Hausacher Stadtschreiber-Tagebuch (11)

Fahr-Rad-Lesung

Joachim Zelter
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
03. Mai 2017

Joachim Zelter aus Tübingen ist der 21. Hausacher Stadtschreiber. ©Y. Beradi

Joachim Zelter lebt seit Mitte Februar bis Mitte Mai als Gisela-Scherer-Stipendiat und Hausacher Stadtschreiber im Molerhiisle im Breitenbach und schreibt jede Woche für die Leser des Offenburger Tageblatts eine Kolumne:
 

Die heutige Kolumne wird ungewöhnlich kurz sein. Ich schreibe sie schon gar nicht mehr an dem großen Schreibtisch im Zentrum des Moler-hiisles, da ich diesen bereits geräumt habe. Es beginnen die ersten Vorbereitungen für die Fahr-Rad-Lesung am kommenden Sonntag, die ja in verschiedenen Etappen stattfinden wird: von der Stadthalle (dem Treffpunkt um 14 Uhr) über das Gasthaus zum »Hirsch« in Hausach, über das Gasthaus »Zur Sonne« in Gutach bis zum Molerhiisle als dem Abschlussort dieser kleinen Lesereise. 

All das wird (oder soll) mit dem Fahrrad gefahren werden. Nach meinen Berechnungen beträgt die Distanz insgesamt 8,1 Kilometer. Bislang sah ich all dem durchaus gelassen entgegen, doch könnten sich bei einer derart ungewöhnlichen Lesung auch Probleme auftun. Da ist zum Beispiel die Erwartung, dass ich als passionierter Rennradfahrer mit spielerischer Leichtigkeit meinen mitradelnden Zuhörern vorausfahre, vielleicht sogar noch nebenbei Goethe oder Shakespeare zitierend. 

Lampenfieber?

Doch eine erste Probefahrt die Einbacher Straße hinauf Richtung »Hirsch« zeigten bei mir erschreckende Defizite an Kraft und Spritzigkeit. Mein Puls schoss nach oben. Ob nun aufgrund der unerwarteten Steilheit der Strecke − oder ist es bereits beginnendes Lampenfieber? Ich werde Matthäus Schmider (Matscher) bitten, die Strecke mit mir noch einmal abzufahren, auch um potenzielle Stellen zu eruieren, an denen mir ungeduldige oder gereizte Zuhörer ins Wort fallen könnten; oder an denen sie im Wiegetritt der Veranstaltung gleich ganz davonradeln, mit raumgreifenden Pedalumdrehungen hinauf zum Brandenkopf, um uns von oben zuzurufen: Hier sind wir. Holt uns doch. 

Immer neue Gesichtspunkte, die sich im Hinblick auf die Fahr-Rad-Lesung auftun. Ein interessierter Mitradler fragte mich: Wer wird die Fahrräder bewachen? Während Autor und Zuhörer in den Gasthäusern bei den Lesungen sitzen, und all die Räder (Kostbarkeiten an Material und Technik) dann unbeaufsichtigt vor den Gasthäusern stehen. Zumal man Rennräder nur schwerlich abschließen kann. 

- Anzeige -

Parkwächter oder Hofhund?

Und ich wusste darauf keine hinreichende Antwort: Vielleicht einen Parkwächter engagieren? Oder einen Hofhund oder Wachhund? Oder einen aufbrausenden Literaturkritiker? Fragen über Fragen. Die meisten Fragen betreffen jedoch den Abschluss der Lesetour im Molerhiisle. Gewöhnlich ist ein Autor bei einer öffentlichen Lesung immer auf der sicheren Seite. Es kommen nur ganz wenige Zuhörer. Allenfalls zwei oder drei gequält sitzende Gestalten. Lesungen gleichen Gottesdiensten. Jedermann glaubt, sie seien prinzipiell eine gute Sache – doch bitte ohne mich. 

Bei einer Lesung im Molerhiisle könnte jedoch alles ganz anders sein. Was ist, wenn plötzlich zahleiche Menschen Einlass in die Wohnung begehren, allein nur deshalb, um sich diese Wohnung einmal von innen anzuschauen? Zumal es sich um eine Wohnung handelt, die sich ohnehin schon in einem Zustand schriftstellerischer Unordnung und Verzweiflung befindet. Ich könnte natürlich ankündigen, aus meinen langweiligsten Romanen zu lesen. Eine Liste derselben befindet sich im Netz und in jeder gut sortierten Buchhandlung. Doch was ist, wenn auch das nicht abschreckt?

Skeptiker und Bedenkenträger

Und schon beginne ich die ersten Möbel zu verschieben, den Schreibtisch in eine Ecke zu stellen, das Bett hochkant aufzurichten, die platzraubensten Möbelstücke in den Garten zu verlagern. Weshalb ich diese Zeilen nur noch ganz notdürftig auf einem Klavierschemel im Freien unter einem Apfelbaum sitzend schreibe, während das Telefon klingelt und klingelt und sich immer weitere Gäste für die Schlusslesung im Molerhiisle ankündigen. Sie sehen: Autoren sind unverbesserliche Skeptiker und Bedenkenträger.

Weitere Artikel aus der Kategorie: Kinzigtal

Zwischen Liebich-Villa und der Firma Brüstle ist genug Platz für gutes Wohnen, hat die provisorische Absteckung der Baugrenzen gezeigt. 
vor 5 Stunden
Gutach
Für alle Interessenten des genossenschaftlichen Bauens auf dem Liebich-Areal findet am Montag, 29. April ein erster Workshop statt, in dem die Ziele der Planungsgemeinschaft diskutiert werden.
Künftig erhalten die Feuerwehrleute für einen Einsatz 15 statt zwölf Euro.
vor 8 Stunden
Schenkenzell
Für Schenkenzells Feuerwehrleute gibt es künftig mehr Geld. Der Gemeinderat hat die Feuerwehr-Entschädigungssatzung angepasst. Die letzte Erhöung gab es 2013.
Die Pflege des Brauchtums ist eine der Aufgaben des Bundes Heimat und Volksleben. Regelmäßig werden daher Kreistrachtenfeste ausgerichtet, wie etwa 2016 in Ottenhöfen. 
vor 11 Stunden
Oberwolfach
Der Oberwolfacher Martin Welle ist seit Kurzem Vorsitzender des Bundes Heimat und Volksleben, dem größten Trachtenverband Deutschlands. Er erzählt, wie es dazu kam und was er alles vor hat, um die Tradition aufrecht zu erhalten.
Im Dachgeschoss des gemeindeeigenen Gebäudes in der Straße Heilig Garten wird das Badezimmer für rund 20.000 Euro saniert. 
vor 15 Stunden
Schenkenzell
Das Bad in einer gemeindeeigenen Schenkenzeller Wohnung ist in die Jahre gekommen und soll bis zum Sommer saniert werden. 20.000 Euro wird die Sanierung kosten.
Ehrung beim DRK-Ortsverein Bad Rippoldsau-Schapbach (von links): Stefan Günther (stellvertretender Präsident des DRK-Kreisverbands), Dietmar Rebell (zweiter Vorsitzender des Ortsvereins), Gisela Lobmiller (Kreisbereitschaftsleiterin), Erna und Ludwig Kern sowie Bürgermeister Bernhard Waidele.
vor 15 Stunden
Bad Rippoldsau-Schapbach
In der Hauptversammlung des DRK-Ortsvereins Bad Rippoldsau-Schapbach wurde der Vorsitzende Ludwig Kern für 50-jährige Mitgliedschaft geehrt.
Der Jahresausflug der Hausacher Landfrauen führt am 21. September nach Heidelberg. 
vor 15 Stunden
Kinzigtal
Der Landfrauenverein stellt sein abwechslungsreiches Programm vor, das allen Frauen offensteht. Schon am kommenden Dienstag geht es in die „Shower World“ nach Schiltach.
"Die ist voll flauschig", sagt die neunjährige Kim (rechts). Völlig angstfrei lassen die Kinder die Vogelspinne von Kevin Sperlich über ihre Hände krabbeln.
vor 15 Stunden
Kinzigtal
Eine sehr große Resonanz erfuhr die Ausstellung "Die Welt der Riesenspinnen" am Sonntag im katholischen Pfarrheim. Viele Familien nutzen die Chance, sich die exotischen Tiere anzuschauen.
Der neue Vorstand des Verschönerungsvereins (sitzend, von links): Gabriele Haubner, Andrea Brucher, Alexandra Vollmer-Himmelsbach und Albert Lienhard. Hinten, von links: Bernhard Obert, Günther Benz, Klaus Matt, Thomas Obert und Bürgermeister Nicolai Bischler.
vor 15 Stunden
Steinach
Der Verschönerungsverein Steinach hat den langjährigen Vorsitzenden Berthold Obert aus seinem Amt verabschiedet. Nun sind jüngere Mitglieder am Zug, die offen für neue Ideen seien.
Das Parken in der Wolfacher Innenstadt und ob es künftig dazu noch Parkautomaten braucht ist eins der wesentlichen Themen im geplanten Verkehrskonzept. 
vor 23 Stunden
Wolfach
Parkautomaten, Stellplätze, E-Mobilität und mehr: Mit der Beauftragung des Büros Fichtner Water & Transportation legte Wolfachs Gemeinderat den Grundstein für ein umfangreiches Projekt.
Ein Mobilfunkmast im Hofstetter Außenbereich soll Funklöcher schließen (Symbolfoto). 
27.03.2024
Hofstetten
Der Gemeinderat Hofstetten zeigte sich in seiner Sitzung am Dienstagabend zuversichtlich, was das Thema Mobilfunkversorgung angeht: Zwei mögliche Mast-Standorte favorisiert die MIG nach Untersuchungen.
Ehrungen für treue Musiker der Trachtenkapelle Kirnbach (von links): Stefan Polap, Julia Wöhrle, Katharina Schmieder, Julian Springmann und Bettina Vollmer. 
27.03.2024
Wolfach - Kirnbach
Gleich drei Mitglieder der Trachtenkapelle Kirnbach wurden am Samstag beim Jahreskonzert für 25 Jahre als Aktive geehrt – darunter auch Vorsitzender Julian Springmann.
Vladimir Konrat ist seit fast zwölf Jahren Dirigent des Akkordeonorchesters Gutach. Er bereitet das Orchester derzeit intensiv auf das Jubiläumskonzert vor.
27.03.2024
Gutach
50 Jahre Akkordeonorchester Gutach (3): Gespräch mit Vladimir Konrat, der seit fast zwölf Jahren das Gutacher Akkordeonorchester große Schritte weitergebracht hat.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • HYDRO liefert etwa Dreibockheber für die Flugzeugwartung. 
    26.03.2024
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl fustionieren
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl schließen sich zusammen. Mit diesem Schritt befinden sich die Kompetenzen in den Bereichen Ground Support Equipment (GSE) und Aircraft- & Engine Tooling unter einem Dach.
  • Alle Beauty-Dienstleistungen bietet die Kosmetik Lounge in Offenburg unter einem Dach.
    26.03.2024
    Kosmetik Lounge Offenburg: Da steckt alles unter einem Dach
    Mit einer pfiffigen Geschäftsidee lässt Elena Plett in Offenburg aufhorchen. Die staatlich geprüfte Kosmetikerin denkt "outside the box" und hat in ihrer Kosmetik Lounge ein außergewöhnliches Geschäftsmodell gestartet.
  • Konfetti, Flitter und Feuerwerk beschließen die große Preisverleihung im Forum-Kino in Offenburg. Die SHORTS feiern 2024 ihr 25. Jubiläum. 
    26.03.2024
    25 Jahre SHORTS – 25 Jahre Bühne für künftige Filmemacher
    Vom kleinen Screening in 25 Jahren zum gewachsenen Filmfestival: Die SHORTS der Hochschule Offenburg feiern Jubiläum. Von 9. bis 12. April dreht sich im Forum-Kino Offenburg alles um die Werke junger Filmemacher. Am 13. April wird das Jubiläum im "Kesselhaus" gefeiert.
  • Das LIBERTY-Team startet am Mittwoch, 27. März, in die Afterwork-Party-Saison. 2024 finden die Veranstaltungen in Kooperation mit reiff medien statt. 
    22.03.2024
    Businessaustausch jetzt in Kooperation mit reiff medien
    Das Offenburger LIBERTY startet mit Power in die Eventsaison: Am Mittwoch, 27. März, steigt die erste XXL-Afterwork-Party mit einem neuen Kooperationspartner. Das LIBERTY lädt zusammen mit reiff medien zum zwanglosen Feierabend-Businessaustausch ein.