Große Resonanz auf Eröffnung des Hermann-Schilli-Hauses
Der neue Sonderausstellungsraum im Hermann-Schilli-Haus war brechend voll, als Geschäftsführerin Margit Langer die Gäste zu einem historischen Moment des Freilichtmuseums Vogtsbauernhof begrüßte: der Integration des Hermann-Schilli-Hauses in den Museumsrundgang.
»Das Model« von »Kraftwerk« und »So bist du« von Peter Maffay – schon mit den ersten Klängen katapultierten Gaby und Armin Heuberger die Gäste des Festakts zur Eröffnung des umgebauten Hermann-Schilli-Hauses im Freilichtmuseum Vogtsbauernhof in die 1980er-Jahre zurück. Das Duo »Unikat« war kurzfristig für die Zeller Band »PAN« eingesprungen, deren Sänger erkrankt war. Geschäftsführerin Margit Langer erinnerte die vielen Gäste daran, dass das Haus von Museumsgründer Hermann Schilli, das am Sonntag als Seminar- und Ausstellungsgebäude ins Museum intergriert wurde, 1980 gebaut worden war.
Leader-Medaille
Hans Peter Heizmann zeigte sich überwältigt, was das Team gemeinsam mit den Planern und den Handwerkern aus dem Haus gemacht hat. Der Vorsitzende des Vereins Regionalentwicklung Mittlerer Schwarzwald überreichte die Leader-Plakette. Schließlich wurde das 420 000-Euro-Projekt zu 40 Prozent aus dem europäischen Förderprogramm Leader finanziert.
Architektin Sabine Schmider stellte die Herausforderungen an die Planung und das Bauprojekt vor, und dann kam der Höhepunkt des Festakts: der witzige, unterhaltsame Festvortrag als Dialog zwischen dem Wissenschaftlichen Leiter Thomas Hafen und seiner Volontärin Julia Lauer über die neue Ausstellung einer Wohnung aus den 80er-Jahren.
»Häuser zur erhalten von 1612, 1599, 1737, oder ein Haus holen von 1406 – aber dann ein Haus von 1980 verfallen lassen, das darf man nicht«, stieg Julia Lauer ein. Also gut: Hier gibt es keine Wohnung, sondern eine Ausstellung über Wohnkultur. Könnte man das überhaupt: eine Wohnung so einrichten wie 1980?, fragte die Volontärin ihren Chef.
»Schon museumsreif?«
Nicht einmal 1980 werden alle Wohnungen so ausgesehen haben wie 1980, erklärte dieser. Da waren noch Überbleibsel auf den 1970er-Jahren und Vorboten der 1990er-Jahre. »Eine Zeit ist nie für alle Menschen zur selben Zeit vorbei«. Was junge Menschen wie Julia Lauer als »gruselig« empfinden, war irgendwann mal schön. Seine Tante wohne heute noch so und werde sich fragen, ob ihr Wohnzimmer jetzt etwa schon museumsreif sei.
Wer jetzt anfange, die Gegenwart zu sammeln, habe morgen ausreichend Vergangenheit für nochmal 20 Häuser. Das Museumsteam nahm jetzt einfach mal die 1980er-Jahre und will schauen, bei wie vielen Menschen die Erinnerung daran noch sehr lebendig ist.
Kleine Geschenke
Und damit trafen sie am Eröffnungstag zumindest den Nagel auf den Kopf. Kaum einer konnte der Versuchung widerstehen, auf dem Sofa mit Eiche-Rustikal-Rahmen Platz zu nehmen. »Gleich kommt Kulenkampff«, deutete ein Besucher auf den alten Fernseher und ein anderer antwortete: »Dann dauert’s, der überzieht immer«.
Viele Gäste brachten übrigens kleine Geschenke mit: die Architektin Orwells »1984« und zwei Schallplatten, andere Besucher eine »Stern«-Ausgabe, ein Jo-jo oder Fußballschuhe fürs Jugendzimmer.