Freiburger Zeitzeuge berichtet Schülern vom Nationalsozialismus
Aus der Sicht eines Kindes berichtete der Freiburger Gottfried Beck den Schülern der Kaufmännischen Schulen Hausach von der Naziherrschaft und verwies aus seiner Erfahrung heraus auf die große Verantwortung hin, die die junge Generation trägt.
Um die 90 Schüler der elften und zwölften Klassen des Wirtschaftsgymnasiums der Kaufmännischen Schulen Hausach hatten sich am Donnerstag in der Aula versammelt, um einen Zeitzeugen aus der Zeit der Nationalsozialisten und des Krieges in Freiburg zu hören. „Sie haben die Zeit des Nationalsozialismus und des Krieges als Zeit- und Augenzeuge selbst erlebt“, begrüßte ihn Schulleiterin Frauke Ebert in der Aula der Schule. Gerade angesichts des 75. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz und in Zeiten des zunehmenden Antisemitismus sei es ein guter Zeitpunkt für seinen Beitrag gegen das Vergessen.
Große Verantwortung
„So viele junge Gesichter!“ rief Beck aus. Es sei sein Hauptanliegen, mit den jungen Menschen ins Gespräch zu kommen, denn gerade sie trügen eine große Verantwortung bei der Gestaltung der Zukunft.
Gottfried Beck, Jahrgang 1932, wurde im Jahr vor der Machtübernahme Adolf Hitlers geboren und berichtete von der Zeit des Nationalsozialismus aus der subjektiven Sicht eines Kindes. Er selbst habe Hitlers tausendjähriges Reich überlebt und sei in jungen Jahren dreimal dem Tod von der Schippe gesprungen. Das erste Mal am 10. Mai 1942, als deutsche Bomber auf dem Weg nach Dijon und Epinal irrtümlich das schutz- und ahnungslose Freiburg bombardierten und er den Bomben nur knapp entkommen sei.
Dieser Angriff wurde von der Propaganda den Engländern in die Schuhe geschoben. Das zweite Mal entkam er dem Tod nur knapp bei einem gefährlichen Sturz. Und das dritte Mal am 27. November 1944, als Freiburg im englischen Bombenhagel versank. Nur das Münster überstand den Angriff und wurde für die Freiburger zum Symbol der Hoffnung.
„Über Tote gestolpert“
Wie hat er selbst diese Zerstörung Freiburgs erlebt? Hierzu berichtete Beck, er sei danach nur so über Tote gestolpert. Ein Trost für ihn war, dass, neben seiner Familie, sein Hund die Katastrophe überlebt habe. Und hat er vom Verschwinden von Menschen etwas bemerkt? Daran hatte er lediglich eine vage Erinnerung an eine ältere Frau, der er den Koffer zum Bahnhof getragen habe, von wo aus Juden nach Südfrankreich deportiert wurden. „Das alles hat mich 50 Jahre lang nicht besonders belastet“, sagte Beck. Erst jetzt beschäftige ihn zunehmend sein schlechtes Gewissen.
Dass Hitler nicht unbesiegbar war, das habe man im Februar 1943 bemerkt, als Stalingrad fiel. Er selbst sei als Junge von dem ganzen „Nazibrimborium“ geblendet und begeistert gewesen und wollte unbedingt zum Jungvolk. Für ihn ging es da am wenigsten um Ideologie, sondern um Abenteuer und Kampf. Widerstand habe es in Freiburg nur verdeckt und im Bereich der Universität gegeben. „Öffentliche Kritik war tödlich“, betonte er.
Gute Wünsche
Im Übrigen hoffte man auf die verheißene „Wunderwaffe“. „Ich sehe es als meine Aufgabe an, zu berichten“, schloss Beck seinen Vortrag. Er hoffe, dass die Wünsche der jungen Leute in Erfüllung gingen – wenn nicht diese, dann eben andere.