Gottesdienste im Freien: Glaube in Zeiten der Krise
Anmeldelisten, Abstand und Musik ohne Gesang: Wie die Pfarrer Stefan Voß und Hannes Rümmele die ersten Gottesdienste unter besonderen Bedingungen bewerten.
Hinter Wolfachs evangelischen Kirchengemeinden und den katholischen Seelsorgeeinheiten An Wolf und Kinzig, Oberes Wolftal sowie Kloster Wittichen liegen die ersten drei Wochenenden mit Gottesdiensten unter strengen Auflagen. Das Offenburger Tageblatt hat bei den Pfarrern Stefan Voß und Hannes Rümmele nachgefragt, wie’s lief.
Christi Himmelfahrt war für die evangelischen Kirchengemeinden Kirnbach und Wolfach ein besonderes Datum: Pfarrer Stefan Voß hatte zu einem Gottesdienst im Grünen aufs Moosenmättle eingeladen. Besonders, weil unter freiem Himmel deutlich mehr Gläubige gleichzeitig zugelassen waren wie in der Nikolauskirche. „Hier oben sind wir zu Christi Himmelfahrt dem Himmel ein ganzes Stück näher“, begrüßte Pfarrer Stefan Voß an die 70 Gläubige, die aufs Moosenmättle gekommen waren. Bis zu 100 hätten es nach den Vorgaben sein dürfen. An den beiden vorangegangen Sonntagen gab es unter strengen coronabedingten Auflagen in der Kirnbacher Kirche jeweils drei „Zwei-Meter-Gottesdienste“. Die Besucherzahl war auf jeweils 48 Teilnehmer begrenzt.
Weitere Freiluft-Feiern
Am Donnerstag stand unter einem mächtigen Nadelbaum ein mit einem bunten Frühlingsstrauß geschmücktes Holzkreuz. Begleitet von Vogelgezwitscher spielte Robert Pfundstein auf dem Klavier die Lieder, die die Gemeinde aber auch unter freiem Himmel nicht singen, allenfalls mitsummen durfte. Voß las einige der Liedtexte und lenkte den Blick der Besucher empor: „Heben wir den Blick aus dem Alltag zum Himmel.“ Allein sei der Mensch „erdenschwer“, der Himmel unerreichbar fern. „Der Glaube verbindet uns mit Jesus. Wir tragen jetzt schon einen Teil des Himmels in unserer Seele“, betonte Voß. Ausgesprochen positiv fielen die Rückmeldungen der Besucher aus: „Schön“, war der Tenor, und „etwas ganz Besonderes“.Voß versprach weitere Gottesdienste im Grünen: Im Wechsel mit den jeweils drei Andachten in der Nikolauskirche solle im Juni alle 14 Tage ein solcher Gottesdienst stattfinden – wenn das Wetter mitmache.
Insgesamt zog Voß aus den ersten Wochen „Gottesdienst unter erschwerten Bedingungen“ eine überwiegend positive Bilanz. „Im gegebenen Rahmen haben wir das ganz gut hingekriegt.“ Besonders schmerzlich vermisste er allerdings den Gesang. Den sehne er herbei. „Die Zeit ohne Gottesdienst war für mich eine sehr spezielle Zeit“, erinnerte sich Voß. Er habe gespürt, wie elementar wichtig das Treffen mit der Gemeinde sei.
Auch die katholische Kirchengemeinde An Wolf und Kinzig feierte an den vergangenen Wochenenden ihre ersten Gottesdienste nach dem Lockdown. An den ersten beiden Wochenenden hatte Pfarrer Hannes Rümmele die Gläubigen der inzwischen drei Seelsorgeeinheiten, die er betreut, zentral in die Wolfacher St.-Laurentius-Kirche eingeladen. Gefeiert werden die katholischen Gottesdienste unter strengen Auflagen und nach vorheriger Anmeldung. Um die Besucherzahlen zu entzerren, gab es auch auf katholischer Seite mehrere Gottesdienste.
„Nahezu ausgebucht“
Die Bilanz fiel insgesamt positiv aus: Die Gottesdienste seien „nahezu ausgebucht“ gewesen, bilanzierte Rümmele auf Nachfrage. Die Besucher hätten sich an die Vorgaben gehalten. Die gesammelten Erfahrungen will Rümmele nutzen, Konzepte für Messen in weiteren Kirchen der Seelsorgeeinheiten zu erstellen. An diesem Wochenende gab es wieder drei Gottesdienste – je einen in Schenkenzell, Wolfach und Bad Rippoldsau-Schapbach.