Hausach

Hausach trauert um Giuseppe "Pippo" Boscia

Von Claudia Ramsteiner
Lesezeit 3 Minuten
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26. April 2023
Giuseppe "Pippo" Boscia, wie er beim Festumzug der 750-Jahr-Feier den Einzug der Hausacher Gastarbeiter spielte.

Giuseppe "Pippo" Boscia, wie er beim Festumzug der 750-Jahr-Feier den Einzug der Hausacher Gastarbeiter spielte. ©Claudia Ramsteiner

"Pippo" kam 1960 mit der ersten Gastarbeiterfamilie aus Sizilien nach Hausach. Er ist seiner schweren Krankheit erlegen, in seiner Autobiografie "Papa, erzähl mir von dir" lebt er weiter.

Giuseppe Boscia ist tot. Hausach trauert um seinen "Pippo", der als Elfjähriger mit der ersten "Gastarbeiterfamilie" aus Sizilien nach Hausach kam, hier 25 Jahre lebte und auch nach seinem Umzug nach Baden-Baden nie die enge emotionale Verbindung zu seiner zweiten Heimat verlor. "Pippo" ist ein Hausacher, basta. Es gibt wohl nicht viele Menschen, die eine gelungene Integration trotz schwierigster Bedingungen so verkörpern wie Giuseppe Boscia.

Nun hat er im Alter von 74 Jahren den Kampf gegen seine schwere Krankheit verloren. Weiterleben wird er in vielen Hausacher Herzen und in seinem Buch "Papa, erzähl mir von dir". Hier beschrieb er die Geschichte seiner Kindheit zwischen Sizilien und dem Schwarzwald. Wie seine Eltern damals, wie alle Gastarbeiter, nur ein paar Jahre Geld verdienen wollten, um daheim die Schulden abzahlen und neu beginnen zu können. "Wir arbeiteten, wir passten uns an, wir blieben", schrieb Giuseppe Boscia im Prolog zu seinem Buch, das 2011 zunächst als E-Book und dann im Gutacher Drey-Verlag erschienen ist. 

Schwierige Ankunft

Während seine jüngeren Geschwister die Schule besuchen durften und dort schnell Freunde fanden, war ihm dies verwehrt. "Es dauerte mehr als 30 Jahre, bis ich tatsächlich angekommen war", sagte er. Er heiratete mit Petra Waldvogel aus Wolfach eine Schwarzwälderin (später auch die Lektorin seines Buchs) und erzählte einmal, dass er sich erst mit der Geburt seines Sohnes Dario im Dezember 1996 "endgültig als Teil dieses Landes" gefühlt habe. Die deutsche Sprache hörte sich damals bei der Ankunft für den kleinen Sizilianer an wie Gebell. Niemals hätte er gedacht, dass er diese Sprache einmal so lieben würde, dass er darin seinem Sohn Geschichten erzählen und sogar ein Buch schreiben würde. 

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Die Annäherung der deutsch-italienischen Kinder in der Suppegass gelang bevor das Wort Integration überhaupt erfunden war. Aber außerhalb der Suppegass war das Leben schwer für den jungen "Itacker": "Ich hatte keine Probleme, ich war das Problem", erzählt er in seinem Buch: die Geschwister in der Schule, die Eltern bei der Arbeit, er auf der Straße und abends beschäftigt als Kegelbub, um mit dazu beizutragen, dass die Familie zu Hause die Hypothek ihres Hauses abzahlen konnte. 

Durchgekämpft

Als Zwölfjähriger bekam er Arbeit, musste aber überall wieder gehen, weil ihm die Polizei auf den Fersen war. Die Behörden hatten auf ganzer Länge versagt - aber die Fahndung nach dieser illegalen kindlichen Arbeitskraft funktionierte. Bis ihn Erich Neumayer endgültig unter seine Fittiche nahm. Er kämpfte sich mit seiner unerschütterlich positiven Seele durch, lernte Industriemechaniker, baute in den 80er-Jahren einen Groß- und Einzelhandel für Keramiken aus seiner Heimatstadt auf, später handelte er mit italienischen Weinen. Acht Jahre führte er in Baden-Baden sein Ladengeschäft »Carpe Diem« und ließ sich in dieser Zeit auch in klassischem Gesang ausbilden. 

Die Hausacher kennen ihn als Lieferanten bester italienischer Spezialitäten, als Sänger und vor allem als Freund. Abschied nehmen können sie am Freitag, 5. Mai, um 14 Uhr bei der Trauerfeier in der Hauskapelle des Bestattungsunternehmens Mechler in der Hauptstraße 82 in Bühl. Seine Urne wird im engsten Familienkreis beigesetzt. Seine Schwester Maria starb vor vielen Jahren wie er an Krebs. Von den Boscias, die 1960 nach Hausach kamen, leben nur noch seine Geschwister Pina und Santo. 

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