Hausacher Patrozinium im Festtagsglück
Die Hausacher feierten am Sonntag ihren heiligen Mauritius nach langer Zeit mal wieder mit einem richtigen Festgottesdienst samt Stadtkapelle und Kirchenchor.
Die Freude, an diesem sonnigen Spätsommertag endlich mal wieder einen „richtigen“ Festgottesdienst feiern zu dürfen, lag am Sonntag förmlich in der Luft. Der Klosterplatz bot genügend Platz, um auch mit dem gebotenen Corona-Abstand alle Feiernden aufzunehmen. Für den Altar wurde eigens eine Bühne mit Baumkulisse aufgebaut, Kirchenfahnen flatterten von den Masten.
Der Kirchenchor unter der Leitung von Dorothea Eberhardt brannte darauf, nach vielen Monaten endlich mal wieder im Gottesdienst singen zu dürfen. Er sang unter anderem zum Credo „Meine Zeit steht in deinen Händen“. Auch für die Stadtkapelle war dies ein lang ersehnter erster Auftritt nach der unfreiwilligen Corona-Pause. Und die Gemeinde durfte unter freiem Himmel auch wieder mal mitsingen. Innig erklang nach Phil Collins‘ „You’ll be in my heart“ der Stadtkapelle zur Gabenbereitung zum Sanctus das bekannte „Heilig“ aus der Schubert-Messe.
Ein „Soldaten-Heiliger“?
Einen „Soldaten-Heiligen“ als Kirchen- und Gemeindepatron zu haben, sei heute nicht selbstverständlich und für manche sogar fragwürdig, wurde im Liedblatt zum Gottesdienst aus der Schrift „Auf den Spuren des heiligen Mauritius“ der Diözese Rottenburg zitiert. Doch jede Zeit bringe in ihrem Kontext, unter ihren einmaligen und eigentümlichen Bedingungen, Heilige hervor.
Mauritius lebte im vierten Jahrhundert in „Zeiten, in denen das römische Rich mit dem Christentum nicht viel anfangen konnte“, erläuterte Pfarrer Christoph Nobs in seiner Predigt. Was im vierten Jahrhundert Mauritius war, seinen im 20. Jahrhundert jene gewesen, die im Nationalsozialismus Widerstand geleistet haben. Dem Kaiser – oder dem Führer – einen Befehl verweigern, sei ein schwieriges Problem.
„Ganz heißer Heiliger“
Die Haltung eines Christen sei loyal, solange etwas recht ist, kritisch, wo etwas grenzwertig ist, und nur, „wo etwas eindeutig barbarisch ist und den Geboten Gottes widerspricht, geht der Christ in den Widerstand“.
In einer Demokratie gebe es nur eine legale Gewalt: die der Staatsorgane. Jene, die sich derzeit als „Widerstandskämpfer für Recht und Ordnung stilisieren, zerstören diese, etwas Verlogeneres gibt es nicht“, fand der Pfarrer deutliche Worte gegenüber Mitmenschen, die unseren Staat als „Diktatur“ bezeichnen, in dem Widerstand zur Pflicht würde. So unaktuell sei der heilige Mauritius gar nicht, er sei ganz im Gegenteil ein „ganz heißer Heiliger“, der auch heute noch als Vorbild taugen könne.
Zur „Halbzeit“ vor der eucharistischen Feier trat der Pfarrgemeinderatsvorsitzende Alfredo Sanchez vor den Altar. Ihm sei erst in der Corona-Pandemie bewusst geworden, wie selbstverständlich er bisher den sonntäglichen Gottesdienst genommen und wie sehr dieser ihm gefehlt habe. Er dankte den ehrenamtlichen Helfern in Hausach, die durch große Mehrarbeit die Gottesdienste ermöglichen. Es werde jetzt und in Zukunft noch viel mehr darauf ankommen, Kirche selbst aktiv mitzuleben, um die Gemeinden lebendig zu erhalten. „Wir müssen in Hausach, Gutach, Hornberg und Niederwasser fest zusammenhalten“, beschwor Alfredo Sanchez die Gottesdienstbesucher.
Das „Te Deum“ der Stadtkapelle leitete den Segen ein, und danach gab’s als Postludium, als musikalisches Nachspiel, noch das Badnerlied.