Museum im Herrenhaus: Geschichtlicher Streifzug in Hausach
Was Hausach prägte und heute noch ausmacht, wird im Museum im Herrenhaus nur allzu deutlich. Der geschichtliche Streifzug lädt zum Verweilen und oft zum Staunen ein, denn fast zu jedem Ausstellungsstück weiß Museumsführer Edmund Mayer etwas zu erzählen. Und wenn es eine Anekdote aus seiner eigenen Hausacher Familiengeschichte ist.
In akribischer Arbeit war Helmut Spinner ehrenamtlich und maßgeblich im Museum im Herrenhaus tätig. Nach seinem Tod im Dezember 2014 galt es, sein Wirken fortzuführen. Seither fällt das Museum auch in den Tätigkeitsbereich von Kulturamtsleiter Hartmut Märtin. Begeistert lauscht auch er den Ausführungen von Edmund Mayer, der schon im Flur mit seinen Erinnerungen loslegt. »Innendrin sah das Herrenhaus ganz anders aus, der Flur war so groß, dass man darin Radfahren konnte«, berichtet er.
Die Räume sind hell und übersichtlich. »Die Struktur ist es, was die Besucher zu schätzen wissen«, betont Mayer, und findet das Museum »ein Paradebeispiel«. Er selbst stieß zum Museumskreis, als Helmut Spinner einen Handwerker brauchte und Mayer immer wieder Hand anlegte.
Bis 1990 saniert
Das Herrenhaus wurde unter der Mitwirkung des Historischen Vereins und der Narrenzunft Hausach – beide haben ihre Keller im Untergeschoss –saniert und 1990 eröffnet. Der denkmalgeschützte Barockbau blickt auf eine lange Geschichte zurück. 1760 bis 1770 für die Besitzer und »Herren« des im Jahr 1740 gegründeten Schmelz- und Hammerwerkes gebaut, diente es bis zum Zweiten Weltkrieg als Wohnhaus. Unter anderem wurde Ignaz Speckle, der letzte Abt von St. Peter, darin geboren. Nach dem Krieg dienten die Räumeals Klassenzimmer für Eisenbahnschüler. Sie standen anschließend leer, wurden von wohnungslosen Menschen bezogen, das Haus zerfiel immer mehr. In den 1960er-Jahren wurden Stimmen laut, das Anwesen abzureißen. »Besonders die Initiative des Historischen Vereins verhinderte dies«, betont Hartmut Märtin.
Die Exponate stammen meist aus Privatbesitz. »Zum Beispiel Relikte von Handwerkern, die es heute nicht mehr gibt«, erklärt Mayer. Hausach wurde geprägt durch den Bau der Schwarzwaldbahn im Jahr 1866. Sie bildet einen der Schwerpunkte des Museums. Bergbau, Land-, Vieh- und Waldwirschaft, bäuerliches Leben, das Handwerk und die Industrie dokumentieren die Entwicklung des Schwarzwaldstädtchens.
Komplette Schuhmacherwerkstatt
Die komplette Werkstatt des Schuhmachermeisters Josef Klausmann ist ausgestellt, altes Werkzeug wie den »Faulenzer« kann man ebenso besichtigen wie die alte Bandsäge der Zimmerei Welle. An die Hutfabrik wird erinnert und an das Walzwerk. Genagelte Schuhe, Trachten aus früherer Zeit und die Küche mit dem Schuhputzzeug im Hocker – aber auch besondere Exponate wie das Zinnenmännchen, ein Fragment aus einer Ofenkachel, das ein Lesefund von Helmut Spinner auf dem Schlossberg war, sind hier ausgestellt. Oder der im Schwarzwald größte gefundene Turmalinstein gehören dazu. Einzigartig ist das etwa 3000 Jahre alte Beil aus der Bronzezeit, das auf dem Schlossberg gefunden wurde.
»Mit den Jahren kommt man immer mehr hinter die Geschichte, die hinter diesen Dingen steckt und entwickelt dafür eine gewisse Sensibilität«, schwärmt Edmund Mayer. »Hausach war Vorreiter in Sachen Schwimmbad«, erinnert er an das Bad von 1931 im Zusammenhang mit dem Kanal, »der Lebensader für die Hausacher Industrie«. Die Pläne von 1930 zur Fortsetzung der Elztalbahn, deren Strecke mit Bahnhöfen in Unter- und Oberprechtal sowie Büchern um den Farrenkopf herum bis nach Hausach führen sollte, sind zu sehen.
Trauzimmer auch für Sonderausstellungen
Eins ist klar, das schmucke Barrockhaus mit seinen schönen Räumlichkeiten, unter anderem auch dem Trauzimmer, das neben Trauungen auch Platz für Sonderausstellungen hat, bietet den passenden Rahmen für das städtische Museum. Einziges Manko: Es befindet sich im dritten Stock (in den ersten beiden sind Klassenzimmer der Kaufmännischen Schule untergebrach) und ist für gehbehinderte Menschen schwer zugänglich.
Museumskreis sucht Helfer
Neben Edmund Mayer und Hartmut Märtin übernehmen auch Ursula und Herbert Aberle, Hubert Maier-Knapp, Michael Kolinski, Waltraud Maygutiak, Rita Heim, Bernd Schmid, Alfons Streit, Klaus Schmid und Udo Prange Museumsdienste, bis vor kurzem auch Hilda Spinner und Manfred Kienzle. Regelmäßig trifft sich der Museums-kreis, Udo Prange und Bernd Schmid sind derzeit im Museumsbüro tätig, um Dinge zu sichten und zu archivieren.
»Es ist viel zu tun«, bestätigt Hartmut Märtin und hofft auf weitere Mitstreiter, da sich einige nach langjähriger Mitarbeit aus dem Museumsdienst zurückziehen möchten.
Öffnungszeiten und Eintritt
Das Museum im Herrenhaus öffnet immer sonntags von 14 bis 17 Uhr. Sonderführungen sind nach Absprache unter Telefon 07831/7975 jederzeit möglich. Der Eintritt ist frei. Zum »Tag des Denkmals« am kommenden Sonntag gibt es um 14 und 16 Uhr Sonderführungen.