Geschichtenwerkstatt: Sprache schafft „neue Welten im Kopf“
Die Geschichtenwerkstatt der Hausacher Stadtschreiberin Andrea Karimé an vier Samstagen in der Mediathek fördert die Fantasie und Kreativität von Kindern.
Die Bildfee wohnt in einem Bild, wenn man sie malt, kommt sie heraus. Die Stiftqualle schreibt im Meer Geschichten, die man nur lesen kann, wenn man zu ihr hinuntertaucht. Und den Schuljaguar können nur Kinder sehen, wenn er ihnen in der Schule hilft. Das sind drei von vielen kreativen Beispielen, wie die acht Kinder in der Geschichtenwerkstatt der Hausacher Stadtschreiberin Andrea Karimé Wörter erfinden und entdecken, dass in jedem erfundenen Wort auch schon eine Geschichte steckt. Auch hinter der Zebranudel und dem Wahrheitsfisch.
Spaß, Wörter zu erfinden
Die zweite Geschichtenwerkstatt am vergangenen Samstag war nun voll besetzt – nachdem Tara und Ylvie begeistert vom ersten Vormittag heimgekehrt sind und bei ihren Freundinnen die Werbetrommel gerührt haben. „Es macht großen Spaß, Wörter zu erfinden“, strahlen alle nach der zweiten Werkstatteinheit. Sie wollen auch bei den nächsten beiden Geschichtensamstagen dabei sein, damit ist die Anmeldung nun geschlossen.
Andrea Karimés Diltasche (türkisch dil heißt Zunge, Sprache) füllt sich zusehends, die Kinder werden immer eifriger im Fabulieren. Und genau darauf kommt es der Autorin an: In ihrer Werkstatt ist die Fantasie und die Liebe zum Spiel mit der Sprache bestimmend, denn hier hätten Kinder ganz besondere Kompetenzen. Das sei auch deshalb so wichtig, weil die Fantasie durch die Bilderflut ihre Imaginationsfähigkeit verlieren könnte. „Ohne sie könnten sie aber nicht lesen oder auch nichts neues kreieren“. Gerade das müssten die Kinder in der Zukunft aber können.
Unterricht-Ergänzung
Die Geschichtenwerkstätten sind als Ergänzung zum Deutschunterricht gedacht, wo sehr früh das normative Schreiben, das „Schreiben nach Regeln“ gelehrt wird. Sie will die Grenzen des Unterrichts sprengen und neue Welten im Kopf entstehen lassen. Kinder hätten eine ganz andere Ästhetik. „Wenn das, was ein Kind schreibt, den anderen Kindern gefällt, ist das ein Maßstab, den ich akzeptieren kann“, sagt Andrea Karimé.
Und es wäre nicht das erste Mal, dass Kinder in der Geschichtenwerkstatt aufblühen und die Liebe zur Sprache entdecken, die im Deutschunterricht nicht zu den Besten gehören.