Sanierung steht an

Holz des Schiltacher Lohmühlen-Wasserrads ist alt

Martina Baumgartner
Lesezeit 3 Minuten
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04. August 2020

Thomas Kipp und Klaus Wickersheimer (von links) möchten den Blick in die Technik der Wasserkraftgewinnung und das historische Bauwerk des Lohmühlen-Wasserrads im Gerberviertel in Schiltach erhalten. ©Martina Baumgartner

Das Holz des Lohmühlen-Wasserrads ist in die Jahre gekommen. Thomas Kipp und Klaus Wickersheimer haben sich der Sanierung des historisch-technischen Bauwerks angenommen.

Das Gerberviertel ist neben dem Schiltacher Marktplatz ein touristischer Glanzpunkt. Das sich permanent drehende Mühlrad an der Außenwand des Gerbermuseums zieht die Blicke an – normalerweise. Denn aktuell dreht sich dort nichts, doch bewegen tut sich eine ganze Menge: Thomas Kipp und Klaus Wickersheimer sanieren das technische Bauwerk nämlich gerade. „Leider gibt es kaum noch Mühlenbauer und mit ihnen verschwindet auch das Wissen um dieses Handwerk“, bedauert Kipp.

Energietechniker

Der ehemalige Schiltacher Flößerobmann hat bereits autodidaktische Erfahrungen mit der Sanierung des größeren Wasserrads im Flößermuseum. Das hat er 2007 und 2017 rundum ausgebessert. Neben der Instandhaltung betreibt Kipp das Rad auch als Energietechniker und kann mit dessen Hilfe 30 bis 40 Haushalte mit Strom versorgen, der ins Netz eingespeist wird. 

Großes, fachliches Interesse an einer Sanierung des kleineren von beiden Wasserrädern im Gerberviertel sowie eine mögliche Wiederbelebung der damit angetriebenen Lohmühle (Stichwort I) hat auch Schreiner und Holzbildhauer Wickersheimer: „Das ist eine seltene und tolle Erfahrung“, schwärmt der pensionierte Lehrer. Die beiden technikaffinen Handwerker haben bereits vor rund zwei Wochen mit den Arbeiten begonnen. „Dazu braucht’s viel Fingerspitzengefühl“, so Kipp und Wickersheimer nach ihrer bisherigen Erfahrung. Das Holz wird in nassem Zustand verarbeitet, damit es beim späteren und permanenten Betrieb des Wasserrads nicht weiter aufquillt und zusätzlich Spannung  aufbaut. 

24 Schaufeln

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Das Rückgrat des Rads, die 14 Speichen, die im stählernen Radstern stecken, sind bereits erneuert und so dessen Stabilität wieder hergestellt. Nun gehen Kipp und Wickersheimer an die 24 Schaufeln mit jeweils fünf Brettern von 1,26 Meter Länge, 18 Zentimeter Breite und 30 Millimeter Stärke.

Dort werden zunächst die äußeren Bretter der Schaufeln in Robinienholz ersetzt. Brett für Brett ist eine Maßanfertigung, denn bis auf drei Millimeter müssen diese passgenau im Radkasten laufen, durch den der Mühlenkanal fließt (Stichwort II). Danach werden die nach innen zeigenden Bretter der Schaufeln ersetzt. Rund 500 Schrauben mit eigens dafür gebohrten Löchern kommen zum Einsatz.

Kaum noch Hartholz gesägt

Das eingesetzte Eichen- und Robinienholz ist Kernholz, verschleißarm und zeichnet sich durch Langlebigkeit aus. „Nur noch wenige heimische Betriebe sägen Hartholz. Wir haben einen in Welschensteinach gefunden, der uns damit beliefern konnte“, so Kipp. Nach der Sanierung des Wasserrads nehmen Wickersheimer und Kipp auch den Einlass, vom Mühlenkanal in den Radschacht, ins Visier. Die Sanierungsarbeiten sollen spätestens in zwei Wochen beendet sein. 

Museumsleiter Andreas Morgenstern schaut immer mal wieder an der Baustelle vorbei. Er sei froh, dass sich die beiden Schiltacher mit ihrem Wissen an die Umsetzung der Sanierung machen, sagt er. „Mit einem funktionierenden historischen Wasserrad zeigen wir den Besuchern ein Stück Technik- und Kulturgeschichte. Zugleich kann man dort auch einen Blick in die Zukunft werfen: Ökologische Stromgewinnung, wie sie bereits vor rund 500 Jahren üblich war.“ Nach einer technischen Prüfung wäre ein Lohmühlenbetrieb zu Schauzwecken denkbar, so Morgenstern auf Nachfrage des Offenburger Tageblatts.

Info

Gemahlene Rinde

Eine Lohmühle dient zur Zerkleinerung der für die Lohgerberei notwendigen pflanzlichen Gerbmittel. Es werden vor allem Fichten- und Eichenrinden aus Lohwäldern zur Lohe zermahlen. Diese ist sehr gerbsäurehaltig und deshalb geeignet zum Gerben von Leder. 

Info

Unterschlächtiges Wasserrad

Bei unterschlächtigen Wasserrädern (im Gegensatz zu oberschlächtigen oder mittelschlächtigen) fließt das Wasser unter dem Rad in einem Kropf (Radschacht) durch. Der Kropf ist eine Führung, welche dem Rad angepasst ist. Sie verhindert, dass Wasser unterhalb und seitlich der Schaufeln abfließt, ohne es anzutreiben. Die Schiltacher Lohmühle von 1860 wird unterschlächtig angetrieben, was bei Wasserrädern zur ältesten Betriebsweise gehört. Das Museums­areal im Gerberviertel wurde in den 1980er-Jahren komplett umgestaltet und die Transmission (Kraftübertragung) zur Lohmühle am historischen Platz erneuert. Zwei Zimmerer auf der Walz aus dem Dresdner Raum erneuerten 2007 lediglich die Schaufeln des Schiltacher Lohmühle-Wasserrads im Gerberviertel.

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