»Himmlische Klänge« am Altar

Andreas Buchta - »Les Voyelles« mit der Pianistin Claudia Janz begeisterten zum Auftakt der Klosterkonzerte mit ihrem Programm »Sons Célèstes«.
Haslach. Nur spärlich besetzt mit Freunden französischer Musik war die Klosterkirche am Sonntag beim ersten Klosterkonzert der Saison. »Les Voyelles« nennt sich das sechsköpfige Frauen-Vokalensemble; »Sons Célèstes« hieß ihr Programm mit französischen Vokal-Kompositionen, umrahmt von Claudia Janz mit Solostücken auf dem Klavier.
Das Konzert, das die sieben Musikerinnen präsentierten, war ein beeindruckendes Zeugnis französischen Musikschaffens des 19. und 20. Jahrhunderts. Da stimmte einfach alles: die Auswahl der Stücke, der Wechsel mit den Solopartien auf dem Flügel und der ungemein genaue und harmonische Zusammenklang der Stimmen und der Klavierbegleitung.
Vielstimmig begannen die Sängerinnen ihr Konzert am Kirchenportal mit dem »Kyrie« aus einer Messe von André Caplet – und sorgten gleich zu Beginn für eine akustische Überraschung: Mit ihren hellen, klaren Stimmen erzielten sie von dieser Stelle aus einen ganz eigenen, nachhallenden Klang. Ein eher gewohntes Klangbild ergab sich beim zweiten »Kyrie«, diesmal von Jean Langlais, das von vorn im Altarraum erklang, mit einer Altstimme und Klavier, gefolgt von allen sechs Stimmen mit Gabriel Faurés lateinischem »Tantum ergo«.
Hebräische Psalmen
Zum wunderbaren, ebenfalls in Latein gehaltenen Wechselgesang der einzelnen Stimmlagen wurde »Les Angélus« von Claude Debussy, ein Gesang, der sich in der wundervollen Akustik der kleinen Kirche fantastisch entfalten konnte. Eine berührende Psalmenvertonung in hebräischer Sprache von Arthur Honegger und dessen »Cantique de Paques«, ursprünglich ein Werk für Chor und Orchester in reizvoller Fassung für sechsstimmiges Frauenensemble und Klavier, wurden zu einem klangvollen Höhepunkt des Abends.
Barocke Miniatur
Immer wieder wurden die Chorpassagen unterbrochen durch virtuose solistische Klaviereinlagen wie Jean-Philipp Rameaus »Les Sauvages« oder die barocke Miniatur »La Muse-Plantine« von François Coupertin.
Fremdartig nahmen sich Francis Poulencs »Litanies à la Vierge Noire« aus, verfremdet noch durch die konterkarierenden Klaviertöne: eine schwierige, unglaublich genau gesungene, moderne Komposition. Mit lateinischen Mariengebeten von Maurice Duruflé und Camille Saint-Saëns und zwei Ave Maria kam zum Abschluss der Höhepunkt des Abends: vier Sätze aus einer hochromantischen Messe von Cécile Chaminade mit ihrem jubelnden »Kyrie«, dem kraftvollen Gotteslob »Gloria«, dem ehrfürchtigen »Sanctus et Benedictus« und dem von Zuversicht geprägten »Agnus Dei«.
Der Beifall des kleinen Publikums war gewaltig, und die Musikerinnen ließen sich noch zu einer Zugabe überreden – auch sie wiederum von makelloser Schönheit: Ein Stück aus Francis Poulencs »Dialogues«.