Gutach

Rolf Schondelmaier am "Schmutzigen" vorm Narrengericht

Claudia Ramsteiner
Lesezeit 4 Minuten
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17. Februar 2017

25 Jahre lang war Rolf Schondelmaier (rechts) selbst Ankläger des Pfullendorfer Narrengerichts. In diesem Jahr muss er sich als Angeklagter verteidigen. Keinen Geringeren als den Pfullendorfer Bürgermeister hat er hier auf der Streckbank liegen. ©Archiv Rolf Schondelmaier

Auch wenn es mal die Bühlersteiner Erdmale gab und jetzt die Bühlersteiner Hexen ihr Unwesen treiben: Gutach eine Narrenhochburg zu nennen wäre vermessen. Und doch gibt es hier einen Erznarren: Rolf Schondelmaier (72), in Gutach aufgewachsen und vor 13 Jahren wieder hierher zurückgekehrt. Der Gemeinderat und Fraktionssprecher der CDU fühlt sich mittlerweile wieder ganz als Gutacher. Außer an der Fasnacht – da zieht es ihn mit aller Macht zurück in seine zweite Heimat Pfullendorf. Und ganz besonders an diesem »Schmotzige Dunschdig«, wie er in Pfullendorf heißt.

Herr Schondelmaier, Sie sollen am Abend des Schmutzigen Donnerstags in Pfullendorf auf die Streckbank. Das werden Sie den Gutachern erst einmal erklären müssen.

Rolf Schondelmaier: Ich gehörte viele Jahre dem Pfullendorfer Narrenrat an. Dort gibt es ein traditionelles Narrengericht, das jedes Jahr am Abend des »Schmotzige Dunschdigs« einen Deliquenten verurteilt. Zur Strafe muss dieser Wein bezahlen und er kommt auf die Streckbank der Pfullendorfer Stegstreckerzunft. Ihren Namen hat die Narrenzunft von einer Posse vor 150 Jahren, als ein Steg zu kurz geraten war und in die Länge gestreckt werden sollte.

Wie groß ist denn die Chance, dass Sie als Unschuldiger aus der Gerichtsverhandlung hervorgehen?

Schondelmaier: Die geht gegen Null. Es ist übrigens das erste Mal, dass jemand aus dem Kreis der Narren selbst auf die Streckbank kommt. 
Und wie kommen Sie nun zu dieser Ehre?

Schondelmaier: Ich war 25 Jahre lang selbst Ankläger dieses Narrengerichts. 

Dann wissen Sie sicher, wie Sie sich zu verteidigen haben?

Schondelmaier: Ja, aber ich weiß auch, dass ich keine Chance haben werde. Ich bin gerade dabei, eine sehr böse Verteidigungsrede zu verfassen. Ich fühle mich nicht im Geringsten schuldig und werde jeden Anklagepunkt ad absurdum führen.

Sie wissen, welcher Verbrechen Sie angeklagt werden?

Schondelmaier: Dank eines Interviews, das die »Schwäbische Zeitung« mit mir geführt hat, weiß ich es. Jetzt kann ich mich darauf einstellen. 

Worauf denn?

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Schondelmaier: Ich werde wegen Landflucht und des Verrats an Pfullendorf verklagt. Außerdem der radikalen Erziehungsmethoden, der Verunglimpfung von Pfullendorfern über das Narrenblatt und ich hätte das Narrengericht in den Schmutz gezogen.

Schwere Vorwürfe. Die Landflucht kann man ja nachvollziehen, aber was hat es mit den radikalen Erziehungsmethoden auf sich?

Schondelmaier: Ja, das mit der Landflucht werde ich zugeben müssen. Ich wohne seit 13 Jahren wieder in Gutach, weil ich die Möglichkeit hatte, mit meiner Frau ins Elternhaus in Gutach einzuziehen. Aber radikale Erziehungsmethoden? Das bezieht sich vermutlich darauf, dass ich als Schulleiter des Pfullendorfer Gymnasiums des öfteren den Unterricht abends in die Tanzbar »Tiffany« verlegt habe. Aber höchstens ein bis zweimal in der Woche. Und keiner der Schüler kam am nächsten Tag zu spät zum Unterricht.

Sie waren Redakteur des Narrenblatts und haben das Amt in diesem Jahr abgegeben. Könnte das ein Grund für die Anklage sein?

Schondelmaier: Das ist stark zu vermuten. Unser Narrenblatt ist etwas ganz Besonderes. Auch weil seit vielen Jahren ein bekannter Künstler mitwirkt, der die Bilder beisteuert. Jeder Pfullendorfer will unbedingt in diese Zeitung – und wenn er’s denn geschafft hat, gibt es Proteste. Das werde ich zu meiner Verteidigung anführen. Das ist so etwa wie hier im Kinzigtal beim Schnurren.

Wie bereiten Sie sich denn auf Ihre Gerichtsverhandlung vor?

Schondelmaier: Ich habe natürlich meine Geheimagenten. Zum Beispiel ehemalige Schüler, mit denen ich damals im »Tiffany« war. Die haben mir berichtet, dass es einige Überraschungen geben werde, mit denen die Narren nicht rechnen werden. Wer weiß, vielleicht gibt es Demos zu meiner Verteidigung? Vieles darf ich hier öffentlich gar nicht verraten, weil ich’s überhaupt nicht wissen darf.

Was glauben Sie, wie hoch wird Ihre Strafe ausfallen?

Schondelmaier: Vermutlich wird das ein teurer Abend. Ich denke, so vier Eimer Wein wird mich das schon kosten. Ein Eimer misst 14 Liter.

Fasnacht in Gutach ist nichts für Sie?

Schondelmaier: Ich hab’s am Anfang versucht, die Fasnacht hier zu beleben. Aber dann sind ja bekanntlich die Bühlersteiner Erdmale eingegangen. Ich fühle mich wirklich das ganze Jahr über als Gutacher. Nur nicht an der Fasnacht, da bin ich immer noch Pfullendorfer. 

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