu führen, Kritik an der eigenen Weltanschauung auszuhalten und andere Haltungen zu akzeptieren, sofern diese nicht gegen die Würde des Menschen gerichtet seien.
Mit Karikaturen, die zum Nachdenken anregten, und amüsanten Anekdoten machte Eith deutlich, dass ein pluralistisches, demokratisches System von Vielfalt geprägt ist und das Bestreben zur Homogenität der Gesellschaft dem Grundgedanken der Demokratie widerspricht. Zum Abschluss plädierte er nochmals dafür, das Diskutieren neu zu lernen und respektvoll miteinander umzugehen.