Gerwig-Gymnasiasten zum Eintreten für Demokratie aufgefordert
Demokratie, Freiheit und Friede sind nichts Selbstverständliches. Dafür muss man etwas tun. Dies machte Anton Pototschnik aus Graz, Vorsitzender des Vereins »Team Freiheit«, bei einem interaktiven Vortrag vor und mit rund 120 Robert-Gerwig-Gymnasiasten deutlich.
45 Prozent der Zehntklässler des Hausacher Robert-Gerwig-Gymnasiums denken an eine positive Entwicklung der Zukunft. 45 Prozent sehen diese eher negative, 17 Prozent gleichbleibend. Das war das Abstimmungsergebnis auf eine von vielen Fragen, die Anton Pototschnik zu Beginn seines interaktiven Vortrags am Mittwoch vor rund 120 Zehntklässlern (ein paar »Zwölfer« waren auch dabei) stellte.
Anton Pototschnik aus Graz ist Vorsitzender des Vereins »Team Freiheit«. Die Spanischlehrerin Mercé Ferrando-Melià hatte den leidenschaftlichen Kämpfer für Humanismus, für europäische Werte und Menschenrechte bei einer Veranstaltung kennengelernt und postwendend für die Schule engagiert.
»Friede ist kein Wintergarten«
Mit dem Lied »Friede ist kein Wintergarten« und einem Videoclip stieg er in seine Präsentation ein. »Man kann Frieden nicht verordnen, befehlen, Frieden kann man immer nur wählen. Man kann ihn niederringen – den Wunsch danach niemals«, heißt es in dem Song von »Wolfsrachen«.
Einige weitere Abstimmungen lieferten die Grundlage für eine angeregte Diskussion. Darf man beispielsweise einen Terroristen foltern, um Informationen zu bekommen, die einen Anschlag verhindern könnten? 53 Prozent meinten: »Nein – Menschenrechte müssen für alle gelten.« 28 Prozent stimmten für Ja – die allgemeine Sicherheit sei wichtiger als das Menschenrecht eines Einzelnen.
»Hängt’s von euch ab?«
Ganz ohne erhobenen Zeigefinger gelang es dem Österreicher, die Jugendlichen zum Nachdenken anzuregen. Was, wenn Staaten, die sich von der Demokratie wegbewegen, einer Gruppe die Menschenrechte absprechen? Wer entscheidet, wer zu dieser Gruppe gehört? Wer hat in der Türkei entschieden, dass die vielen Inhaftierten alle als Terroristen zu gelten haben?
»Hängt der Friede und ein Leben in Freiheit von Euch ab?«, fragte Pototschnik rhetorisch und holte für eine fiktive Geschichte erst einmal weit aus: Hans will im Mittelalter Konstanze heiraten – die Leibeigene eines Grafen. Der Graf jagt ihn davon, der Bischof hilft auch nicht. Da trifft Hans auf einen Humanisten, der ihm erzählt, dass es vor vielen Jahren in der Antike bereits eine Zeit gab, in der der Mensch im Mittelpunkt stand und als selbst verantwortlich für sein Schicksal galt.
Das humanistische Denken wurde zu einem der ersten europäischen Wert, auf denen weitere aufbauten. Hans trifft 200 Jahre später Rationalisten wie Galileo Galilei, die blinden Glauben durch vernünftiges Denken ersetzen. Er trifft auf die Aufklärer und Kämpfer für Säkularität (Tennung von Kirche und Staat), der Rechtsstaatlichkeit, der Demokratie und schlussendlich der Menschenrechte.
Hans kann endlich seine Konstanze heiraten. Und ohne weiteres Zutun glücklich sein bis zum Lebensende? Rund 20 der im Gesetz verbrieften Menschenrechte bekommt die Schwarmintelligenz der Schüler zusammen – und um Tipps, was ein »starker Mann oder eine starke Frau« tun müssten, um die Macht an sich zu reißen, sind sie auch nicht verlegen.
Song zum Runterladen
Ähnlich wir in der Antike bestehe auch jetzt wieder die Gefahr, dass die Religion instrumentalisiert wird, dass starke Männer (oder Frauen) erklären: »Gebt nur mir mehr Macht, dann löse ich eure Probleme.« Den Zehntklässlern fällt einiges ein, was sie tun könnten, um ein neuerliche Talfahrt wie nach der Antike zu verhindern: wählen (wenn sie denn dürfen), in einer Partei mitarbeiten, sich breit informieren, demonstrieren, Petitionen unterschreiben, Gespräche mit Politikern suchen . . .
Zum Schluss gab’s für alle die »Werte für die Hosentasche« mit einer App und dem Friedenssong zum Runterladen. »Interessant, das alles mal zu hinterfragen«, sagte Fabio Sum, und Lorena Buciu fand, dass ihr der Vortrag schon etwas gebracht habe: »Ich werde mich jetzt darüber informieren, in welcher Partei ich mich wiederfinde!«
www.teamfreiheit.info
App: »Europäische Werte«